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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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gut, bei der Chicago Bridge & Iron Company, mit der gleichen Aufmerksamkeit für jedes Detail, mit der sie vor dem Krieg die Wassertürme gebaut haben, aber die Schiffe werden so schnell produziert, dass sich niemand mehr damit aufhält, ihnen richtige Namen zu geben. Sieben Schiffe monatlich mit genügend Platz im Rumpf für 39  Stewart-Light- und 20  Sherman-Panzer. Auf der Werft wird vierundzwanzig Stunden am Tag gearbeitet, eine klirrende, schleifende Emsigkeit, die so schnell wie möglich ein Panzerlandungsschiff, ein
LST Landing Ship
Tank
, nach dem anderen ausspuckt. Sie arbeiten die Nächte durch, Männer und Frauen, Griechen und Polen und Iren, aber nur eine Handvoll Schwarzer. Die Rassentrennung ist in Amerika noch gesetzlich vorgeschrieben.
    Heute läuft ein Schiff vom Stapel. Eine Würdenträgerin der gemeinnützigen Truppenbetreuung USO mit einem niedlichen Hut schmettert eine Flasche Champagner an den Bug von LST 217 , dessen Mast flach aufs Deck gelegt ist. Alles klatscht und pfeift und stampft mit den Füßen, als 5500 Tonnen Gewicht seitwärts von der Rampe gleiten, weil der Illinois so schmal ist. Das Schiff trifft mit der Backbordseite auf den Fluss, lässt zunächst einzelne Wasserfontänen hochschießen wie bei einem Kanonenbeschuss, dann entwickelt sich eine Monsterwelle, und die LST schwankt wild herum, bevor sie sich aufrichtet.
    Es ist genau genommen der zweite Stapellauf für die LST 217 , denn beim ersten ist sie im Mississippi auf Grund gelaufen und musste zur Reparatur zurückgeschleppt werden. Aber das spielt keine Rolle. Hauptsache, man hat eine Ausrede zum Feiern. Man kann die Moral wie eine Flagge am Mast hochhalten, wenn es anschließend Alkohol und Tanz gibt.
    Zora Ellis Jordan gehört nicht zu denen aus der Spätschicht, die das «aufgegebene Schiff» feiern. Das geht nicht, wenn man zu Hause vier hungrige Schnäbel zu stopfen hat und einen Mann, der nicht mehr aus dem Krieg zurückkommt, weil sein Schiff von einem lauernden U-Boot aus dem Wasser gepustet wurde. Die Navy hat ihr seine Papiere als Andenken zurückgeschickt, zusammen mit seiner Pension. Einen Orden hat er nicht bekommen, weil er schwarz war, aber sie haben einen Brief von der Regierung mitgeschickt, in dem tiefste Anteilnahme ausgedrückt und sein mutiger Einsatz gelobt wurde, in dem er als Schiffselektriker im Dienst für sein Land gestorben ist.
    Davor hatte sie in einer Wäscherei in Channahon gearbeitet, aber als eine Frau mit einem Männerhemd hereinkam, an dessen Kragen Brandflecken waren, hatte sie nachgefragt. Und als sie sich bei der Chicago Bridge & Iron Company bewarb, konnte sie zwischen Schweißer und Kohleschaufeln wählen. Sie fragte, was besser bezahlt wurde.
    «Geldgierig, was?», hatte der Boss gesagt. Aber Harry war tot, und in dem Kondolenzschreiben hatte nicht gestanden, wie sie es schaffen sollte, ganz allein Harrys Kinder zu ernähren, anzuziehen und zur Schule zu schicken.
    Der Boss glaubte nicht, dass sie auch nur eine Woche überstehen würde. «Das hat noch kein Farbiger geschafft.» Aber sie ist härter im Nehmen als die anderen. Vielleicht liegt es daran, dass sie eine Frau ist. Zweideutige Blicke und hässliche Anspielungen gleiten an ihr ab, sind nichts im Vergleich zu der quälenden Leere neben ihr im Bett.
    Aber weil kaum Farbige dort arbeiten, gibt es keine Unterkünfte für sie, und für ihre Familien schon gar nicht. Also mietet sie ein kleines Haus, zwei Zimmer mit Außentoilette, auf einer Farm zwei Meilen entfernt in der Nähe von Seneca. Die Stunde, die sie jeden Tag braucht, um zur Arbeit und zurück zu laufen, nimmt sie in Kauf, weil sie ihre Kinder sehen will.
    Sie weiß, dass es in Chicago leichter wäre. Ihr Bruder, der Epilepsie hat, arbeitet im Postdienst. Er könnte ihr einen Job besorgen, sagt er. Seine Frau könnte ihr mit den Kindern helfen. Aber es ist zu schmerzhaft. In der Stadt wird sie überall von Erinnerungen an Harry heimgesucht. Hier, in diesem Meer weißer Gesichter, glaubt sie wenigstens nicht ständig, ihren toten Mann entdeckt zu haben, und rennt hinterher, um ihn am Arm zu packen, nur damit sich ein Fremder zu ihr umdreht. Sie weiß, dass sie sich selbst bestraft. Sie weiß, dass es dummer Stolz ist. Na und? Es ist wie das Ballastwasser in den Schiffstanks – das Einzige, was sie aufrecht hält.
    Sie verdient einen Dollar zwanzig die Stunde und für jede Überstunde noch mal fünf Cent. Bis also der Stapellauf erledigt und der nächste Rumpf auf

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