Shkarr (German Edition)
befanden. Dort drückte er Krischan auf einen abgewetzten Sessel. „Du brauchst ein Interface. Willst du ein Headset?“
Krischan nickte, zweifelte aber, dass es so etwas hier gab.
„Ich habe mir eins ausgeliehen. Ich arbeite selten mit Headset“, meinte der zweite Geek, der aus der Röhre gefallen war.
Krischan sah auf und konnte jetzt ein wenig mehr von dem seltsamen Mann erkennen. Eine große verspiegelte Brille saß auf dessen Haupt, die Haut war dunkel, vielleicht sogar schwarz. Die Haare krausten sich wild und reichten bis zur Hüfte, wo sie auf halber Höhe zu Dreadlocks zusammengerollt worden waren. Der Mann selbst steckte in einem verschmutzten, vielleicht ehemals grauen Overall und trug eine Menge Tücher in den Taschen, die hervorlugten. Dazwischen fanden jede Menge Werkzeug und Stifte ihren Platz. Mächtige Hände reichten ihm ein zierlich wirkendes Interface und Krischan fragte sich, wie sein Gegenüber das Teil anfassen konnte, ohne dass es zerbrach.
„Probier es aus und dann sag mir, ob es die 1.000 Credits Wert ist. Tu mir nur einen Gefallen: Das ganze System ist mehrfach abgesichert. So schnell findet uns hier keiner. Aber wenn du es übertreiben willst, dann bau noch ein paar zusätzliche Sicherheiten auf dem Weg durchs Netz ein. Ich will keine Leute von der SDA oder sonst wen hier haben. Die bauen mir die Mühle ab und ich bin in Erklärungsnot.“
Krischan verzog das Gesicht und hoffte, dass es wie ein unverbindliches Lächeln wirkte. Er befürchtete aber eher, dass es einer Fratze glich. Doch der Kauz ließ sich davon nicht abhalten. „Probier es aus! Du wirst sehen, dieser Computer ist ein Prachtstück. Vergiss das Äußere! Was zählt, sind die inneren Werte.“
Krischan setzte das Headset auf. Ein leichter Schwindel erfasste ihn, als das System ihm Einlass gewährte. Wie stark war der Computer überhaupt? Krischan wurde unwillkürlich neugierig.
„Sei vorsichtig! Wir hängen da tagelang dran und es ist auf unsere Parameter eingestellt. Ich weiß nicht, wie die deinen sind. Aber unten links kannst du einstellen, was du willst. Speichere es aber ab! Dann brauchen wir nicht rumzufummeln, wenn du mal wieder dran willst.“
Krischan warf einen prüfenden Blick in die genannte Datei und nickte dann leicht. „Kein Problem! Ihr seid Human-Links?“
„Jap, Kleiner. Aber keine Registrierten. Und man merkt es uns nicht an. Uns hätten sie nie zugelassen. Also haben wir selbst dafür gesorgt. Es ist einfach fantastisch, im Datennetz zu surfen und alles zu fühlen. Es ist wie im Rausch. Eine absolute Grenzerfahrung. Glaub mir, wenn wir ein System bauen, dann eines, das es bringt.“
Krischan warf Cid einen vielsagenden Blick zu. Sein Freund hatte recht gehabt: Es waren Geeks, Computerfreaks, und zwar welche von der ganz ausgefallenen Sorte. Doch sie hatten auch recht. Der Computer, so chaotisch und wenig vertrauenserweckend er auch wirkte, hielt das, was der eine versprochen hatte und der andere durch heftiges Nicken bestätigte. Krischan ging alles durch. Prüfte die Verbindungen, die Sicherungen und was ihm noch wichtig erschien, dann nickte er Cid zu. „Damit wird es gehen! Wann wollt ihr die Bezahlung?“
„Mach du deinen Turn! Dann reden wir übers Geschäft. Wenn Cid jemanden mitbringt, dann kann man sich darauf verlassen, dass alles seinen geregelten Gang geht.“
Krischans Augen blitzten kurz auf, dann verschwand er in die andere Welt, die er nur gefiltert durchstreifte und damit nicht dem Thrill ausgesetzt war, den die anderen beiden mit fanatischer Miene beschrieben hatten. Krischan war zufrieden.
„Was suchen wir? Ich kann nicht dieselben Worte und Algorithmen nehmen. Da habe ich schon alle Daten bekommen, die noch da waren. Ungezielt kann ich da nicht rein und suchen. Aber wenn wir keine Anhaltspunkte haben, wird mir nichts anderes übrig bleiben.“
Cid runzelte die Stirn. „Ich weiß auch nicht. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht ...“ Er fuhr sich durch die Haare. „Du hast wirklich alles, was mit den Kanarras zu tun hat? Hast du nur die Sachen von der SDA?“
„Von dem Labor und der SDA!“
Cid überlegte, während sich langsam Erinnerungen zu greifbaren Gedanken und dann zu Ideen formten. „Ich sagte, dass wir nicht das einzige Labor waren. Unseres war aber das Erste, welches ziemlich schnell dem Boden gleichgemacht wurde. Mark erzählte mir, bevor er Shkarr wegbrachte, dass sie auch in anderen Labors wie die Verrückten Akten vernichten würden.
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