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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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nicht.
    »Ich wünschte, es wäre Morgen und ich könnte hinausgehen und Ihnen einen Strauß von diesen Blumen pflücken … von diesen Herbstaugen, die wir vorhin gesehen haben.«
    Er lachte und zog sie an sich. »Gute Nacht, Miss Stern.«
    ETCHEBAR
    Es war schon später Vormittag, als Hana das Klatschen einer Steinplatte im Bach hörte und, als sie aus dem Château trat, Hel mit aufgekrempelten Hosenbeinen, die Unterarme tropfnass, damit beschäftigt fand, die Klangsteine umzuarrangieren.
    »Ob ich wohl jemals Perfektion erreichen werde, Hana?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kannst nur du allein beurteilen, Nikko. Ist Hannah sicher in der Hütte untergebracht?«
    »Ja. Ich glaube, die Mädchen haben inzwischen das Wasser heiß gemacht. Hast du Lust, mit mir zu baden?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie saßen einander gegenüber, die Füße wie immer ineinander verschlungen, die Augen geschlossen, ihre Körper schwerelos.
    »Ich hoffe, du warst nett zu ihr«, murmelte Hana schläfrig.
    »War ich.«
    »Und du? Wie war es für dich?«
    »Für mich?« Er öffnete die Augen. »Madame, haben Sie im Moment etwas Dringendes auf Ihrem Terminkalender?«
    »Ich muss in meinem carnet de bal nachsehen, aber möglicherweise kann ich Ihnen zu Gefallen sein.«
    Kurz nach Mittag, als er hoffen durfte, dass das örtliche Telefonnetz wenigstens andeutungsweise funktionierte, meldete Hel ein Transatlantikgespräch mit der Nummer an, die Diamond ihm gegeben hatte. Er hatte beschlossen, der Muttergesellschaft mitzuteilen, dass Hannah Stern nach Hause zurückkehren und die Septembristen in Ruhe lassen werde. Er vermutete, dass Diamond bei dem Gedanken, Nikolai Hel abgeschreckt zu haben, persönliche Genugtuung empfinden würde, aber so wie ein Lob aus seinem Munde ihn nie hätte mit Stolz erfüllen können, so vermochte ihn Diamonds Verachtung auch nicht zu beschämen.
    Es würde über eine Stunde dauern, bis das träge und senile französische Fernsprechsystem sein Gespräch durchgestellt hatte, und er wollte sich die Wartezeit mit einem Inspektionsgang über seinen Besitz verkürzen. Er fühlte sich unbeschwert, versöhnlich gestimmt gegen jeden und alles, und er genoss jene allgemeine Euphorie, die erlebt, wer knapp einer Gefahr entronnen ist. Aus einer Konstellation nicht ganz klar umrissener Gründe hatte er sich dagegen gesträubt, in eine Angelegenheit hineingezogen zu werden, die von persönlichen Gefühlen und Leidenschaften bestimmt war.
    Als er durch das Ligusterlabyrinth auf dem Ostrasen schlenderte, begegnete er Pierre, der sich in seinem gewohnten Nebel weinseliger Zufriedenheit befand. Der Gärtner blickte zum Himmel auf und verkündete feierlich: »Ah, M’sieur. Es wird bald einen Sturm geben. Alle Zeichen deuten darauf hin.«
    »Ach ja?«
    »O gewiss, daran besteht kein Zweifel. Die kleinen Morgenwölkchen treiben auf die Flanke des ahuñe-mendi zu. Die ersten ursoa sind heute Mittag das Tal hinaufgezogen. Die sagarra hat ihre Blätter im Wind gedreht. Das sind zuverlässige Zeichen. Ein Sturm ist unvermeidlich.«
    »Schade. Wir könnten ein bisschen Regen gebrauchen.«
    »Stimmt, M’sieur. Aber sehen Sie! Da kommt M’sieur Le Cagot. Wie elegant er aussieht!«
    Le Cagot kam ihm über den Rasen entgegen, immer noch in der zerdrückten, theatralischen Pracht seines Anzugs von vor zwei Tagen. Als er sich näherte, schwankte Pierre mit der Erklärung davon, es gäbe viele tausend Dinge zu tun, die seine besondere Aufmerksamkeit erforderten.
    Hel begrüßte seinen Freund. »Ich habe dich eine ganze Weile nicht gesehen, Beñat. Wo hast du gesteckt?«
    » Bof . Ich war oben in Larrau bei der Witwe, der ich das Feuer im Leib löschen musste.« Le Cagot wirkte unruhig, seine Scherze klangen mechanisch und einstudiert.
    »Eines Tages, Beñat, wird diese Witwe dich in die Falle locken, und dann bist du … He, was ist los mit dir? Was ist passiert?«
    Le Cagot legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Ich habe schlechte Nachrichten für dich, mein Freund. Etwas Schreckliches ist geschehen. Das junge Mädchen mit den prallen Brüsten … Dein Besuch …«
    Hel schloss die Augen und wandte den Kopf ab. Nach einer Weile fragte er leise: »Tot?«
    »Leider, ja. Ein Contrabandier hörte die Schüsse. Als er die Hütte erreichte, war sie schon tot. Man hat sie … Sie haben oft, sehr oft auf sie geschossen.«
    Hel holte lange und tief Luft und hielt dann den Atem einen Moment zurück; endlich stieß er ihn langsam aus, um so den

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