Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
Mühe, ihre Nervosität zu verbergen, aber sie war gereizt und leicht eingeschüchtert durch den Rekorder und die beiden Männer, die ihr abwechselnd Fragen stellten. Als sie schließlich dachte, das Verhör sei so gut wie beendet, sah Brinkman ihr voll ins Gesicht – zweifellos, um sich ihre Reaktion nicht entgehen zu lassen – und fragte: »Wussten Sie eigentlich, dass Sie immer noch als Begünstigte in der Lebensversicherung Ihres Mannes eingetragen sind?«
»Wie bitte?« Abby war verblüfft. »Eine Lebensversicherung?«
»Ganz recht. Es geht um über eine halbe Million Dollar.« Er lächelte gekünstelt. »Eine hübsche Stange Geld.«
»Das muss ein Irrtum sein.«
»Nein. Ich habe die Police bei seinen persönlichen Dokumenten gefunden und mich bei der Versicherungsgesellschaft erkundigt.«
»Das glaub ich nicht.« Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen wäre sie auf die Idee gekommen, dass sie jemals noch einen Cent von Luke erhalten würde.
»Er ist wohl nicht dazu gekommen, diesen Passus zu ändern, wie?«, bemerkte Brinkman.
»Ich wusste nicht einmal, dass er so eine Versicherung abgeschlossen hatte«, antwortete sie aufrichtig. »Das heißt … Als wir heirateten, haben wir uns beide versichert. Mit kleinen Beiträgen und zeitlich begrenzt.«
»Ist er noch Ihr Begünstigter?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die Versicherung beitragsfrei gestellt und sofort mein Testament geändert.« Alles, was sie besaß, würde ihr Vater bekommen, und falls sie ihn überlebte, erbte Zoey alles, was sie an Vermögen angesammelt hatte. Sie war davon ausgegangen, dass Luke sein Testament in ähnlicher Weise geändert hatte. Jetzt hatte sie das Gefühl, ihm Unrecht getan zu haben.
»Wie gesagt, eine Menge Geld.« Brinkman massierte sich scheinbar nachdenklich den Nacken. »Eine halbe Million. Wie finden Sie das? Und dann sind da noch sein Konto, ein paar Aktien in seiner Rentenversicherung … Seine gesamten Vermögenswerte belaufen sich auf mehr als sechshunderttausend.«
»Das kann nicht stimmen«, sagte sie und warf Montoya einen Blick zu. Seit Brinkmans Offenbarung hatte er kein Wort gesprochen, beugte sich jetzt jedoch vor und legte die Unterarme auf den Tisch. »Luke hat Familie. Eltern und Brüder.«
»Ich habe mich bei seinem Anwalt erkundigt.« Brinkman zuckte mit der Schulter. »Sofern sich Ihr Ex nicht einen anderen Anwalt genommen und ein neues Testament verfasst hat, von dem niemand weiß, ist das vor fünf Jahren unterzeichnete noch gültig. Was bedeutet, dass Sie eine reiche Frau sind.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Aber Sie wussten nichts von dem Testament, sagen Sie?«
»Ich bin davon ausgegangen, dass er es geändert hat, und von dieser Lebensversicherung hat er mir nie erzählt. Dasschwöre ich.« Abby wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte.
Sie schaute hilflos auf die beiden Detectives, die offenbar wild entschlossen waren, sie mit dem Mord an Luke in Zusammenhang zu bringen.
»Sieht so aus, als hätten Sie gerade in der Lotterie gewonnen.«
»So fühle ich mich aber nicht.«
»Wenn Sie meinen.«
»Hören Sie, ich mag diese Anspielungen nicht.« Sie wandte sich Montoya zu, der während dieses Schlagabtauschs geschwiegen hatte. »Haben Sie noch Fragen?«, wollte sie wissen, bemüht, Haltung zu bewahren.
Brinkman legte es darauf an, sie aus der Fassung zu bringen, und das wusste sie.
»Nein, das war erst einmal alles«, sagte Montoya.
»Gut. Ich dachte schon, ich bräuchte einen Anwalt.«
»Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«, fragte Brinkman mit einem Lächeln, das entwaffnend sein sollte. Doch Abby traute ihm nicht über den Weg.
Sie richtete das Wort wieder an Montoya. »Sonst noch was?«
»Nur, dass wir eine gewisse Verbindung zwischen Luke und Courtney LaBelle festgestellt haben. Er war Gastdozent in einem ihrer Seminare am All Saints College.«
»Dann kannte er sie?«
»Wir wissen nicht, ob sie sich persönlich kennen gelernt haben. Nur, dass sie sich zur selben Zeit am selben Ort aufgehalten haben.«
»Was auch ein Riesenzufall sein könnte.«
»Sofern Sie an Zufälle glauben«, sagte Brinkman. »Ich persönlich glaube nicht daran.«
Abby spürte wieder diese Verkrampfung im Magen, die sie immer befiel, wenn die Sprache auf ihren Exmann und jüngere Frauen kam. »Sie glauben also, die beiden hatten was miteinander?«
»Das ist ja das Seltsame. Kein Hinweis darauf, dass sie auch nur miteinander gesprochen hätten.«
»Trotzdem ist es nicht so
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