Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
sie falsch, ich habe ihn nicht umgebracht.«
»Wie steht es mit Courtney LaBelle? Können Sie sich inzwischen an sie erinnern?«
»Nein … Aber der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Es gibt eine berühmte Sängerin namens LaBelle«, half er ihr auf die Sprünge. »Und einen DJ beim WNAB.«
»Nein … die meine ich nicht.« Sie hatte schon den ganzen Tag darüber nachgedacht, hatte, seit sie den Namen des Mädchens gehört hatte, ein leises Unbehagen empfunden.
»Aber sie war zu jung, es ist nicht möglich, dass ich sie gekannt habe.«
»Sie ließ sich Mary nennen.«
»Mary LaBelle.« Abby massierte sich mit einer Hand denNacken und schürzte die Lippen, während sie sich den Namen durch den Kopf gehen ließ. Nichts kam dabei heraus, nur dieses vage Gefühl, dass sie sich an etwas erinnern müsste. An etwas Wichtiges. »Tut mir Leid. Wahrscheinlich habe ich mich geirrt.«
»Wissen Sie, ob Ihr Ex irgendwelchen Schmuck getragen hat, der ihm viel bedeutete?«
»Was denn zum Beispiel? Einen Nasenring?«
Montoya lachte schnaubend. »Ich weiß es nicht, aber fangen wir ruhig mal mit einem Ring an, einem Ring für den Finger.«
Sie verschränkte die Arme. »Sechs Monate nach unserer Hochzeit hat er nicht einmal mehr seinen Ehering getragen. Er hatte einen Unfall beim Segeln und war mit dem Ring irgendwo hängen geblieben. Das behauptete er zumindest. Jedenfalls hat er ihn von da an nie mehr getragen. Erst später kam mir der Gedanke, dass er die Tatsache, verheiratet zu sein, nicht unbedingt für jeden ersichtlich machen wollte. Der Ring befindet sich noch in meinem Besitz, er liegt in meiner Schmuckschatulle«, gestand sie verlegen. »Ich habe ihn aufbewahrt, um ihn an irgendeinem Jubiläumstag in den Mississippi zu werfen, bin aber nie dazu gekommen.«
Montoya sah sie eindringlich an.
»Also … er hat keinen Ehering und auch sonst keinen Ring getragen?«
»Ich habe nie einen Ring an ihm gesehen.« Abby blickte vielsagend auf den Diamanten in Montoyas Ohr. »Auch keine Ohrringe oder Armbänder oder Goldketten … Das einzige Schmuckstück, an das ich mich erinnere, ist eine Armbanduhr. Die trug Luke immer.« Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie an den Tag dachte, an dem sie im strömenden Regen nach draußen zu seinem BMW gerannt war.Sie hatte ihm einen Gefallen tun wollen, wollte das Verdeck schließen und seine Versicherungsdokumente ins Haus holen. Kurz zuvor waren Unklarheiten über die Deckungssumme der Versicherung für das neue Auto aufgetreten. Was sie dann im Handschuhfach des glänzenden schwarzen Sportwagens fand, war eine teure Uhr und eine Karte, mit Initialen unterzeichnet, die sie als jene von Connie Hastings erkannte, der Geschäftsführerin eines Konkurrenzsenders, die versuchte, Luke abzuwerben. Abby traf die niederschmetternde Erkenntnis, dass ihr Mann sie betrog. Mal wieder. Ihre Hände zitterten, als sie die niedliche, eindeutig zweideutige Karte las. Mit einem brennenden Gefühl im Magen begutachtete sie die Rolex. Sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, und bemerkte nicht, dass die Beifahrertür noch weit offen stand, der Alarm unablässig schrillte und Regen ins Wageninnere strömte und sie und den blöden Versicherungsbescheid durchnässte.
Herrgott, wie konnte sie nur so dumm sein! Wäre sie zu jenem Zeitpunkt nicht schwanger gewesen, hätte sie sich auf der Stelle scheiden lassen. Stattdessen hatte sie das Verdeck offen gelassen, Karte und Geschenk auf den Beifahrersitz gelegt, die Tür nicht geschlossen – in der Hoffnung, dass das Wageninnere ruiniert, die Batterie leer sein und die kostbare Uhr gestohlen würde. Anschließend hatte sie sich in die Büsche übergeben und war dann zurück ins Haus gegangen, um darauf zu warten, dass Luke aus der Dusche kam.
»Die Uhr … Es ist eine Rolex, eine, die er beim Tauchen tragen konnte. Stellen Sie sich vor, sie überstand sogar die Druckverminderung … und sah so cool aus, dass er sie ständig anhatte. Jedenfalls solange wir noch verheiratet waren.«
»Hat er sie versichert?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Abby. »Aber da Sie fragen, muss ich annehmen, dass sie nicht mehr da ist.«
»Ich mache nur Inventur von seinen Besitztümern.«
»Aber wenn er die Uhr getragen hätte, wüssten Sie es doch, oder?«, widersprach sie. »Dann hätten Sie mich nicht fragen müssen.«
»Diebstahl ist als Motiv nie auszuschließen.«
»Falls Courtney ihn umgebracht hat, hat sie ihn zumindest nicht beraubt. Und falls es jemand
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