Shining
sie triumphierend.
Schluchzend schob sie sich ins Badezimmer und knallte die Tür zu, als Jack brüllend in das Zimmer stürmte.
Wendy schob den Riegel vor und drehte das Schnappschloss um. Sie sah sich verzweifelt um. Im Bad war niemand, und als sie ihr blutverschmiertes, entsetztes Gesicht im Spiegel vor der Hausapotheke sah, war sie froh darüber, dass Danny nicht da war. Sie hatte immer schon geglaubt, dass Kinder die kleinen Streitereien ihrer Eltern nicht miterleben sollten. Und was dort draußen jetzt raste und alles zerschlug, würde vielleicht noch zusammenbrechen, bevor es über ihren Sohn herfallen konnte. Vielleicht, dachte sie, würde es ihr möglich sein, dieser Kreatur noch mehr Schaden zuzufügen, vielleicht sogar, sie zu töten.
Rasch glitten ihre Blicke über die Gegenstände im Bad. Sie versuchte, etwas zu finden, das als Waffe dienen konnte. Da lag ein Riegel Seife, aber selbst wenn man ihn in ein Handtuch wickelte, wäre er wohl kaum eine tödliche Waffe. Alles andere war festgeschraubt. Mein Gott, konnte sie denn überhaupt nichts tun?
Jenseits der Tür wütete die Zerstörung weiter. Dazu Schreie und Drohungen, dass er »ihnen schon zeigen werde, wer der Boss sei«, und, dass sie beide »schäbige kleine Köter« seien.
Es gab einen dumpfen Schlag, als er ihren Plattenspieler auf den Boden warf, und ein hohles Krachen, als den Fernseher das gleiche Schicksal ereilte. Dann folgte das Klirren von Fensterglas, und sofort kam ein kalter Luftzug unter der Tür ins Badezimmer. Ein Klatschen, als er die Matratzen von den zusammengestellten Betten riss, in denen sie so lange Hüfte an Hüfte geschlafen hatten. Dann wiederholtes Dröhnen, als er den Schläger wahllos gegen die Wände sausen ließ.
Diese brüllende, faselnde, böse Stimme hatte allerdings nichts von dem wahren Jack an sich. Manchmal stieg sie zu winselnden Tönen des Selbstmitleids an, dann wieder stieß er wahrhaft gespenstische Schreie aus, wie Wendy sie aus der Zeit ihrer Aushilfsarbeit in der Altenabteilung einer psychiatrischen Anstalt kannte: Dementia Senilis. Das da draußen war nicht Jack. Sie hörte die irre und tobende Stimme des Overlook selbst.
Der Schläger krachte gegen die Badezimmertür und schlug ein großes Stück aus der dünnen Täfelung heraus. Die Hälfte eines irren und beständig zuckenden Gesichts starrte sie an. Mund, Wangen und Hals waren wie in Blut getaucht. Sie sah ein glitzerndes Auge, zusammengekniffen, schweinisch.
»Du kannst nicht mehr weglaufen, du Fotze«, keuchte er sie durch sein Grinsen an. Wieder donnerte der Schläger gegen die Tür und ließ Holzsplitter in die Wanne und gegen den Spiegel der Hausapotheke -
(!!Die Hausapotheke!!)
Sie konnte ein verzweifeltes Wimmern nicht unterdrücken, als sie herumfuhr und, ohne auf ihre Schmerzen zu achten, die Klappe öffnete und in dem kleinen Schrank zu kramen anfing. Hinter ihr brüllte diese heisere, grauenhafte Stimme: »Jetzt komm ich! Jetzt komm ich, du Schwein!« Die Kreatur demolierte die Tür mit der Gleichmäßigkeit einer Maschine.
Flaschen und Dosen fielen bei ihrem hastigen Suchen herab -Hustensirup, Vaseline, Shampoo, Benzokain, Wasserstoffsuperoxyd – und zerplatzten im Waschbecken.
Sie fand den Rasierklingenspender mit beidseitig geschliffenen Klingen in dem Augenblick, da sie die Hand nach dem Riegel greifen hörte.
Sie ließ eine Klinge herausgleiten und versuchte, sie günstig in die Hand zu nehmen. Ihr Atem ging kurz und keuchend, und sie schnitt sich in den Daumen. Dann fuhr sie herum und schlitzte die Hand auf, die das Schnappschloss gedreht hatte und nun nach dem Riegel griff.
Jack schrie auf. Mit einem Ruck war die Hand verschwunden. Schwer atmend hielt sie die Klinge zwischen Daumen und Zeigefinger und wartete darauf, dass er es noch mal versuchte. Er tat es und sie zog die Schneide über seine Hand. Wieder schrie er und versuchte, ihre Hand zu packen, und wieder brachte sie ihm einen riefen Schnitt bei. Die Klinge drehte sich in ihrer Hand, und sie schnitt sich ein zweites Mal. Sie ließ die Klinge auf die Fliesen fallen und nahm eine neue aus dem Spender.
Sie wartete.
Im Nebenraum bewegte sich etwas – (?? geht er weg??)
Und ein Geräusch drang durch das Schlafzimmerfenster herein. Ein Motor. Ein hohes, summendes Geräusch, wie von einem Insekt.
Ein Wutgeheul von Jack und dann – ja, ja, jetzt war sie ganz sicher – er verließ die Hausmeisterwohnung, wühlte sich durch die Trümmer und ging in den Gang
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