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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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prekären Übergangssituation; die eine versuchte ihr Ölhandels- und Ölraffineriemonopol in eine Hegemonie über alle anderen Energiequellen zu verwandeln, damit ihre Macht und ihr Profit nicht mit der Erschöpfung des Ölvorrates dahinschwanden; die anderen waren bestrebt, ihren Ölreichtum in industriellen und territorialen Besitz in der ganzen westlichen Welt umzusetzen. Und um sich den Weg durch diese schwierige und gefährliche Phase zu ebnen, hatten sie Mr. Diamond und Mr. Able unbegrenzte Vollmacht für die Beseitigung der drei bedrohlichsten Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg gegeben: der angestrengten Bemühungen der PLO , ihren Störwert einzusetzen, um einen Anteil am Reichtum der Araber zu erringen; des gedankenlosen und ungeschickten Eingreifens der CIA und ihres Sinnesorgans, der NSA ; und Israels hartnäckigen, selbstsüchtigen Beharrens darauf, überleben zu wollen.
    Um es deutlicher auszudrücken: Es war Mr. Diamonds Aufgabe, die CIA und, kraft der internationalen Gewalt der Muttergesellschaft, die Aktionen der Westmächte zu kontrollieren; während Mr. Able das Amt zufiel, die einzelnen Araberstaaten an der Kandare zu halten. Vor allem Letzteres war sehr schwierig, weil diese Regierungen ein labiles Gemisch aus mittelalterlicher Diktatur und chaotischem Militärsozialismus darstellten.
    Aber ihr Hauptproblem war es, die PLO in Schach zu halten. Sowohl die OPEC als auch die Muttergesellschaft hielten die Palästinenser für eine Pestbeule, deren Gefährlichkeit in keinem Verhältnis zu ihrer wahren Bedeutung stand, aber die Launen des Schicksals hatten sie und ihr unbequemes Anliegen zu einem Angelpunkt der divergierenden arabischen Nationen gemacht. Jedermann wäre sie wegen ihrer Dummheit und Bösartigkeit gern losgeworden, leider jedoch sind derlei Krankheiten zwar übertragbar, aber nicht tödlich. Immerhin, Mr. Able tat, was er vermochte, um sie zu schwächen; in jüngster Zeit hatte er ihnen ziemlich viel Sprengkraft genommen, indem er die Katastrophe im Libanon auslöste.
    Aber er hatte nicht verhindern können, dass palästinensische Terroristen den Unfug des Olympiaattentats von München ausheckten, wodurch jahrelange antijüdische Propaganda zunichtegemacht wurde, die dank des latenten Antisemitismus im Westen bereits schöne Früchte getragen hatte. Mr. Able hatte getan, was er konnte; er hatte Mr. Diamond vorher vor diesem Zwischenfall gewarnt. Und Diamond hatte die Information an die westdeutsche Regierung weitergegeben, in der Annahme, man würde dort alles Weitere veranlassen. Stattdessen hatte man in Bonn die Hände in den Schoß gelegt und es einfach geschehen lassen.
    Obwohl Diamond und Able auf eine lange Zusammenarbeit zurückblicken konnten, herrschte zwischen ihnen zwar eine gewisse gegenseitige Achtung, aber keine Freundschaft. Diamond empfand Unbehagen bei dem Gedanken an Mr. Ables sexuelle Ambiguität. Darüber hinaus ergrimmten ihn die kulturelle Überlegenheit und die gesellschaftliche Sicherheit des Arabers, denn Diamond war in den Straßen der New Yorker West Side aufgewachsen und wurde, wie so viele aufgestiegene Proletarier, von jenem umgekehrten Snobismus beherrscht, der gute Erziehung für einen Charakterfehler hält.
    Mr. Able seinerseits hegte Diamond gegenüber eine Geringschätzung, die er gar nicht erst zu kaschieren trachtete. Er sah sich selbst als Patrioten und Edelmann, der sich bemühte, seinem Volk für die Zeit, da es kein Öl mehr geben würde, eine neue Machtbasis zu schaffen. Diamond dagegen betrachtete er als den Prototyp des Amerikaners, dessen Auffassung von Ehre und Würde nur von Gewinnsucht diktiert war. Er hielt die Amerikaner für ein dekadentes Volk, dessen Vorstellung von feiner Lebensart sich in weichem Toilettenpapier erschöpft. Verwöhnte Kinder, die auf ihren Highways dahinrasen, mit ihren CB -Funkgeräten spielen und so tun, als wären sie Piloten des Zweiten Weltkriegs. Wie musste es um den Charakter eines Volkes bestellt sein, dessen meistgekaufter Dichter Rod McKuen ist, dieser Howard Cosell der Lyrik?
    Solchen und ähnlichen Gedanken hing Mr. Able nach, als er mit ausdrucksloser Miene, ein höflich distanziertes Lächeln auf den Lippen, am Kopfende des Konferenztisches saß. Er gestattete es sich nie, seine Verachtung allzu deutlich zu zeigen, denn er wusste, dass sein Volk mit diesen Amerikanern zusammenarbeiten musste, bis sie es geschafft hatten, ihnen die eigene Nation vor der Nase wegzukaufen.
    Mr. Diamond hatte sich in seinem

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