Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
Luke und ihrer Lüge, was die Waffe seines Vaters betraf.
»Nicht daran denken«, ermahnte sie sich und hörte im selben Moment das Knirschen von Reifen auf der Zufahrt. Ansel,aus seiner Faszination für den Kolibri herausgerissen, sprang vom Sofa und stelzte zur Tür, um dann wie vom Donner gerührt stehen zu bleiben.
»Was ist?«, fragte Abby und sah aus dem Fenster. Detective Montoya war gekommen. Mit Hershey. Abbys Herz machte einen Satz. Verflixt, der Hund hatte ihr gefehlt! Sie öffnete die Haustür.
Hershey zerrte an der Leine und ließ das Laub aufwirbeln. Statt den ungestümen Hund zurückzuhalten, rannte Detective Montoya los, um mit ihm Schritt zu halten. Er hob den Blick, entdeckte Abby auf der Veranda und lächelte mit blitzenden Zähnen.
Ein aufrichtiges, jungenhaftes Lächeln, und Abby fühlte sich überrumpelt.
»Ich glaube, sie hat sie vermisst«, sagte Montoya, während Hershey schon die Stufen hinaufsprang. Schwanzwedelnd verlangte sie Abbys ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Ja, braves Mädchen. Du bist so ein braves Mädchen«, versicherte Abby, tätschelte ihr glänzendes Fell und beugte sich hinab, um sich von Hershey das Gesicht lecken zu lassen.
»Du hast mir so schrecklich gefehlt, Hershey.«
Die Labradorhündin bellte laut auf und Abby lachte. Zwar behagten ihr die Umstände ganz und gar nicht, die dazu geführt hatten, dass Hershey wieder zu ihr kam, aber sie freute sich, die Hündin bei sich zu haben. »Vielen Dank, dass Sie sie hergebracht haben«, wandte sie sich an Montoya und nahm die Leine von ihm entgegen.
»Keine Ursache.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich wohne schließlich nicht gerade um die Ecke vom Polizeipräsidium. Lassen Sie sich zumindest auf ein Bier oder eine Cola einladen, das heißt, ich habe nur Cola light im Haus …«
»Nein, danke, wirklich nicht.«
Sie löste die Leine vom Halsband, und Hershey, die Ansel entdeckt hatte, schoss ins Hausinnere. »Oha. Aufgepasst.« Der Kater sträubte das Fell und machte einen Buckel, der ihn doppelt so groß erscheinen ließ, fauchte und fegte zur offenen Tür hinaus, über die Veranda und den Stamm einer immergrünen Eiche hinauf. Die Hündin folgte ihm auf dem Fuß, blieb kurz vor dem Baum stehen und bellte Ansel wild an, der auf einem der unteren Äste hockte und zu ihr herabblickte.
Abby musste lachen. »Das ist ihr Lieblingsspiel.«
Hershey winselte und bellte, bis sie die Witterung eines anderen Tiers aufnahm und anfing, in den Büschen zu schnuppern. »Es ist immer dasselbe«, erklärte Abby und beobachtete kopfschüttelnd die Tiere. »Jedes Mal, wenn Luke sie hierher brachte, flippte Hershey aus, und Ansel fauchte und rannte weg. Jedes Mal jagte Hershey hinter ihm her, und zwanzig Minuten später lagen beide vereint im Wohnzimmer, Ansel auf der Rückenlehne des Sofas, Hershey in ihrem Körbchen beim Kamin, beide zusammengerollt und fest schlafend.« Abby schob sich das Haar aus den Augen.
»Manchmal geht es hier zu wie im Zirkus.«
»Hat Ihr Ex Ihnen den Hund häufig überlassen?«
»Fast an jedem Wochenende«, sagte sie. »Sosehr er bei der Scheidung auch um Hershey gekämpft hatte, fühlte er sich durch die Verantwortung für den Hund doch eingeengt. Zwischen seiner Arbeit beim Sender und seinen Freizeitaktivitäten war er kaum zuhause.« Sie streifte Montoya mit einem Blick. »Luke war ein Frischluftfanatiker, und wenn er nicht angeln oder auf die Jagd gehen oder Skifahren oder sonst etwas konnte, verbrachte er Stunden im Fitness-Center. In Wahrheit war ihm der Hund lästig. Aber ich habe ihnimmer gern zu mir genommen.« Sie spürte einen Stich im Herzen. »Ehrlich, Lukes Tod trifft mich sehr. Wir haben uns zwar nicht gut verstanden, und unser letztes Gespräch … nun, das war wirklich schlimm, ganz schrecklich, und dann hat er mir am nächsten Tag in seiner Sendung ein paar gehörige Seitenhiebe versetzt.«
»Sie haben die Sendung gehört?«
Abby verdrehte die Augen. »Ja. Ich war neugierig oder vielleicht habe ich auch tief drinnen einen Hang zum Masochismus, ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich die Sendung eingeschaltet. Das war ein Fehler.« Sie sah den Hund an und rieb sich geistesabwesend den Unterarm. »Luke ist an diesem Tag wirklich unerträglich gewesen.«
»Hat er Sie in Rage gebracht?«
»Und wie«, gab sie zu und schaute Montoya an. »Es hätte jeden in Wut versetzt. Doch worauf Sie eigentlich hinauswollen, ist natürlich, ob ich wütend genug war, um ihn umzubringen. Aber da liegen
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