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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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in den Rücken fuhr.
    Unter Aufbietung all seiner Kräfte bewegte er den Stuhl über den schmutzigen Boden vorwärts. Staub und Schmutz setzten sich in seinen Nasenlöchern fest. Sein linkes Ohr wurde wund gescheuert, während er Zentimeter für Zentimeter auf die vermeintliche Tür zukroch. Langsam scharrteder Stuhl über das stinkende Linoleum, über winzige harte Körnchen, die Billy Zachary für Rattenkot hielt.
    Die Minuten verstrichen. Er schwitzte, rieb seine Haut blutig. Plötzlich stieß seine Nase gegen etwas Weiches … irgendein Stück Stoff? Er erforschte das Ding mit dem Gesicht und spürte plötzlich so etwas wie Metall, kaltes, glattes Metall.
    Sein Herz machte einen Hüpfer.
    Seine Kleidung. Er hatte die Stelle gefunden, an der sein Entführer seine Hose und sein Hemd abgelegt hatte. Der Irre hatte es eilig gehabt. Also hatte er die Kleider zurückgelassen, mit allem, was in den Taschen steckte. Mitsamt Billys Pomeroy-Multifunktionsmesser, das sein Sohn ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Von der feinsten Pinzette über eine winzige Säge bis zum Zehennagelschneider – das Multi-Messer verfügte über fünfzehn Klingen. Billy Zachary benötigte nur eine. Und die würde er anwenden.
    Ein weiterer Vorteil dieses Multifunktionsmessers bestand in der Tatsache, dass es leicht zu öffnen war. Wenn man einen kleinen Hebel betätigte, sprangen zwei der am häufigsten benutzten Klingen heraus. Er dachte an seinen Sohn, der mit glänzenden Augen neben dem großen Weihnachtsbaum gestanden hatte. Damals hatte Billy Zachary still gelächelt und gedacht: Mein lieber Sohn, wer braucht schon so was? Jetzt war er ihm von Herzen dankbar.
    Er arbeitete fieberhaft, brachte den Stuhl vor seiner Hose in die richtige Position, so dass er mit den Händen ein wenig tasten konnte, obwohl seine Schultern so wehtaten.
    Er atmete tief durch, betete unentwegt, dachte an die Schmerzen, die er als Sportler ertragen hatte: gebrochene Finger, ein Nasenbeinbruch, Blutergüsse an den Ellbogen, Zerrungen im Knie zusätzlich zu dem gebrochenen Knöchel. Er konntees aushalten. Und er würde es aushalten! Zorn flackerte hell in ihm auf; er biss die Zähne zusammen und ertastete eine Tasche. Gut! Kurz darauf fühlte er … sein Feuerzeug. Perfekt. Er zog es mühsam aus der Tasche, hatte den Eindruck, dass es viel zu viele kostbare Minuten dauerte, bis es ihm gelang, und legte es sorgsam zur Seite. Vielleicht würde er es noch brauchen. Und jetzt die andere vordere Tasche. Seine Finger strichen über den Hosenschlitz, spürten die Metallzähne des Reißverschlusses, dann ertasteten sie die Tasche. Mit einiger Anstrengung schob er die Hand hinein. Da musste es sein! Er trug es doch immer bei sich! Schweiß brannte in seinen Augen. Panik erfasste ihn.
    Dann fühlte er es … das Pomeroy Ultra! Es war schwer zu greifen, da seine Finger schweißnass waren, doch mit der Kraft der Verzweiflung fasste Billy Zachary nach dem Messer und zog es Zentimeter für Zentimeter aus der Tasche. Irgendwann hatte er es geschafft.
    Und jetzt steh Gott mir bei, dachte er und betätigte mit zitternden Fingern den Hebel.
    Das Messer fiel ihm aus der Hand. Beinahe hätte er geflucht, doch er riss sich zusammen. Er war nicht allein. Gott war bei ihm. Trotzdem ärgerte er sich über sein Ungeschick. Gib mir Kraft, flüsterte er stumm und bekam das Werkzeug wieder zu fassen. Er stellte sich vor, das Messer ganz normal in der Hand zu halten, atmete langsam und ruhig und drehte es, bis es sich richtig anfühlte. Vor seinem inneren Auge sah er sich den Hebel umlegen – wo war das verdammte Ding? Da! Er spürte die Erhebung und schob den Finger vor.
    Schnapp!
Eine Klinge sprang heraus.
    Halleluja!
    Jesus, ich danke dir!
    In den letzten Stunden in der Dunkelheit hatte Billy Zacharyseine Mission verstanden. Gott bot ihm die Gelegenheit, die Welt von dem Monster, das ihn entführt hatte, zu befreien. Es war nicht nur eine Prüfung, sondern eine Möglichkeit, sich dem Herrn zu beweisen. Indem er das tat, würde er nicht nur sich selbst retten und das andere Opfer, das der Mörder womöglich gerade hierherbrachte, sondern ein noch größerer Held werden. Die Presse würde sich die Finger nach ihm lecken. Seine Gemeinde würde blühen. Er würde einen Buchvertrag bekommen. Das Fernsehen würde Interesse an seiner Geschichte anmelden.
    Aber er eilte der Zeit voraus. Im Augenblick musste er sich einzig und allein darauf konzentrieren, den Feind zu besiegen, und er

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