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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinen Schuhen, nahm sich noch auf der Treppe die Zeit, es abzuwischen, ging dann zu dem Mercedes und öffnete den Kofferraum.
    Er fand den Erste-Hilfe-Kasten und nahm ihn mit zu einem verfallenen Bootsanleger, dessen Pfähle mehr und mehr im Sumpf versanken. Das Ruderboot lag noch da, wo er es Stunden zuvor zurückgelassen hatte. Er stieg hinein und betrachtete mit Hilfe der Taschenlampe das Heft des Messers. Im Erste-Hilfe-Kasten fand er mehrere Gaze-Päckchen und steriles Pflaster. Das musste fürs Erste reichen. Er biss die Zähne zusammen und zog dann die Klinge aus seinem Fleisch und quälte seinen Oberkörper rasch aus dem Neoprenanzug. Blut quoll hervor, das er mit der Gaze stillte. Er legte alle Gazestreifen übereinander auf die Wunde und fixierte sie mit Pflaster. Im Schein der Taschenlampe musterte er die Waffe, ein Pomeroy-Multifunktionsmesser, auf dessen Griff der Name
Ultr
a stand.
    Er vergaß, den Mund zu schließen.
    Scheiße!
    Schwer zu ertragen, dass Billy Zachary und jetzt auch noch Asa Pomeroy auf diese Weise das letzte Wort hatten.
    Nun ja, für die beiden war dennoch alles zu spät.
    Er wusch die Klinge im Wasser ab und legte das Messer zusammen mit dem Rosenkranz und dem Revolver in den Erste-Hilfe-Kasten. Dann griff er rasch nach dem Ruder. Beinahe geräuschlos ruderte er auf die Stelle zu, an der er seinenPick-up abgestellt hatte, keine zwei Meilen entfernt vom Arbeitsplatz des Predigers.
    In wenigen Stunden dämmerte der Morgen, und wenn der Prediger als vermisst gemeldet wurde, wollte er schon weit von Billy Zachary Furloughs Lager entfernt sein.
    Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
    Er tauchte das Ruder ins Wasser. Schlag um Schlag. Die Schmerzen in seiner Brust pochten unerträglich, doch er verdrängte jeden Gedanken daran.
    Heute musste er sich um andere Dinge kümmern.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem krampfhaften Lächeln. Der Lichtschein seiner Taschenlampe wies ihm den Weg durch das vertraute Gewässer. Im Vorübergleiten sah er die Augen eines Alligators funkeln. Er atmete den schweren Geruch des Wassers ein und ruderte unbeirrt weiter, wie er es schon als Kind getan hatte.
    Wenn er es durfte.
    Wenn die Strafen gemildert worden waren …
    Bei dem Gedanken daran, wann sich all das verändert hatte, biss er die Zähne zusammen. Als
sie
ihm vorgestellt wurde. Er verzog die Lippen, als wäre ihm ein ekliger Geruch in die Nase gedrungen.
    Sie
, mit ihrem perlenden Lachen, der dünnen Stimme und dem eisernen Willen. Eine kleine Frau, trotz der hohen Absätze, die sie ständig trug. Eine zerbrechlich wirkende Schönheit, die Männer, selbst bedeutende Männer, dazu brachte, sie zu hofieren.
    Von Anfang an hatte sie alles verändert. Kein Jagen mehr in der Schonzeit, keine langen Nächte, kein Essen vor dem Fernseher, keine Musik mehr mit Bässen, die man im Bauch spürte, und ganz bestimmt keine »widerlichen, gewaltverherrlichenden, abartigen Texte« mehr.
    Seine Hände krallten sich noch fester um das Ruder.
    Schlag um Schlag.
    Sie, mit ihrem winzigen, kläffenden Hund und den kostspieligen Pferden …
    Sein Lächeln wurde höhnisch, als er an die Ironie des Schicksals dachte: der Hund vom Pferd zertreten, von dem eleganten Braunen, der beim Anblick einer Schlange stieg und seine Reiterin abwarf. Sie schlug mit dem Kopf an einem großen, scharfkantigen Stein auf. Als sich schließlich alle auf die Suche nach ihr machten, kreisten die Geier bereits.
    Jetzt aber durfte er die schwüle Bayou-Luft tief in seine Lungen atmen, auf das Summen der Insekten lauschen, den Mond über dem dunklen Brackwasser aufgehen sehen.
Sie
konnte ihn nicht daran hindern.
    Schlag um Schlag ruderte er.
    Schließlich lenkte er das kleine Boot in eine Bucht. Dort stieg er aus, zog das Boot an Land und versteckte es im Dickicht von Schilf und Rohrkolben.
    Er tauschte die Stiefel gegen Laufschuhe aus seinem Rucksack aus, atmete ein paarmal flach durch, dann ein paarmal tiefer. Die Schmerzen waren jetzt erträglich. Er stopfte den Erste-Hilfe-Kasten in seinen Rucksack, dann überquerte er die Wiese eines Bauern und folgte danach zwei Meilen weit im Laufschritt einer kurvenreichen Landstraße bis zu seinem Pick-up und stieg ein.
    Alles war so gut gegangen.
    Bis Billy Zachary Furlough ihn beinahe überlistet hätte, und die Nonne … Wer hätte gedacht, dass diese Frau, so ruhig und fromm, das Feuer hatte, ihn anzugreifen? Wie eine Bärenmutter, dachte er, in Erinnerung an die Warnungen seines Vaters, die dieser immer

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