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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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der drückenden Hitze fand sie mehr als genug Ausreden, um ihr Fitnessprogramm schleifen zu lassen.
    Aber das sollte sich jetzt ändern.
    Ihr Geburtstag war ein Wendepunkt gewesen, der auch beinhaltete, dass sie ihr Sportprogramm wieder aufnahm. Ob sie nun hier lebte oder bei Alicia in der Bay Area, sie würde nicht zulassen, dass sie sich mangels Sport ihre Figur verdarb. Pech für sie, dass jetzt ihre Lungen brannten und sieSeitenstiche bekam. Sie verdrängte die Schmerzen und lief weiter, bis sie am Briefkasten der Pomeroys, ihrer Drei-Meilen-Grenze, angelangt war.
    Als sie an dem massiven Tor vorbeilief, verlangsamte sie ihren Schritt und warf einen raschen Blick durch die kostspielige Barrikade aus Schmiedeeisen und Backstein, die Asa Homer Pomeroy, einen Multimillionär, gegen die Neugierigen abschirmte. Er war zum vierten Mal verheiratet und lebte zurückgezogen auf einem Anwesen, das an Tara in
Vom Winde verweht
erinnerte. Zwei Mal jährlich machte er sein Grundstück für die Öffentlichkeit zugänglich, einmal zu Weihnachten und einmal am Faschingsdienstag. Abgesehen von diesen Gelegenheiten hatte Abby, obwohl sie seine Nachbarin war, sein Haus nie betreten. Sie und Vanessa Pomeroy, die Frau des Multimillionärs, bewegten sich eben nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen.
    Sie hörte ein leises Knurren und warf erneut einen Blick durch den Zaun. Der Rottweiler der Pomeroys lief auf der anderen Seite auf und ab. Es war ein riesiges Tier, mit einem Kopf so breit wie der eines Bären. Er bellte wie verrückt, laut genug, um von hier bis in die Stadt die Toten zu wecken.
    Lass mich in Ruhe, dachte Abby. Sie atmete schwer und schwitzte so heftig, dass ihr Haar nass war und sich feuchte Löckchen aus ihrem Pferdeschwanz befreiten und um ihr Gesicht ringelten. Zügig ging sie um eine Straßenbiegung herum etwa eine Viertelmeile zurück zu ihrem Haus. Das pinkfarbene T-Shirt klebte ihr am Leib und selbst ihre Shorts waren feucht von Schweiß. An ihrer Zufahrt angelangt, lehnte sie sich gegen das Schild mit der Aufschrift
Vom Eigentümer zu verkaufen
und machte Dehnübungen für die Waden und die Oberschenkel. Trotz der Muskelschmerzen fühlte sie sich nach der körperlichen Anstrengung wohl.
    Maurys Anruf wegen Luke hatte sie geärgert. Was zum Teufel führte ihr Exmann im Schilde? »Das geht dich nichts an«, sagte sie laut, legte die Hände auf die Hüften, beugte langsam die Wirbelsäule nach vorn, dann nach hinten, und spürte, wie sich sämtliche Muskeln dehnten.
    Den Vormittag hatte sie mit Putzen und mit dem Beantworten von Anrufen wegen der Hausbesichtigung verbracht, dann hatte sie den Dreimeilenlauf eingeschoben, und anschließend wollte sie sich um halb zwei am Nachmittag mit den ersten Kunden in ihrem Studio treffen. Danach standen noch zwei weitere Foto-Sessions und zwei Hausbesichtigungen an. Ein Ehepaar hatte es bereits am Vorabend gesehen, aber um einen zweiten Termin gebeten. Der zweite potenzielle Käufer war ein allein stehender Mann.
    Sie zog gerade die Zeitung aus dem Briefkasten, da huschte Ansel mit einer Maus im Maul um die Ecke. »Oje, was hast du denn da?«, fragte Abby und sah, dass das kleine Nagetier noch lebte und zuckte, die Knopfaugen starr vor Angst.
    »Ach, Ansel«, flüsterte Abby. Sie wollte sich nicht mit dieser Feldmaus befassen müssen, weder tot noch lebendig. »Lass sie laufen. Auf der Stelle! Und fang sie bloß nicht noch einmal und schlepp sie auch nicht ohne Kopf zuhause an! Ansel!« Der Kater huschte davon.
    Abby hörte Motorengeräusch. Als sie sich umdrehte, bog ein Streifenwagen in die Zufahrt ein. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Was pflegte ihr Vater noch immer zu sagen? Die Polizei kommt nur aus zwei Gründen, und keiner davon ist gut.
    Entweder jemand ist gestorben.
    Oder du sollst verhaftet werden.
    Ihr Mund wurde trocken.
    Aus den Augenwinkeln sah sie gerade noch, dass die Mausentkommen war und rasch im Unterholz verschwand. Ansel nahm die Verfolgung auf. Doch Abby konzentrierte sich bereits auf den Mann, der jetzt aus dem Streifenwagen ausstieg.
    Er war ungefähr einsachtzig groß, athletisch gebaut, hatte pechschwarzes Haar und scharf gemeißelte Gesichtszüge, die vermuten ließen, dass irgendeiner seiner Vorfahren Indianer gewesen war. Er trug ein gepflegtes Kinnbärtchen, und in einem Ohr blinkte ein goldener Ring.
    »Abby Gierman?«, fragte er, setzte die Sonnenbrille ab und sah sie aus dunklen, ausdrucksvollen Augen an. Er war zwar nicht
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