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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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Montoya schon etliche bizarre Mordfälle erlebt, doch dieser hier zählte zu den ungewöhnlichsten. Er straffte sich. »Glauben Sie, hier wurde eine Art Hochzeit in Szene gesetzt? Unser Mörder war der Priester, der Ring wurde ihr mit Gewalt angesteckt, dann wieder abgerissen … Haben Sie ihn gefunden?«
    »Schmuck wurde nicht entdeckt, bis auf die Halskette, die das Opfer noch trägt.« Washington wies auf ein fein ziseliertes Goldkettchen mit einem kleinen Kreuz daran, offenbar aus Diamanten.
    »Keine Schuhe?«, fragte Montoya.
    »Nur Laufschuhe, von beiden. Es sieht verdammt danach aus, als wären sie auf dem Weg zum Training oder auf dem Heimweg nach dem Training gewesen. Beide trugen ursprünglich Shorts, T-Shirts und Laufschuhe, aber er« – Washington zeigte mit dem Bleistift auf den Toten – »er endet hier splitternackt, während sie« – Washington deutete auf die Frauenleiche – »ein Brautkleid trägt. Keine Schuhe, keine Strumpfhose, keinen Schleier und keinen Ring … Verflixt merkwürdig, wenn Sie mich fragen.«
    »Ganz meine Meinung.«
    Washington drückte ihren Notizblock an die Brust und blickte auf Gierman hinab. »Wissen Sie, dieser Kerl hat eine Menge Leute gegen sich aufgebracht. Kirchliche Gruppierungen.Elterngruppen. Sogar die Freiwillige Selbstkontrolle saß ihm im Nacken. Trotz aller Popularität war er bei vielen regelrecht verhasst.« Ihre Lippen wurden schmal. »Es wäre eine Riesenuntertreibung zu sagen, dass er nicht ›politically correct‹ war.«
    »Sie mochten ihn nicht?«
    »Stimmt, aber« – ihr Blick schwenkte zu dem Mädchen – »wer mag ihn so gehasst haben, dass er ihn tot sehen wollte?«
    »Courtney LaBelle?«, spekulierte Montoya.
    »Nein. Das glaube ich nicht. Warum sollte eine Studentin ihn hierher schaffen, ihn gefangen halten, wie es aussieht, und dann ihn und sich umbringen?«
    »Sexspielchen?«
    »Er ist nackt, sie aber nicht. Er war vermutlich an den Sessel gefesselt, also in der unterlegenen Position.« Washington schaute Montoya abermals aus ihren braunen Augen an.
    »Das weiße Brautkleid ist allerdings nicht die übliche Tracht für eine Domina.«
    Montoya sagte: »Ich wusste nicht, dass Sie sich mit so was auskennen.«
    »Hey, Montoya, es gibt eine ganze Menge, was sie über mich nicht wissen. Hundehalsbänder, Peitschen, Schnürmieder sind nur ein kleiner Teil davon.« Ihr Lächeln blitzte auf und verriet, dass sie nur Spaß machte. Dann sah sie sich noch einmal ihre Zeichnung an und gab sich wieder ganz professionell. »Ich tippe noch immer auf Mr. Größe zwölf, aber wir werden mehr wissen, wenn die Spurensicherung abgeschlossen ist.«
    »Gut.«
    »Ich schlage vor, Sie bringen zunächst einmal alles über unsere Opfer in Erfahrung, was Sie nur finden können.«
    Das war eine Selbstverständlichkeit und Montoya fühlte sich schon wieder bevormundet, doch statt sich auf ein Streitgespräch mit ihr einzulassen, fragte er: »Was ist mit den anderen Räumen des Hauses?«
    »Sieht aus, als wäre nichts angefasst worden, aber wir überprüfen noch jedes einzelne Zimmer einschließlich des Dachbodens.«
    »Das Türschloss?«
    »Alt und verrostet. Kaputt. Die Jungs, die für Einbrüche zuständig sind, kümmern sich darum.«
    »Weiß jemand, wem diese Hütte gehört?«
    Wieder schaute sie ihn über den Rand der Brille hinweg spöttisch an. »Irgendwer weiß das bestimmt, ich aber nicht. Das herauszufinden ist ebenfalls Ihr Job.« Sie begann wieder zu zeichnen.
    Montoya warf einen letzten Blick auf die Opfer in ihrer makabren Umarmung, dann sah er auf die Uhr, trug sich aus dem Register aus und verließ das Haus. Obwohl der Morgen immer noch schwül und drückend war, erschien ihm die Luft frisch im Vergleich zu dem abgestandenen, üblen Geruch im Inneren des Häuschens.
    Er wich einem Forensiker aus, der Gipsabdrücke von Reifen- und Fußspuren nahm, und strebte dem alten roten Pickup zu.
    Ein beleibter Schwarzer saß auf dem Fahrersitz, hatte das Radio eingeschaltet und trommelte ungeduldig mit dicken Fingern auf das Steuerrad.
    »Ray Watson?«, fragte Montoya und zeigte durch das offene Fenster der Fahrertür seine Dienstmarke. Er warf einen Blick auf die Ladefläche des Pickups. Neben dem Kanu lagen eine Fischreuse und ein paar Ruten, ein Angelkasten, Ruder, Schwimmweste und ein Ködereimer. Alles war festgeschnallt,da die Heckklappe der Ladefläche wegen der Länge des Kanus offen bleiben musste.
    »Der bin ich.«
    Watson war etwa fünfzig Jahre alt. Er
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