Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
Leben.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Wisst ihr, mein Onkel ist Dozent am All Saints. Unterrichtet Religion. Vielleicht kannte er das Opfer oder ein paar von ihren Freunden.«
»Wir waren schon dort«, vermeldete Brinkman. »Sie hatte nicht viele Freunde. Nur eine Zimmergenossin direkt aus einem Hexenkonvent.«
Zaroster sah Montoya fragend an.
»Sie ist eine Gothic«, erklärte Montoya.
»Mensch, Brinkman! Warst du kürzlich mal im French Quarter? Gothic ist … also, Gothic ist dort wirklich noch das Harmloseste.« Zaroster lachte. »Vielleicht sollte ich mal meinen Onkel fragen, ob er von jemandem weiß, der hier in der Gegend einem Hexenkonvent angehört.«
»Frag ihn auch gleich nach Vampiren. Diese Tussi trägt ihr eigenes Blut an einem Halsband.«
Erneut zog Zaroster eine Braue hoch. »Das geht über Gothic hinaus«, bemerkte sie.
»Stimmt«, pflichtete Montoya ihr bei und fügte hinzu: »Ja, sprich mit deinem Onkel.« Je mehr Informationen sie sammeln konnten, desto besser.
Es selbst wollte ebenfalls bei einer Verwandten um Rat bitten.
Er hatte versucht, seine Tante Maria zu erreichen, aber bisher hatte sie nicht zurückgerufen. Das Kloster war allerdings auch nicht gerade mit High-Tech ausgestattet. Ein Telefon, keine Handys, ein Computer, soviel er wusste. Ein Besuch wäre wahrscheinlich einfacher gewesen.
Brinkman schnaubte und fuhr sich durch das wenige noch verbliebene Haar. »Du drehst dich nur im Kreis, wenn du mit deinem Onkel redest.«
»Meine Sache«, schoss Zaroster zurück. »Wie gesagt, in meinen Augen ist dieser Mord nicht die Tat einer Frau.«
»Wir reden nicht von irgendeiner Frau. Wir reden von einer stinkwütenden Exfrau, die einen Haufen Geld erbt.« Brinkmans Lächeln war ölig und selbstgefällig. Er wies mit einer Kopfbewegung auf den Ausgang. »Lass uns ein Wörtchen mit der frisch gebackenen Erbin reden.«
Das war es also. Das »offizielle« Verhör. Abby saß mit geradem Rücken an ihrem Esszimmertisch. Bei seinem ersten Besuch war Montoya allein gekommen, um sie über Lukes Tod zu unterrichten. Beim zweiten Mal, um den Hund abzuliefern. Bei jeder Gelegenheit hatte er ein paar Fragen gestellt, immer ganz beiläufig. Schließlich hatte sie noch unter Schock gestanden.
Doch jetzt war er noch einmal da, und dieses Mal, das ahnte sie, würde er sie nicht mit Samthandschuhen anfassen.
Brinkman, ein Typ mit Halbglatze, machte keinerlei Anstalten, freundlich zu sein. Sein Blick war misstrauisch, sein Benehmen höflich, aber unterkühlt, sein Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er mehr über sie wusste als sie selbst.
Das alles ärgerte sie gewaltig.
Er stand an den Flügeltüren und schaute nach draußen, während Montoya ihr am Esstisch gegenübersaß. Zwischen ihnen befand sich ein bunter Tischschmuck aus kleinen Zierkürbissen, Flaschenkürbissen, Laub und Kerzen. Das Ganze wirkte festlich und fehl am Platz, insbesondere angesichts des Rekorders am Tischrand und des insgesamt finsteren und nüchternen Tons ihrer Unterhaltung.
Eines beinahe anklagenden Tons.
Beinahe.
Abby warf einen feindseligen Blick auf Detective Brinkman mit seinem Wabbelbauch, der fortschreitenden Glatze und dem abgebrühten Benehmen. Falls Brinkman als so genannte Unterstützung mitgekommen war, hätte Montoya besser daran getan, allein zu erscheinen.
Die beiden Detectives waren eine halbe Stunde zuvor eingetroffen, sehr zu Hersheys Freude und zu Ansels Ärger. Die Labradorhündin hatte beim Erscheinen der Gäste aufgeregt gebellt und sich wie wild gebärdet, Ansel hingegen war ins Wohnzimmer gehuscht, um unter dem Sofa zu verschwinden und misstrauisch darunter hervorzulugen.
Abby hatte Kaffee angeboten, doch jetzt standen die Tassen nahezu unberührt vor ihnen, während die Fragen auf Abby niederprasselten.
Alle Informationen, die sie Montoya bei seinem letzten Besuch bereits anvertraut hatte, waren noch einmal durchgehecheltworden, und jetzt drangen sie in neues, unberührtes Territorium vor.
Abby sagte sich, dass es Routine war, dass sie mit jedem sprachen, der Luke und das Mädchen gekannt hatte, und doch konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie unter Verdacht stand, dass die Polizei glaubte, sie sei irgendwie in den Fall verwickelt. Und das war lächerlich. Sicher, sie empfand nicht die geringste Liebe und kaum noch Achtung für Luke Gierman, aber sie hätte ihn doch niemals umgebracht. Sie konnte nur hoffen, dass zumindest Montoya das wusste.
Abby gab sich
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