Shibumi: Thriller (German Edition)
Ungeschicklichkeit seines arabischen Landsmanns peinlich. Als Oxford-Absolvent der dritten Generation, dessen Familie seit langer Zeit die kulturellen Vorteile der Beteiligung an der Ausbeutung ihres Volkes durch die Briten genoss, verachtete Mr. Able diesen parvenühaften Sohn eines Kameltreibers, der vermutlich auf Öl gestoßen war, als er einen Zeltpflock zu tief in den Boden gerammt hatte.
Außerdem ärgerte er sich darüber, dass man ihn mitten aus einem intimen geselligen Beisammensein abgerufen hatte, damit er sich um irgendein nicht näher erläutertes Problem kümmere, das seinen Ursprung zweifellos in der Unfähigkeit seines Landsmanns und dieser Barbaren von der CIA hatte. Und hätte hinter diesem Befehl nicht die Autorität des Vorsitzenden der Muttergesellschaft gestanden, er hätte ihn kurzerhand ignoriert, denn als er unterbrochen wurde, hatte er gerade das Vergnügen einer äußerst charmanten und angenehm erregenden Plauderei mit einem bezaubernden jungen Mann gehabt, dessen Vater amerikanischer Senator war.
Der Deputy reagierte auf die hochmütige Verachtung des OPEC -Mannes, indem er im Hintergrund der Kabine blieb und angestrengt so tat, als sei er mit wichtigeren Dingen als dieser Bagatelle beschäftigt.
Darryl Starr wiederum war bemüht, den Eindruck kühler Indifferenz zu erwecken, indem er mit den Münzen in seiner Tasche klimperte und tonlos durch die Zähne pfiff.
Mit spürbarem Ruck kam der Fahrstuhl zum Stehen, und Miss Swivven schob eine zweite Magnetkarte in den Schlitz, die ihnen die Tür öffnete. Der Palästinenser nutzte die Gelegenheit, ihr schnell den Hintern zu tätscheln. Sie zuckte zusammen und wich ihm aus.
Aha, dachte er. Ein anständiges Mädchen. Vermutlich Jungfrau. Umso besser. Auf Jungfräulichkeit legen die Araber größten Wert, denn sie scheuen den Vergleich.
Darryl Starr und der Deputy musterten beide ihre Umgebung, der eine offen, der andere ein wenig verstohlener, denn keiner von ihnen hatte bisher Zutritt zum »fünfzehnten Stock« ihres Gebäudes gehabt. Mr. Able jedoch schüttelte Diamond kurz die Hand und fragte barsch: »Was soll das Ganze? Ich habe nicht die geringste Lust, mich einfach hierherzitieren zu lassen, vor allem nicht an einem Abend, an dem ich etwas Besseres zu tun hatte.«
»Sie werden noch weniger erfreut sein, nachdem ich Ihnen alles erklärt habe«, entgegnete Diamond. Er wandte sich an Darryl Starr. »Setzen Sie sich! Ich will Ihnen klarmachen, wie ungeheuerlich Ihr Patzer in Rom gewesen ist.«
Starr zuckte in gespielter Gleichgültigkeit mit den Achseln und schob sich in einen der weißen Plastiksessel am Konferenztisch. Der PLO -Mann war in die Aussicht vertieft, die das Panoramafenster bot.
»Mr. Haman?«, sagte Diamond.
Die Nase an die Scheibe gepresst, betrachtete der Palästinenser begeistert das Muster der Autoscheinwerfer, die langsam am Washington Monument vorbeizogen – die Scheinwerfer derselben Wagen, die pünktlich um diese Zeit an jedem Abend über die Allee krochen.
»Mr. Haman?«, wiederholte Diamond.
»Was? Ach ja! Ich vergesse immer wieder diesen Decknamen, den man mir verpasst hat. Ist das nicht komisch?«
»Hinsetzen!«, befahl Diamond unlustig.
»Wie bitte?«
»Hinsetzen!«
Verlegen grinsend gesellte sich der Araber zu Starr an den Tisch, während Diamond dem Vertreter der OPEC bedeutete, er möge am Kopfende Platz nehmen, und sich selbst in seinem orthopädisch konstruierten Drehsessel auf dem Podium niederließ. »Sagen Sie, Mr. Able, was wissen Sie über den Präventivschlag heute Vormittag auf dem Flughafen von Rom?«
»So gut wie gar nichts. Ich belaste mich nicht mit taktischen Einzelheiten. Mein Gebiet ist die ökonomische Strategie.« Er schnippte ein unsichtbares Stäubchen von der scharfen Bügelfalte seiner Hose.
Diamond nickte knapp. »Wir dürften beide nicht mit diesen Dingen belastet werden, aber die Beschränktheit Ihrer Leute und die Unfähigkeit der meinen machen es leider erforderlich …«
»Einen Moment mal …«, fiel ihm der Deputy ins Wort.
»… machen es leider erforderlich, dass wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich möchte Ihnen die Hintergrundinformationen vermitteln, damit Sie wissen, womit wir es hier zu tun haben. Miss Swivven, führen Sie bitte Protokoll.« Diamond musterte den CIA -Deputy mit scharfem Blick. »Warum stehen Sie so herum?«
Mit verkniffenem Mund und geblähten Nasenflügeln antwortete der Deputy: »Vielleicht warte ich darauf, dass Sie mir
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