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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Trauerfeier für Luke stattfindet.«
    »Ach, Zoey …«
    »Sieh mal, du brauchst moralische Unterstützung. Lukes Angehörige sind nicht unbedingt sehr warmherzig. Nicht wie die Waltons, falls du verstehst, was ich meine. ›Gute Nacht, John-Boy‹ und Apfelkuchen sind bei diesem Haufen Spinner unbekannt.«
    Unwillkürlich musste Abby lächeln. Manchmal konnte Zoey überaus witzig sein, dann wieder ging sie ihr gewaltig auf die Nerven. »Okay, ich gebe dir Bescheid.«
    »Abby?«
    »Was?«, fragte sie, blickte in den Rückspiegel und sah, dass ein Lkw nahezu an ihrer Stoßstange klebte.
    »Geht es dir gut?«
    »Natürlich, ganz prima«, schnappte sie, wenngleich das gelogen war. »Wirklich ausgezeichnet!«
    »Nein, im Ernst. Die Sache mit Lukes Tod … das ist sicher schwer für dich und …«
    »Ich muss jetzt aufhören, da kommt meine Ausfahrt«, fiel Abby ihr zornig ins Wort. Bevor Zoey noch eine weitere verdammte Frage stellen konnte, legte sie auf. Sie hatte es satt, sich von ihrer neugierigen Schwester die übermäßig besorgte Verwandte vorgaukeln zu lassen. Seit Monaten hatte sie nichts von Zoey gehört, und jetzt rief sie plötzlich ständig an. Es war fast, als wäre ihre Schwester von einer Art perverser Faszination von dem Mord an Luke erfasst.
    Oder sie ist aufrichtig besorgt. Wie wär’s denn mal damit, Abby? Vergiss endlich, was in Seattle passiert ist. Zoey macht sich wahrscheinlich wirklich nur Gedanken um dich
.
    »Sollte mich wundern«, knurrte Abby und schaltete das Handy aus. Wenn jemand sie sprechen wollte, konnte er, verflixt noch mal, gern eine Mitteilung in ihrer Voice Mail hinterlassen. Sie sah in den Rückspiegel, stellte fest, dass der Lkw ihr immer noch im Nacken saß, und verspürte den Drang, auf Schneckentempo herunterzugehen und den Kerl richtig zu ärgern. Warum überholte er nicht einfach, wenn sie ihm zu langsam fuhr?
    »Idiot«, schimpfte sie, drosselte das Tempo und lenkte auf den Ausfahrtstreifen. Der schwere Lkw donnerte an ihr vorüber, der Motor röhrte und der Sticker an seiner hinteren Stoßstange mit der Frage:
Wie gefällt dir mein Fahrstil?
schien sie verhöhnen zu wollen.
    Aus dem Gedächtnis fand sie den kurvenreichen Weg zuOur Lady of Virtues. Natürlich hatte sich die Landschaft verändert, und wo früher Wiesen mit grasendem Vieh oder Wälder die Straße gesäumt hatten, standen jetzt Häuser inmitten von kleinen Nutzgärten. Offenbar hatten die Immobilienmakler die Gegend für sich entdeckt.
    Nach einer Weile wurde die Bebauung spärlicher, und die Natur nahm wieder überhand. Abbys Puls beschleunigte sich, ihre Hände am Lenkrad wurden feucht. Mehrmals erwog sie umzukehren.
    Man wächst mit seinen Aufgaben

    »Ja, ja, Dad, ich weiß«, sagte sie leise und ignorierte die unterschwellige Panik, die sich mit jeder Meile steigerte, um die sie sich jenem Ort näherte, jenem Ort, an dem sich ihr Leben unwiderruflich verändert hatte.
    Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Du kannst das
.
    Noch eine letzte Straßenbiegung, dann kam der schmale Weg mit dem verwitterten Schild in Sicht.
Our Lady of Virtues. Gegr. 1843
.
    Abbys Finger umfassten das Lenkrad fester, und die Knöchel traten weiß hervor. Und dann rollte der Wagen auf das Grundstück, das dem Kloster Our Lady of Virtues gehörte: dreißig Morgen voll üppiger Gärten, Gebäude und Wälder, nach denen sich Bauunternehmer schon seit Jahren die Finger leckten. Aufgrund der sich immer weiter ausdehnenden Vorstädte hatte sich der Wert dieses Grundstücks, das nach wie vor dem Nonnenorden gehörte, zunächst verdoppelt und dann verdreifacht, obwohl viele Gebäude verfallen waren und nur noch auf die Abrissbirne warteten.
    Abby bog an der Weggabelung auf den Privatweg ab und fuhr zum Eingang des Krankenhausgrundstücks. Das Tor war natürlich verriegelt, zusätzlich zu dem ursprünglichenSchloss noch mit einem Kettenschloss gesichert, und das verblichene Schild mit der Aufschrift
Betreten verboten
drohte jedem, der es nicht beachtete, mit der »Ausschöpfung sämtlicher gerichtlicher Mittel«.
    »Nett«, flüsterte Abby spöttisch. »Sehr christlich.« Sie hatte damit gerechnet, dass das Eingangstor abgesperrt war, und sich auf der Fahrt hierher eine Ersatz-Strategie überlegt. Nichts sollte sie von ihrem Vorhaben abhalten.
    Sie nahm die Kamera aus dem Futteral, befestigte einen Riemen daran und stieg aus dem Auto. Der heruntergekommene Zustand des Grundstücks, der Rasenflächen und Gebäude berührte sie mehr,

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