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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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verscheuchen.
    «Hör nicht auf ihn! Warum hörst du auf ihn? Hast du überhaupt mitbekommen, was er gerade für einen Blödsinn von sich gegeben hat? Das stimmt doch alles gar nicht. Komm schon, Dan.» Sie will, dass er sie ansieht. Wenn er nur ein einziges Mal ihren Blick streift, kann sie seinen verflixten Bluff platzen lassen. Aber Dan starrt Harrison an, und dann versetzt er ihr den tödlichen Schlag.
    «Sie ist emotional labil. Sie geht nicht mal mehr in ihre Kurse am College. Ich habe mit ihrer Professorin gesprochen.»
    «Du hast
was

    Er schaut sie an. «Ich wollte, dass sie eine Empfehlung für dich schreibt. Damit du versuchen kannst, hier einen richtigen Job zu bekommen. Aber wie sich herausstellte, warst du in keinem Kurs und hast während des gesamten Semesters keine einzige Seminararbeit abgegeben.»
    «Fuck you, Dan.»
    «Das reicht jetzt, Kirby», sagt Harrison in demselben Ton, den er für Schlagzeilen benutzt, «du hast ein gutes Gespür für Storys, aber Velasquez hat recht. Du bist in diese Sache zu stark verwickelt. Aber ich werde dich trotzdem nicht feuern.»
    «Du kannst mich nicht feuern! Ich arbeite
umsonst

    «Aber du wirst eine Pause machen. Eine Auszeit nehmen. Geh zurück aufs College. Ich meine es ernst. Benutz mal deinen Verstand. Und geh zu einem Psychiater, falls das was bringt. Und was du nicht machst, ist, einen Artikel über Mordfälle zu schreiben oder bei den Familien rumzuschnüffeln oder einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen, bevor ich es dir sage.»
    «Ich könnte ja damit nach gegenüber gehen. Oder es dem
Reader
anbieten.»
    «Guter Hinweis. Ich rufe dort an und sage ihnen, sie sollen dir lieber nichts abkaufen.»
    «Das ist unfair.»
    «Logisch. Willkommen im Leben mit einem Chef. Ich will dich hier nicht mehr sehen, bevor du dich nicht im Griff hast, ist das klar?»
    «Sir, yes, Sir», sagt Kirby und macht nicht mal den Versuch, ihre Bitterkeit zu überspielen. Sie steht auf, um zu gehen.
    «Hey, Kleine», startet Dan einen Versuch. «Willst du einen Kaffee trinken? Wir reden darüber. Ich bin auf deiner Seite.»
    Er
soll
sich schlecht fühlen, denkt sie, beinahe kochend vor Wut. Er soll sich wie ein Stück aufgewärmte und auf die Autoscheibe eines fremdgegangenen Ex geschmierte Scheiße fühlen.
    «Kaffee gern. Aber nicht mit
dir
.» Sie stolziert hinaus.

Harper
    20 . August 1932
    Harper holt Etta nach ihrem Dienst im Krankenhaus ab und geht mit ihr zurück zu dem Haus. Wie immer verdeckt er ihr die Augen, und wie immer nimmt er einen anderen Weg. Danach begleitet er sie zurück zu der Straße, in der sie in einer Pension wohnt. Sie hat eine neue Mitbewohnerin. Molly ist nach dem Spaghetti-Vorfall ausgezogen.
    Er lässt sein Unbehagen an ihr aus. Die grunzende Schlüpfrigkeit, die zu heißer Erleichterung wird, verdrängt alles andere. Wenn er sich in sie stößt, muss er nicht daran denken, dass er die Karte falsch gelesen und Catherine nicht geleuchtet hat. Er hat sie schnell getötet, hat ihr ohne Vergnügen oder Ritual das Messer zwischen den Rippen hindurch ins Herz gerammt. Er hat nichts mitgenommen, nichts dort gelassen.
    Es war reine Gewohnheit, zurückzugehen, um ihr jüngeres Selbst in dem Park zu besuchen, über dem das Feuerwerk am Nachthimmel leuchtete, und ihr die Häschen-Haarspange abzunehmen. Die kleine Catherine hat geleuchtet, ganz sicher. Hätte er sie davor warnen sollen, dass sie ihre Gabe verlieren würde? Es ist seine Schuld, denkt er. Er hätte niemals versuchen sollen, die Jagd umzudrehen.
    Sie ficken im Salon. Er will Etta nicht nach oben lassen. Wenn sie pissen muss, schickt er sie zum Küchenausguss, und sie rafft ihr Kleid hoch und hockt dort, raucht und plaudert, während sie ihre Blase entleert. Sie erzählt ihm von ihren Patienten. Von einem Minenarbeiter aus den Adirondack-Bergen, dessen Auswurf mit Kohlenstaub und Blut durchsetzt ist. Von einer Totgeburt. Und heute von einer Amputation. Ein kleiner Junge ist auf der Straße durch einen Gitterrost eingebrochen, und sein Bein hat sich verfangen. «Sehr traurig», sagt sie, aber sie lächelt dabei. Sie hält das Gespräch in Gang, sodass er es nicht tun muss. Beugt sich nach vorn und schlägt ihre Röcke hoch, ohne dass er darum bitten muss.
    «Nimm mich irgendwohin mit, Baby», sagt sie danach, wenn er sich aus ihr herausgezogen hat. «Warum willst du nicht? Komm schon!» Sie lässt ihre Hand vorne um seine Jeans gleiten, eine lästige Erinnerung daran, dass er ihr einen

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