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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte ein breites Gesicht, weit auseinander stehende Augen und Zähne, in denen man, wenn er sprach, Goldfüllungen aufblitzen sah. Eine ausgeblichene Saints-Baseballkappe bedeckte sein lockiges, grau meliertes Haar. Er trug einen weiten Overall über einem T-Shirt und wirkte gereizt und müde. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lagen ein Paar hüfthohe Gummistiefel, eine Taschenlampe und eine Dose mit Kautabak.
    »Mr. Watson, sagen Sie mir bitte, was Sie vorgefunden haben. Und wie es dazu kam.«
    »Sie haben es doch selbst gesehen«, sagte Watson und riss die Augen auf. »Ich habe in dieser Hütte nichts angefasst.«
    Er wies durch die von toten Insekten verschmierte Windschutzscheibe auf das Haus. »Ich bin wie immer zum Angeln hierher gekommen, aber dieses Mal sah es hier irgendwie anders aus. Irgendwie … ich weiß auch nicht … als ob etwas nicht stimmte. Ich hab gesehen, dass die Tür offen stand, und bin reingegangen. Da hab ich sie entdeckt, die Toten.« Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte es nicht glauben. Also wirklich, der Kerl ist splitternackt, und die Frau ist angezogen, als wollte sie zu ihrer eigenen verdammten Hochzeit gehen.« Er löste den Blick von dem Haus und sah Montoya direkt in die Augen. »Ich hab sofort gesehen, dass sie tot sind, bin zurück zum Wagen gegangen und habe mit dem Handy meiner Frau die Polizei benachrichtigt.«
    »Kennen Sie die Opfer?«
    »Nein, Sir«, antwortete Watson nachdrücklich und schüttelte abermals den Kopf.
    »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Vor ungefähr anderthalb Stunden«, sagte er nach einem Blick auf seine Uhr. »Um fünf Uhr heute Morgen. Ich komme immer schon früh her, vor dem Frühstück. Damit ich bei Sonnenaufgang anfangen kann zu angeln. Es war noch dunkel, als ich an dem Haus vorbeifuhr, aber ich habe es mit der Taschenlampe angeleuchtet, wie ich es immer mache, und, wie gesagt, irgendetwas kam mir komisch vor, gab mir ein seltsames Gefühl im Bauch, verstehen sie? Ich kann’s nicht anders erklären. Da dachte ich mir, ich sehe lieber mal nach.«
    »Und dann sind Sie reingegangen?«
    »Genau.« Bei der Erinnerung an den Verwesungsgestank rümpfte Watson die Nase. »So was hab ich noch nie gesehen. Nein, Sir, weiß Gott nicht.«
    »Sie wissen, wem das Haus gehört?«
    »Nein. Früher gehörte es einem Kerl namens Bud Oxbow, einem Burschen, mit dem ich angeln gegangen bin.«
    »Wo lebt Oxbow jetzt?«
    »Er ist pensionierter Briefträger und ist vor fünf oder sechs Jahren in den Norden gezogen, irgendwo in die Nähe von Chicago, glaube ich. Hier hat er nie gewohnt, kam nur hin und wieder zum Angeln her und hing in Lotties Imbiss rum, da sind wir auch das erste Mal ins Gespräch gekommen. Hatte eine Wohnung in Mobile, wo er auch gearbeitet hat.«
    Watson kratzte sich am Kinn. »Ich meine, er hat erzählt, die Hütte da hätte er von einem Onkel geerbt, aber genau kann ich es nicht sagen.«
    Montoya ging mit Watson noch einmal alles durch, doch Watson hatte nichts Neues hinzuzufügen. Er erklärte sich einverstanden, sich für weitere Fragen zur Verfügung zu halten und die Polizei anzurufen, wenn ihm noch etwas einfiel, was womöglich hilfreich sein könnte.
    Montoya entließ seinen Zeugen. Als Watson den Zündschlüssel drehte und rückwärts den von Laub bedeckten Weg entlangfuhr, klopfte er zum Abschied zwei Mal auf den Kotflügel. Die Sonne stieg höher in den Himmel. Es war bereits ziemlich warm, doch Montoya sah dunkle Wolken am Horizont. Nachdem er noch ein paar Minuten lang mit den Leuten von der Forensik gesprochen hatte, kam er zu dem Schluss, dass er hier alles erfahren hatte, was zu erfahren war. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zurück in die Stadt.
    Ein höllischer Tag stand ihm bevor. Zwei Leichen, und es war noch nicht einmal Mittag.

4.
     
    N ur noch eine halbe Meile«, versprach Abby sich selbst. Sie lief mit hohem Pulsschlag am Straßenrand entlang. Ihre Waden schmerzten, ihre Schuhsohlen schlugen auf den Asphalt. Der Schweiß rann ihr in die Augen. Obwohl das Wetter sehr rasch umgeschlagen war und die Sonne von hoch aufgetürmten violetten Wolken vertrieben wurde, hatte sich Abby doch entschieden, das Risiko einzugehen und zu joggen. Drei Wochen waren seit dem letzten Mal verstrichen, und ihre Muskeln waren eine solche Anstrengung nicht mehr gewohnt. Sie biss die Zähne zusammen und lief weiter.
    Als sie noch in Seattle lebte, war sie mindestens drei Mal die Woche gejoggt, doch in New Orleans mit seiner hohen Luftfeuchtigkeit und

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