Shkarr (German Edition)
schwarzen Augen einigen Vorwürfen ausgesetzt.
„Hey Kleiner, beruhige dich!“, rief er.
„Ich bin kein Kleiner ! Ich will verdammt noch mal eine Antwort.“
Verlegen griff sich Cid ans Kinn, nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, gab er die Antwort: „Du sollst nicht zwischen die Fronten geraten. Das ist alles. Ich habe lange genug im Gefängnis gesessen, um zu wissen, dass das kein angenehmer Zustand ist. Ich saß zwar berechtigt, da ich keine reine Weste hatte. Aber im Grunde waren mein Freund und ich die Sündenböcke, die die Hauptschuld zu tragen hatten. Wenn sie dich in die Finger kriegen, werden sie es genauso halten. Ich habe kein gutes Gefühl. Doch ich allein bekomme nichts heraus. Zu lange habe ich nichts mehr getan. Ich wollte meine Ruhe. Wenn wir da weiter machen, wo du aufgehört hast, werden wir sie garantiert aufscheuchen. Ich glaube, da muss noch nicht mal etwas sein. Allein ihr schlechtes Gewissen wird ausreichen, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen, um dich endlich aus dem Verkehr zu ziehen. Ich bin alt, ich habe keine Lust mehr zu fliehen und ich will mich an nichts Neues mehr gewöhnen. Aber du kannst das noch. Nein, du musst! Und wenn ich dich persönlich auf deinem Sitz festschnallen muss.“
Krischan wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. „Und wenn dir etwas passiert? Wohin willst du?“
„Mach dir mal darüber keine Gedanken!“
Shkarr befand sich am Rande der Verzweiflung. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so allein gefühlt. Er rannte schon lange nicht mehr ziellos durch die Gegend. Eher glich sein Gang einem resignierten Schleichen. Die Pfoten waren anscheinend viel zu schwer und man konnte den Eindruck gewinnen, dass er bei jedem Schritt zu überlegen schien, ob es nicht doch einfacher war, stehen zu bleiben.
Müde senkte Shkarr sein Haupt. Wie weit war er schon gelaufen? Und wohin hatte ihn sein Weg geführt? Er wusste es nicht. Irgendwo in seinem Rücken lag die Höhle des Bundes. Das war das Einzige, dessen er sich sicher war. Diese Gegend hier war ihm unbekannt und so vermutete Shkarr schlicht, dass er sich verlaufen hatte. Aber es zog ihn weder in die eine noch in die andere Richtung. Alles war gleich und ohne Interesse für ihn. Warum war ihm alles so schwer?
Sein Blick blieb zu seinen Pfoten stehen. Zwischen den Krallen, Laub und Erde konnte er so etwas wie einen Pfad erkennen. Es gab nur Wege im Dschungel, wenn sie von den Tieren oder den Rirasch angelegt wurden. Ansonsten war der Wald undurchdringlich und man nahm am besten den Weg über die Baumwipfel.
Sollte er diesen nehmen? Shkarr war sich nicht sicher. Er sehnte sich nach Gesellschaft, egal um welche es sich handelte. Etwas energischer schritt er weiter aus und sein Blick wurde wacher. Nach einer Weile wurde er verblüfft langsamer. Hier stimmte etwas nicht und Shkarr gefror in seinem Lauf endgültig. Der Weg unter seinen Pfoten war befestigt. Dicht an dicht reihten sich behauene Steine, glatt geschliffen durch langen Gebrauch. An den Seiten verlief sich der Pfad zwischen vermoderndem Laub, Zweigen, Büschen und schlussendlich unter den mächtigen Wurzeln der uralten Bäume. Allein in der Mitte blieb ein kaum wahrnehmbarer Streifen frei. Shkarr glaubte, dass dieser Weg ursprünglich einige Meter breit gewesen sein musste und nicht nur diesen guten halben Meter, der jetzt unter Gras und Laub sichtbar war. Aber wie konnte das sein?
Auf dem ganzen Planeten hatte er noch keine bearbeiteten Steine gesehen.
Er setzte sich. Dann erinnerte er sich und musste sich revidieren. Er hatte schon einmal behauenen und sogar polierten Stein gesehen. Der Boden der Halle des Bundes war poliert und nur ein suchendes Auge fand die Nahtstellen. Sollte sich hier auch eine Art Bauwerk befinden?
Neugierig geworden, lief Shkarr weiter. Doch auch wenn er gehofft hatte, dass sich ihm das Geheimnis schnell erschließen würde, so blieb ihm nach gut einer Stunde die Enttäuschung nicht erspart, noch kein Ende des Weges erkennen zu können. Er drehte sich im Kreis. Er war allein. Kein Riri befand sich in der Nähe. Selbst die Zurückgekehrten waren nicht hier. Außer den anderen Bewohnern des Dschungels konnte er niemanden ausmachen. Wie weit war er vom Weg abgekommen? Die ersten Ausläufer der Nacht tupften kleine Fetzen von Violett an den Himmel. Shkarr wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, sich ein geeignetes Nachtquartier zu suchen. Als Alternative blieb ihm aber auch, sich auf seine Sinne zu verlassen
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