Shibumi: Thriller (German Edition)
observieren lassen?«
»Deine Zielpersonen? Selbstverständlich.«
»Angenommen, deine Regierung stimmt meinem Vorschlag zu. Dann müsste ich das gesamte Hintergrundmaterial haben, das euch zur Verfügung steht.«
»Hab ich mir schon gedacht. Übrigens, ich habe den Herren versichert, dass du diese Aktion – sollte ihr Entschluss entsprechend ausfallen – ohne Hinweis auf ein geheimes Einverständnis oder gar eine Verantwortung unsererseits durchführen wirst. Das ist doch richtig, nicht wahr?«
»Nicht ganz. Aber ich kann es so einrichten, dass die Muttergesellschaft, auch wenn sie einen Verdacht hat, niemals ein geheimes Einverständnis nachweisen kann.«
»Na ja, immer noch besser als nichts.«
»Zum Glück hast du mich abholen lassen, bevor ich durch die Passkontrolle kam; also taucht meine Ankunft nicht in euren Computern und somit auch nicht in den ihren auf.«
»Darauf würde ich mich allerdings nicht verlassen. Die Muttergesellschaft hat Millionen von Augen und Ohren.«
»Stimmt. Weißt du auch wirklich ganz genau, dass dies hier ein absolut sicheres Haus ist?«
»Aber ja! Die Damen sind zwar nicht gerade das, was man als sehr subtil bezeichnen könnte, doch sie besitzen eine Eigenschaft, die mindestens ebenso viel wert ist: Sie sind ahnungslos. Sie haben nicht die geringste Vorstellung von dem, was wir hier tun. Sie wissen nicht mal, womit ich mein Geld verdiene. Und der Herr des Hauses – falls man ihn so bezeichnen kann – macht uns schon gar keine Schwierigkeiten. Wir lassen ihn nämlich nur selten ins Land.«
Sir Wilfred erklärte, Lord Biffen lebe als Doyen einer Schar altersschwacher Steuerhinterzieher in der Dordogne, die sie zum Unbehagen und Abscheu der einheimischen Bauern heimgesucht haben. Die Biffens seien ein typisches Beispiel ihrer Art: irischer Adel, in jeder zweiten Generation finanziell durch einen Schuss amerikanisches Metzgerblut saniert. Der jetzige Lord hatte sich in seiner Sucht, möglichst viele Steuern zu hinterziehen, übernommen und in zwielichtige Geschäfte in den Freihäfen der Bahamas eingelassen. Dadurch hatte die Regierung ihn und seinen britischen Besitz in der Hand, und er verhielt sich kooperativ, indem er in Frankreich blieb, solange man es von ihm verlangte, wo er auf seine Art den gerissenen Geschäftsmann spielte, indem er den einheimischen Frauen antike Möbel und Automobile abschwindelte, stets darauf bedacht, die Post vor seiner Frau abzufangen, damit sie seinen miesen kleinen Schurkereien nicht auf die Spur kam. »Ein alter Dummkopf! Du kennst den Typ. Auffallende Krawatten, Shorts zu Straßenschuhen und Kniestrümpfen. Aber die Frau und die Töchter samt dem Besitz hier sind für uns zuweilen recht nützlich. Was hältst du denn nun von der Alten?«
»Ein bisschen allzu besessen.«
»Mhm. Ich weiß, was du meinst. Nur, wenn du fünfundzwanzig Jahre bloß das gekriegt hättest, was der alte Knabe zu bieten hat, wärst du wohl auch ein bisschen spermabesessen. Aber wollen wir jetzt nicht hinuntergehen?«
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück schickte Sir Wilfred die Damen fort und machte es sich mit seiner letzten Tasse Kaffee bequem. »Ich habe heute Morgen schon mit den Oberen telefoniert, Nikolai. Sie sind zur Kooperation bereit – unter einigen Bedingungen allerdings.«
»Die aber möglichst minimal sein sollten.«
»Erstens verlangen sie die Zusicherung, dass diese Informationen nie wieder gegen sie verwendet werden.«
»Die hättest du ihnen sofort geben können. Du weißt genau, dass der Mann, den ihr den Gnom nennt, die Originale immer sofort vernichtet, wenn der Handel abgeschlossen ist. Auf dieser Gepflogenheit beruht sein guter Ruf.«
»Ganz recht. Und ich werde sie auch dahingehend beruhigen. Die zweite Bedingung lautet, ich soll ihnen Bericht erstatten, das heißt, ihnen versichern, dass ich deinen Plan sorgfältig geprüft habe, dass ich ihn für wasserdicht halte und sicher bin, dass die Regierung nicht unmittelbar hineingezogen wird.«
»In unserem Geschäft ist nie etwas wasserdicht.«
»Na schön. Also annähernd wasserdicht. Du wirst mich daher ins Vertrauen ziehen, mich über die Einzelheiten deiner hinterhältigen Machenschaften informieren müssen.«
»Bestimmte Einzelheiten kann ich dir erst geben, wenn ich euren Observationsbericht über die Septembristen gelesen habe. Aber ich kann’s dir in groben Zügen umreißen.«
Binnen einer Stunde hatten sie sich auf Hels Vorschlag geeinigt, obwohl Sir Wilfred Bedenken
Weitere Kostenlose Bücher