Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
geboren, nicht wahr?« Abbys Nacken verspannte sich noch mehr. »In Louisiana geboren und aufgewachsen, aber Sie haben Luke in Seattle kennen gelernt, wo er für einen Radiosender arbeitete … Wie heißt er noch gleich, ich habe es mir doch irgendwo notiert …«
»KCTY.« Das war allgemein bekannt.
»Ach ja, richtig. Aber Sie sind hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, nicht wahr? Ihre Mutter und Ihr Vater stammen aus dieser Gegend?«
Alarmglocken schrillten in Abbys Kopf. »Ich will nicht darüber reden.«
»Jacques und Faith Chastain.«
»Luke war ein paar Jahre lang ihr Schwiegersohn, weiter nichts«, presste Abby hervor.
»Moment mal …«, sagte Beth Ann leise, als kramte sie in ihren Notizen, wenngleich Abby den Verdacht hatte, dass ihr sämtliche Informationen griffbereit vorlagen. »Ihre Mutter hat ihn vermutlich nie kennen gelernt, oder? War Ihre Mutter, Faith Chastain, nicht die Frau, die sich im Krankenhaus Our Lady of Virtues in den Tod gestürzt hat? In dem Krankenhaus, das jetzt abgerissen werden soll?«
Die Frau hatte ihre Hausaufgaben sehr gründlich gemacht.
»Also hat sie Luke gar nicht als Schwiegersohn kennen gelernt?«
Abby legte auf. Knallte den Hörer auf die Gabel und schwor sich, den Anrufbeantworter laufen zu lassen, falls das Telefon noch einmal klingelte. Wenn jemand einen Termin für die Hausbesichtigung oder eine Fotosession ausmachen wollte, würde er schon eine Nachricht hinterlassen.
Sekundenlang starrte sie das Telefon an, rechnete halb damit, dass es erneut zu klingeln begann, und atmete dann tief durch. Gewöhn dich dran, ermahnte sie sich, das ist erst der Anfang. Bis Lukes Mörder gestellt ist, werden die Presse, die Polizei und andere Neugierige dich mit Anrufen bombardieren.
Das war wohl unvermeidlich.
Die Fahrt nach Baton Rouge verlief relativ erträglich, fand Montoya. Brinkman nervte nicht so sehr wie sonst und beschränkte die Unterhaltung auf das vorliegende Verbrechen. Bislang hatte das Labor noch keine Ergebnisse geliefert, aber Giermans Wagen war in einer Seitenstraße in der Nähe seines Sportclubs gefunden worden. Die Bank, bei der er Geld abgehoben hatte, lag nur einen Block entfernt. Das Dumme war, dass laut Brinkman niemand im Fitness-Center Luke beim Training gesehen hatte. Er war nicht zu seinem persönlichen Trainingsprogramm und auch nicht zum Free Climbing erschienen, das er mit Vorliebe an einer künstlichen Felsmauer des Centers praktizierte.
Giermans BMW schien auf den ersten Blick keine verdächtigen Spuren aufzuweisen, aber die Spezialisten der Spurensicherung waren noch mit der gründlichen Inspektion beschäftigt.
»Ich habe auch mit der Exfreundin, Nia Penne, gesprochen«, berichtete Brinkman und öffnete das Fenster einen Spaltbreit, während sie in nordwestlicher Richtung den Highway 10 entlangfuhren.
Es dämmerte. Die Scheinwerfer durchstachen die einsetzende Dunkelheit, die Luft war drückend und versprach noch mehr Regen.
»Was sagt sie?«
»Hauptsächlich, dass Gierman ein Schürzenjäger war. Immer auf der Suche nach Frischfleisch, aber sie glaubt, dass er trotz allem noch seine Exfrau liebte.« Er warf Montoya einen Blick zu.
»Wir reden über den Kerl, der in seiner Sendung über seine Exfrau hergezogen ist?«
»Ja. Nia Penne behauptet das zumindest. Ich habe sie nach der Sendung gefragt, aber sie sagt, im Radio macht er nur Show. Kaum zu glauben!«
Das fand Montoya auch.
»Meiner Meinung nach macht man sich keineswegs bei den Damen beliebt oder kriegt sie ins Bett, wenn man ständig öffentlich schmutzige Wäsche wäscht.« Brinkman lachte meckernd, kramte in seiner Jackentasche und förderte ein zerknülltes Zigarettenpäckchen zutage. Er klopfte eine Filterzigarette aus der Packung, schob sie sich in den Mundwinkel und suchte in seinen Taschen nach dem Feuerzeug.
Dann steuerte er den Wagen durch eine lang gezogene Kurve und ließ verlauten, dass es wohl nicht leicht war, eine Frau wie Abby Chastain zu vergessen.
»Ich tippe auf Geld als Mordmotiv.« Während Brinkman sprach, wackelte die Zigarette in seinem Mund. »Gesetzt den Fall, Gierman hatte nach der Scheidung noch was übrig. Gewöhnlich kriegen ja die Frauen sowieso den Löwenanteil.«
Das kaufte Montoya ihm nicht ab. Allerdings hatte er auch noch nicht drei Scheidungen hinter sich, wie Brinkman. Doch er hatte das Gefühl, dass Abby Chastain nicht hinter irgendwelchem Geld her war. Aber er konnte sich natürlich irren. »Zurück zu Gierman. Gut, er
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