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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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erledigte alles, und der Schweiß lief ihm in Strömen über den Körper, denn es war so verdammt heiß hier unten. Dennoch war er bereit für das, was als Nächstes kam. Er griff nach den zwei großen Plastikkanistern und schraubte den ersten auf ...
    Der Geruch ließ ihn würgen, wie jedes Mal, doch nun hatte ihn das Verlangen gepackt, und er konnte nicht anders. Er nahm die bereits mit menschlichen Fleischfetzen verdreckte Scheuerbürste und kniete sich neben die Leiche.
    Ein Strich.
    Allein anzufangen ließ das Feuer noch heißer ihn ihm lodern.
    Er war unaufhaltsam.
    Er musste weitermachen, musste, musste ...
    Oh ja!

47
     
    Als Mildred ihre Bank erreichte, war ihr kalt.
    Das war verrückt, denn sie hatte kein Fieber, und in dieser Nacht war es ausgesprochen heiß und schwül. Außerdem wurde sie niemals krank. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen Schnupfen gehabt hatte. Doch in dieser Nacht, an diesem Ort, an den sie gehörte, an diesem schönen Fleck, wo sie sich oft vorstellte, wie die Nacht sie liebevoll einhüllte ...
    In dieser Nacht fühlte sie sich tief im Herzen krank und so einsam, dass sie nicht einmal mit Donny reden wollte.
    So einsam wie im Tod.

48
     
    Cal war fertig.
    Er hatte sein Schlimmstes getan.
    Zitternd vor Erschöpfung hatte er vor einiger Zeit innegehalten.
    Und dann hatte er gesehen, was er getan hatte, und es hatte ihm den Magen umgedreht ...
    Er hatte die Bürste genommen – über und über bedeckt von Fetzen des Mannes, der Tabby gewesen war, Haut, Fleisch und Blut – und begonnen, sich selbst zu bestrafen.
    Diagonal fuhr er sich über die Brust, von der linken Schulter, vorbei am Herzen – wegen des Tattoos – bis zum Bauch.
    Er harkte sich sauber.
    Aber er war zu schwach, um es ordentlich zu machen, so, wie Jewel es getan hätte.
    Und dann hörte er auf und wurde sich der Welt um ihn herum wieder bewusst.
    Der Zeit.
    Des Toten auf dem Quilt zu seinen Füßen.
    »101 Dinge, die man mit einer toten Katze machen kann«, sagte er laut und glaubte, damit irgendeinen alten Bestsellertitel zu paraphrasieren.
    Plötzlich widerte seine eigene Frivolität ihn an.
    Mehr noch als seine Tat.
    Dabei war es vermutlich die einzige Möglichkeit, wie er mit dem, was er noch tun musste, fertig werden konnte.
    Am besten dachte er gar nicht groß darüber nach, sagte er sich – weder über das Töten noch über den Diebstahl der hundertachtzig Dollar in Tabbys Gucci-Börse. Kurz spielte Cal mit dem Gedanken, sich der Okamato-Kondome des Mannes zu bedienen, doch irgendwie fand er die Vorstellung abstoßend.
    Am besten gar nicht darüber nachdenken.
    Vor allem nicht über die Vorsätzlichkeit der ganzen Sache.
    Cal hatte nicht nur den Strick bereitgelegt, sondern auch den Rest seiner Gerätschaften, und er hatte sich überlegt, wie er am besten vorgehen sollte.
    Er war eindeutig besser vorbereitet gewesen als beim letzten Mal, doch perfekt war es noch immer nicht gelaufen.
    Man könnte ihn jederzeit schnappen.
    Verdammt gefährlich das Ganze.
    Beim letzten Mal hatte er das Glück der Doofen auf seiner Seite gehabt.
    Cal trank einen kräftigen Schluck aus der Flasche Bombay Sapphire, die er seit Wilmington für besondere Gelegenheiten aufbewahrte. Dann wickelte er die Leiche in den Quilt und band das Ganze mit einem Nylonstrick zusammen. Cal war unendlich erleichtert, den Kopf des Toten nicht mehr sehen zu müssen – irgendwie war es sehr viel weniger verstörend, die Füße zu sehen. Tatsächlich hatte deren Anblick sogar etwas Lächerliches. Dieser dumme arme Sack ...
    Seine Wut auf Tabby war fast vollständig verflogen.
    Als Cal beim letzten Mal hinterher mit der Baby rausgefahren war, hatte er einfach nur Glück gehabt, denn soviel er wusste, hatte niemand bemerkt, wie er mitten in der Nacht den Motor angelassen hatte. Außerdem war es sehr schwierig, im Dunkeln sicher zu navigieren und in der Fahrrinne zu bleiben, die von der Küstenwache im sich ständig verändernden Flachwasser vor Miami ausgewiesen war. Cal hatte sich in jener Nacht für viele Dinge bedankt, vor allem für den mehrstündigen Fahrkurs, den er zusammen mit dem Boot gekauft hatte, aber auch dafür, dass sein Verstand offenkundig wesentlich schärfer war, als er bis dahin gewusst hatte – und sicherlich schärfer, als Jewel ihm je zugestanden hätte.
    Um ein Boot in diesen Gewässern sicher steuern zu können, musste man mehr lernen als nur seine Funktionsweise. Nur wenn man die Regeln

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