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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Weg. Nun gut, sie konnte die Fahrer fragen. Dass es ihr nicht schwerfallen würde, mitgenommen zu werden, wusste sie. Wenn man hübsch ist und jung … und vollbusig …
    Der erste Wagen brachte sie bis nach Pau, und der Fahrer erbot sich noch, ihr eine Übernachtungsmöglichkeit zu besorgen. Stattdessen überredete sie ihn, sie am Ortsende abzusetzen und ihr den Weg nach Tardets zu erklären. Die Gangschaltung schien sehr schwer zu bedienen zu sein, denn seine Hand rutschte zweimal vom Schalthebel ab und streifte ihr Knie. Fast unmittelbar nachdem er sie abgesetzt hatte, wurde sie abermals mitgenommen. Nein, er fahre nicht nach Tardets. Nur bis Oléron. Aber er könne ihr dort eine Übernachtungsmöglichkeit besorgen …
    Ein dritter Wagen, ein dritter zudringlicher Fahrer, und Hannah hatte das Dörfchen Tardets erreicht, wo sie sich im Café nach dem Weg erkundigte. Das erste Hindernis, auf das sie stieß, war der einheimische Dialekt, die langue d’oc mit einer starken Beimischung von Souletin-Baskisch, in dem der Ausdruck une petite cuillère acht Silben hat.
    »Was suchen Sie denn?«, fragte der Cafébesitzer, während sein Blick von ihren Brüsten zu ihren Beinen hinabwanderte.
    »Das Château d’Etchebar. Den Wohnsitz von Monsieur Nikolai Hel.«
    Der Cafébesitzer runzelte die Stirn, schaute blinzelnd zu den Arkaden hinauf und kratzte sich mit einem Finger unter der Mütze, jener obligaten Kopfbedeckung der Basken, die sie nur im Bett, im Sarg oder als Schiedsrichter beim Rebot- Spiel abnehmen. Nein, diesen Namen habe er noch nie gehört. Hel, sagen Sie? (Er konnte das h aussprechen, weil es ein baskischer Laut ist.) Vielleicht wisse seine Frau etwas. Er werde sie fragen. Ob Mademoiselle inzwischen eine Erfrischung wünsche? Sie bestellte Kaffee, der bitter war, stark und mehrmals aufgewärmt und in einer Blechkanne gebracht wurde, deren Gewicht zur Hälfte aus dem Lötzinn des Kesselflickers bestand, die aber trotzdem noch undicht war. Der Cafébesitzer schien diesen Umstand zu bedauern, ihn jedoch mit dumpfer Schicksalsergebenheit hinzunehmen. Er hoffe, sie habe sich an dem Kaffee, der ihr aufs Bein getropft sei, nicht verbrannt. Er sei nicht heiß genug, um sich daran zu verbrennen? Gut. Gut. Er verschwand im Hintergrund des Cafés, angeblich, um sich nach Monsieur Hel zu erkundigen.
    Das war vor einer Viertelstunde gewesen.
    Mit vor Erschöpfung geweiteten Augen starrte Hannah auf den sonnenbeschienenen Platz hinaus, der leer war bis auf ein paar verbeulte Autos, zumeist2 CV s mit 64er Nummernschildern, die achtlos jeweils dort abgestellt waren, wo ihre Fahrer gerade gehalten hatten.
    Mit ohrenbetäubendem Motorenlärm, knirschender Gangschaltung und einer stinkenden Auspuffwolke bog ein riesiger deutscher Laster um die Ecke; zwischen ihm und den Fassaden der Häuser blieb kaum eine Handbreit Abstand. Schwitzend, am Lenkrad kurbelnd, gelang es dem Deutschen, das Monstrum mit zischenden Luftdruckbremsen auf den Platz zu manövrieren, wo er allerdings auf ein besonders hartnäckiges Hindernis stieß: Zwei Baskinnen beanspruchten stur die Straßenmitte und tauschten mit unbewegter Miene, nur aus den Mundwinkeln zischelnd, den neuesten Dorfklatsch aus. Sie waren mittleren Alters, schwerfällig und breit gebaut und stapften auf stämmigen, krummen Beinen einher, ohne sich von der Frustration und der Wut des Lkw-Fahrers beeindrucken zu lassen, der hinter ihnen herkriechen musste, wobei er erbitterte Verwünschungen ausstieß und hilflos mit der Faust aufs Lenkrad hämmerte.
    Hannah Stern jedoch hatte jetzt keinen Sinn für dieses bildhafte Beispiel französisch-deutscher Beziehungen in der EG , außerdem tauchte eben der Cafébesitzer wieder auf; sein dreieckiges Baskengesicht strahlte.
    »Ach so, Monsieur Hel suchen Sie!«, rief er aus.
    »Das sagte ich.«
    »Ja, wenn ich gewusst hätte, dass Sie Monsieur Hel meinen …« Er hob die Schultern und breitete die Hände in einer Geste aus, die andeuten sollte, eine etwas klarere Ausdrucksweise von Hannahs Seite hätte ihnen beiden zweifellos viel Mühe erspart.
    Dann beschrieb er ihr den Weg zum Château d’Etchebar: zuerst, von Tardets aus (das r gerollt, t und s mitgesprochen), über den gave, dann durch das Dorf Abense-de-Haut (fünf Silben, h und t mitgesprochen), weiter durch Lichans (ohne Nasallaut, s mitgesprochen), dann die rechte Abzweigung nehmen, die in die Berge führt; aber auf gar keinen Fall die linke, sonst käme sie nach Licq.
    »Ist das

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