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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Der Kopf des Kostümhundes lag unbeachtet auf dem Teppich und starrte ausdruckslos über Danny hinweg.
    »Lass mich vorbei«, sagte Danny.
    »Ich werde dich fressen, kleiner Junge«, antwortete der Hundemann, und plötzlich kam anhaltendes Gebell aus seinem grinsenden Mund. Es gab menschliche Anklänge in diesen Lauten, aber ihre Wildheit war echt. Das Haar des Mannes war dunkel und schweißverklebt wegen des beengenden Kostüms. Sein Atem roch nach einer Mischung aus Champagner und Scotch.
    Danny zuckte zurück, aber er lief nicht weg. »Lass mich durch.«
    »Kommt nicht in Frage«, erwiderte der Hundemann. Seine kleinen roten Augen waren aufmerksam auf Dannys Gesicht gerichtet. Er grinste noch immer. »Ich werde dich fressen, kleiner Junge. Und ich denke, ich fange bei deinem dicken, kleinen Schwanz an.«
    Er richtete sich auf den Hinterbeinen auf und hüpfte knurrend und in kleinen Sprüngen auf Danny zu.
    Das hielten Dannys Nerven nicht aus. Er rannte in den kleinen Gang, der zu ihrer Wohnung führte, und schaute über die Schulter zurück. Er hörte abwechselnd Heulen und Bellen und Knurren, dazwischen undeutliches Gemurmel und Kichern.
    Zitternd stand Danny im Gang.
    »Heraus damit!« schrie der betrunkene Hundemann hinter der Ecke. Seine Stimme klang böse und gleichzeitig verzweifelt. »Heraus damit, Harry, du Schweinehund! Mir ist es egal, wie viele Casinos und Fluggesellschaften und Filmgesellschaften du hast! Ich weiß, was du bei dir zu Hause treibst! Heraus damit! Ich lasse nicht locker … und ich setze nach … bis Harry Derwent am Boden liegt’.« Er beendete den Satz mit einem langgezogenen Heulen, das einem das Blut gefrieren ließ und das in einen Schrei der Wut und des Schmerzes überging, bevor es langsam verklang.
    Ängstlich wandte sich Danny der geschlossenen Wohnungstür zu. Er öffnete sie und schaute ins Zimmer hinein. Seine Mommy schlief. Sie lag noch genau wie vorher. Außer ihm hatte niemand dies alles gehört.
    Er schloss leise die Tür und ging an die Stelle zurück, wo der Gang auf den Hauptkorridor traf. Er hoffte, dass der Hundemann weg sein würde, genau wie das Blut an den Wänden der Präsidentensuite verschwunden war. Er schaute vorsichtig um die Ecke.
    Der Mann im Hundekostüm war noch da. Er hatte sich den Hundekopf aufgesetzt, kroch auf allen Vieren in der Nähe des Treppenabsatzes herum und schnappte nach seinem eigenen Schwanz. Manchmal sprang er vom Teppich hoch und stieß knurrende Hundelaute aus.
    »Wuff! Wuff! Wauwauwauuu! Grrrrr!«
    Hohl drangen die Laute aus dem zähnefletschenden Maul des Hundekopfes, und es waren Laute dabei, die man für Schluchzen oder Lachen halten konnte.
    Danny ging ins Schlafzimmer zurück, setzte sich auf sein Bett und hielt die Hände vor die Augen. Das Hotel selbst hatte die Verfolgung aufgenommen. Vielleicht waren die Dinge bisher nur zufällig geschehen. Vielleicht waren die Dinge, die er bisher gesehen hatte, wirklich nur schreckliche Bilder gewesen, die ihm nichts tun konnten. Aber jetzt kontrollierte das Hotel diese Dinge, und sie konnten ihm etwas tun. Das Overlook hatte ihn nicht zu seinem Vater gehen lassen. Es wollte seinen Spaß haben. So hatte es ihm den Hundemann in den Weg geschickt, genau wie es die Heckentiere zwischen ihnen und der Straße aufgestellt hatte.
    Aber sein Daddy konnte herkommen. Und früher oder später würde er das auch tun.
    Danny fing an zu weinen, die Tränen rollten ihm über die Wangen. Es war zu spät. Sie mussten sterben, sie alle drei, und wenn das Overlook im nächsten Frühjahr wieder öffnete, würden sie hier sein, um zusammen mit den anderen Gespenstern die Gäste zu begrüßen. Mit der Frau in der Wanne. Dem Hundemann. Dem schrecklichen dunklen Ding in der Betonröhre. Sie würden -
    (Halt! Sofort aufhören!)
    Wütend wischte er sich die Tränen aus den Augen. Er wollte alles tun, damit das nicht passierte. Ihm nicht, Mommy nicht, und auch Daddy nicht. Er wollte tun, was er konnte.
    Er schloss die Augen, und seine Gedanken stiegen auf wie ein harter Kristallpfeil.
    (!!!DICK, BITTE KOMM SCHNELL, ES IST GANZ SCHLIMM, DICK, WIR BRAUCHEN DICH!!!)
    Und plötzlich, in der Dunkelheit hinter seinen Augen, war das Ding da, das ihn im Traum durch die dunklen Korridore des Overlook gejagt hatte, es war wirklich da, eine riesige, weißgekleidete Gestalt, die prähistorische Keule hoch erhoben:
    »Du wirst sofort aufhören! Du gottverdammter Hund! Du wirst sofort aufhören, denn ich bin dein VATER

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