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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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beobachtete.
    Was natürlich an Verfolgungswahn grenzte.
    Nein, nicht Verfolgungswahn, nur übertriebene Vorsicht.
    Die Kühlschranktür stand offen, und Hershey hockte erwartungsvoll davor, während Abby mit der freien Hand zwischen halb vollen Flaschen mit Salatdressing und Soßen nach einem Becher Joghurt suchte.
    »Ich habe stundenlang gewartet«, maulte Zoey.
    Ach, hör doch auf, dachte Abby.
    Doch sie sagte: »Ich weiß, Zoey. Es tut mir Leid … Ich habe die Zeit vergessen.« Es ärgerte sie, dass sie unwillkürlich dasBedürfnis hatte, sich ihrer älteren Schwester gegenüber zu entschuldigen.
    »Ich hatte zu tun. Und, nein, ich habe wegen Lukes Begräbnis noch nichts gehört.«
    »Es müsste doch bald stattfinden, oder?«
    »Ich weiß nicht, wann es stattfinden ›müsste‹. Falls seine Familie beschließt, ihn einäschern zu lassen, halten sie vielleicht erst später einen Gottesdienst ab. Zoey, ich weiß wirklich nicht, welche Rolle mir dabei zugedacht wird. Und ob ich überhaupt eine Rolle spiele. Exfrauen stehen nicht gerade ganz oben auf der Liste, das ist doch klar. Aber trotzdem würde ich ihm die letzte Ehre erweisen. Keine Ahnung, ob
er
mir auch nur ein Quäntchen Ehre zugestanden hat. Zumindest, was die letzte Zeit betrifft.«
    Zoey sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. »Das tut weh, Abby.«
    »Du hast seine letzte Sendung im Radio nicht gehört.« Sie zog den Deckel von einem Joghurtbecher ab, den sie inzwischen entdeckt hatte, und kam spontan zu dem Schluss, dass jetzt der beste Zeitpunkt für ein Geständnis war. »Ich war gestern draußen.«
    »Wo, draußen?«
    »Beim Krankenhaus.«
    Eine Pause entstand, dehnte sich unerträglich aus. »Warum?«, fragte Zoey schließlich.
    »Sie wollen es abreißen, und …«
    »Gut!«
    »… und deshalb wollte ich noch mal hinfahren.«
    »Weil irgendein blöder Seelenklempner dir dazu geraten hat?«
    Abby sträubten sich die Nackenhaare. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie mehrere Therapeuten aufgesucht, gute undweniger gute. »Weil ich das Gefühl hatte, ich müsste es tun.«
    Ihre Schwester murmelte etwas vor sich hin und fragte dann lauter: »Und? Wie war es, Abby? Hast du deinen Spaß gehabt?«
    »Sehr witzig, Zoey«, presste Abby zwischen den Zähnen hervor.
    Warum hatte sie das Thema überhaupt angesprochen?
    »Ehrlich gesagt, es war äußerst merkwürdig. Und gruselig. Echt gruselig. Das Gebäude fällt total in sich zusammen. Ich habe eine Nonne getroffen, die früher dort gearbeitet hat. Sie hat gesehen, wie ich das Grundstück betrat, weil ich beim Kloster parken musste. Vielleicht erinnerst du dich noch an Schwester Maria. Sie ist groß. Hübsch. Hispanischer Herkunft, glaube ich.«
    »Ja, ich erinnere mich an sie«, entgegnete Zoey mit seltsamer Stimme.
    »An dem Tag, als Mom starb, war sie auch da.«
    Zoey antwortete nicht.
    »Eigenartig – ich glaube, sie hat mich mit dir verwechselt. Anscheinend war sie der Meinung, ich sei dir und Dad voraus ins Krankenhaus gelaufen. So habe ich sie zumindest verstanden.« Abby öffnete eine Schublade und entnahm ihr einen Löffel. »Ich sei die Treppe hinaufgelaufen, als sie gerade herunterkam, und du seist ihr mit dem Geschenk für Mom entgegengekommen … oder so.« Abby zog die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube, so hat sie es dargestellt. Wie gesagt, das alles war höchst sonderbar.« Sie tauchte den Löffel in den Joghurt und leckte ihn ab. Zoey hatte noch immer nicht geantwortet. »Zoey?«
    »Ja.«
    »Was hältst du davon?«
    »Ich … Ich weiß nicht, warum sie so etwas behauptet. Wahrscheinlich ist sie schon recht alt. Und womöglich etwas verwirrt.«
    »Mir erschien sie ziemlich klar im Kopf.«
    »Ziemlich«, wiederholte Zoey. »Seitdem sind immerhin zwanzig Jahre vergangen.«
    »Hey.« Abby hielt den Löffel hoch, als richtete sie ihn auf ihre Schwester. »Wieso habe ich dieses Gefühl, dass du irgendetwas vor mir verbirgst?«
    »Ich verberge nichts vor dir. Es ist mir nur unangenehm, über die Anstalt und Moms Tod zu sprechen. Ich weiß, du hast damit noch nicht abgeschlossen, Abby, aber bei mir ist es anders, und ich brauche
nicht
ständig auf die Geschichte zurückzukommen.« Zoey verstummte für einige Sekunden.
    »Du warst ihr besonders nahe, verbunden durch ein einzigartiges, von Gott gegebenes Karma oder wie immer du es nennst. Das habe ich verstanden. Aber ich finde, wir sollten jetzt nach vorn schauen.«
    »Auf Lukes Begräbnis?«, bemerkte Abby staubtrocken.
    »Ja! Lass uns auch

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