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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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mitnähme als dich. Aber diesmal handelt es sich um etwas, das nicht mit Mut allein zu bewältigen ist. Diesmal muss ich unauffällig vorgehen.«
    Nach seiner Gewohnheit war Le Cagot vor die Tür des tatami -Zimmers getreten, hatte sich abgewandt und seine Hose aufgeknöpft, um sich beim Sprechen zu erleichtern. »Glaubst du etwa, ich könnte nicht unauffällig sein? Ich bin die Diskretion persönlich! Ich bin ein Chamäleon, ich kann mich jeder Umgebung anpassen und mich unsichtbar machen!«
    Hel musste lächeln. Dieser selbst erschaffene Volksmythos, der da vor ihm stand, prächtig anzusehen in seinem zerdrückten fin-de-siècle- Abendanzug, dessen Rheinkieselknöpfe an der Brokatweste in der Sonne glitzerten, dieser Bulle, der seine Baskenmütze tief über die Sonnenbrille herabgezogen hatte, dessen rostroter stahlgrau melierter Bart so lang war, dass er die seidene Halsbinde bedeckte, und der die sturmerprobte makila unter den Arm geklemmt hatte, während er mit einer Hand seinen Penis hielt und Urin verspritzte wie ein Schuljunge – dieser Mann behauptete, diskret und unauffällig zu sein?
    »Nein. Ich möchte dich lieber nicht mitnehmen, Beñat. Du kannst mir viel besser helfen, wenn du arrangierst, um was ich dich gebeten habe.«
    »Und dann? Was soll ich tun, während du weg bist und dich amüsierst? Beten und Däumchen drehen?«
    »Ich will dir was sagen. Während ich unterwegs bin, kümmerst du dich um die Vorbereitungen für die Erforschung deiner Höhle, ja? Du schaffst den Rest der Geräte, die wir brauchen, den Einstiegsschacht hinunter. Die Taucheranzüge, die Pressluftflaschen. Und wenn ich zurück bin, werden wir versuchen, sie vom Eingang bis zum Ende zu durchklettern. Was hältst du davon?«
    »Besser als nichts. Aber viel ist es wirklich nicht.«
    Ein Dienstmädchen kam herein und meldete Hel, im Haus werde nach ihm verlangt.
    Er fand Hana mit dem Telefonhörer in der Linken, die Rechte über die Sprechmuschel gelegt, in der Küche. »Es ist dieser Mr. Diamond. Der Rückruf aus den Vereinigten Staaten.«
    Hel schaute das Telefon an, dann senkte er den Blick zu Boden. »Sag ihm, er wird bald von mir hören.«
    Sie hatten ihre Mahlzeit im tatami -Zimmer beendet und beobachteten nun den abendlichen Wechsel der Schatten draußen im Garten. Er hatte ihr gesagt, dass er ungefähr eine Woche lang fort sein würde.
    »Hat es mit Hannah zu tun?«
    »Ja.« Er sah keine Veranlassung, ihr mitzuteilen, dass das Mädchen tot war.
    Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Wenn du zurückkommst, ist mein Aufenthalt bei dir bald zu Ende.«
    »Ich weiß. Und du wirst dich entscheiden müssen, ob du unser gemeinsames Leben fortsetzen möchtest.«
    »Ich weiß.« Sie senkte den Blick, und zum ersten Mal entdeckte er einen Anflug von Röte auf ihren Wangen. »Nikko? Wäre es eigentlich sehr dumm, wenn wir daran dächten zu heiraten?«
    »Heiraten?«
    »Ach, lass nur. Ein dummer Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Ich glaube, ich würde es selbst nicht wollen.« Sie hatte die Idee sehr behutsam vorgetragen und war vor seiner ersten Reaktion sofort zurückgeschreckt.
    Minutenlang blieb er in Gedanken versunken sitzen. »Nein, dieser Vorschlag ist überhaupt nicht dumm. Wenn du dich entschließt, mir Jahre deines Lebens zu schenken, müssen wir natürlich etwas unternehmen, um deine Zukunft zu sichern. Lass uns darüber sprechen, wenn ich wieder zurück bin.«
    »Ich könnte nie wieder davon anfangen, Nikko.«
    »Das ist mir klar, Hana. Aber ich kann es.«

Vierter Teil • Uttegae
    SAINT-JEAN-DE-LUZ/BIARRITZ
    Das offene Fischerboot pflügte durch den Wellenpfad des untergehenden Mondes, Quecksilber auf dem Meer, ein Effekt, wie vom Pinsel eines Kitschaquarellisten hingetupft. Der Dieselmotor tuckerte asthmatisch und keuchte noch einmal auf, als er abgestellt wurde. Der Kiel lief knirschend auf den Kiesstrand, und das Boot legte sich schräg. Hel kletterte über Bord; dann stand er, den Seesack über der Schulter, knietief in der Brandung. Sein Winken wurde vom Boot aus mit einer unbestimmten Geste erwidert, und er watete, die Leinenhose schwer vom Wasser, auf die verlassene Küste zu. Die geflochtenen Sohlen seinerEspadrilles bohrten sich tief in den Sand. Der Motor hustete, begann von neuem sein rhythmisches Tuckern, und das Boot hielt wieder aufs Meer hinaus, an der stumpfschwarzen Küste entlang mit Kurs auf Spanien.
    Vom Grat einer Düne aus sah er die Lichter der Cafés und Bars rings um den kleinen Hafen von

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