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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hm?«
    Claudia brach in Tränen aus. »Es tut mir schrecklich leid, Sam. Als sie mich reingelassen hat, wirkte sie ein wenig feindselig, aber sie hat einen alten Bademantel getragen und sah beinahe harmlos aus. Ich hätte nie gedacht ...«
    »Ist schon gut.« Erneut versuchte Sam, sich aufzusetzen, und diesmal schaffte er es.
    »Sie hat mich in diesen Raum geführt ...« Claudia nickte in Richtung einer geschlossenen Tür rechts von Sam. »Und ich habe ihr von Jerome erzählt. Dann hat sie gesagt, ich soll warten, während sie meinen Vater holt.« Noch immer liefen ihr Tränen über die Wangen. »Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, also habe ich Grace angerufen. Aber dann ist die Frau wiedergekommen, angezogen diesmal. Sie hatte ein großes Messer, hat mich hier rausgezerrt und gefesselt.« Claudia sprach so schnell sie konnte. Sie hatte Angst, dass jemand kam. »Aber als du dann gekommen bist, hat sie mich losgebunden und gesagt, wenn ich dich nicht reinbekäme, würde sie mich umbringen und sich dann Grace holen, und das wäre erst der Anfang.«
    Sam schaute an sich hinunter und sah, dass sein Hemd zerrissen und seine Brust voller Blut war. Doch das Blut sickerte nur, es spritzte nicht, was ihm verriet, dass die Wunde zwar schmerzte, aber vermutlich nicht allzu schlimm war.
    Doch von dort, von seiner verdammten Brust , kam dieser beißende Geruch. »Was hat sie mit mir gemacht?«
    »Sam, es tut mir schrecklich leid ...«, sagte Claudia noch einmal.
    Sam versuchte, der Situation einen Sinn zu geben, um irgendwie die Kontrolle darüber zu bekommen. »Ist denn mit dir alles in Ordnung?« Er kniff die Augen zusammen, um Claudia besser sehen zu können. Sie war kreidebleich, schien ansonsten aber unverletzt zu sein. »Hat sie dir etwas getan?«
    »Nein«, antwortete Claudia.
    »Gut«, sagte Sam.
    Alles schön der Reihe nach.
    Sam lauschte noch einmal kurz – noch immer nichts. Dann rutschte er über das Linoleum zu Claudia und sah, dass sie mit einer Art Schnur gefesselt war. »Kannst du dich ein bisschen drehen? Ich will versuchen, dich zu befreien.«
    Claudia versuchte es, musste jedoch feststellen, dass sie zu fest gefesselt war. »Wenn du die Hände ein kleines Stück hoch bekommst«, sagte sie, »könnte ich versuchen, die Knoten mit den Zähnen zu lösen.«
    »Ich weiß nicht, ob ...«
    »Grace und ich haben kräftige Zähne«, sagte Claudia, »genau wie unsere Mom.«
    Tatsächlich konnte Sam sich nicht daran erinnern, dass Grace je auch nur eine einzige Plombe erwähnt hatte. »Also gut. Versuch’s.«
    Es dauerte eine Weile und kostete Claudia einiges an Schmerz und weitere Tränen, bis sie den Knoten weit genug gelöst hatte, dass Sam die Hände herausziehen konnte.
    »Gut gemacht.« Sam rieb sich die Handgelenke und machte sich daran, Claudia vom Heizkörper zu befreien.
    »Können wir jetzt raus hier?«, fragte Claudia. »Bitte ...«
    Sam schaute auf seine blutige Brust, berührte vorsichtig eine der Wunden und wusste plötzlich genau, was den Gestank verursachte.
    »Himmel!«, stieß er entsetzt hervor.
    In diesem Augenblick hörten sie das Stöhnen.

63
     
    »Jetzt reicht’s«, sagte Grace. »Ich warte keine Minute länger.«
    Niemand widersprach ihr.
    Sie griff nach dem Telefon. »Wenn Sam nicht abhebt, rufe ich beim Sheriff an.«
    »Tu das«, sagte David, rieb sich die rechte Schläfe und versuchte, seine Kopfschmerzen zu verdrängen.
    Grace drückte die Schnellwahltaste.
    Sam hörte sein Handy klingeln.
    Er drehte sich um. Das Klingeln kam aus einem Zimmer im hinteren Teil des Hauses. »Bleib du hier«, sagte er leise zu Claudia.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte sie.
    Behutsam öffnete Sam die Tür und erblickte eine Küche. Hier war es zwar heller als im Flur, doch der Boden war auch in diesem Raum mit dem hässlichen grünen Linoleum gedeckt, und sämtliche Möbel bestanden aus Resopal und Plastik.
    Das Klingeln kam aus dem Mülleimer.
    Sam öffnete den Deckel, steckte die Hand in altes Kaffeepulver, nasses Papier und ungespülte Konservendosen und ertastete das Handy. Er sah, dass der Anruf von zu Hause kam, und nahm ab. »Grace?«
    »Gott sei Dank«, seufzte sie erleichtert.
    »Wir sind beide in Sicherheit«, sagte Sam leise, »aber ich muss dich gleich zurückrufen.«
    »Sam, ich kann nicht ...«
    Sam beendete das Gespräch, steckte das Handy in die Tasche, drehte sich um und sah Claudia in der Tür stehen. Ihr Blick folgte ihm wie der eines verängstigten Welpen.
    »Claudia«, sagte

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