Shkarr (German Edition)
tadelnd auf, enthielt sich aber eines Kommentars.
‚Habe ich ihn doch verletzt?’, fragte der schwarzfellige Kater leise. Shkarr verneinte, da er nichts Entsprechendes finden konnte.
‚Was willst du wissen?’, kam es von unvermittelter Seite.
Shkarr hätte sich beinahe vor Schreck hingesetzt, schaute aber stattdessen den Menschen an. Hastig übersetzte er die Frage, als ihm einfiel, dass nicht er der Adressat war und somit auch nicht die Antwort geben konnte.
Truschan überlegte, wie er sich am Besten verständlich machen konnte. Kurz streckte er seine Pfoten und schlug die Krallen in die weiche Unterlage, dann begann er zu erklären: ‚Wir haben alle Angst vor den Menschen. Doch du scheinst anders zu sein. Zumindest fühle ich keine Feindschaft gegen dich. Außerdem bist du mit einem von uns verbunden.
Diese Verbindung ist ungewöhnlich und das macht dich fast zu einem Riri. Ich habe eine lange Zeit mit dir mein Nest geteilt und ich habe erst gestern erfahren, mit wem ich es zu tun habe. Dass du uns nichts antun willst, das weiß ich jetzt. Ich will dich jedoch verstehen. Wissen, warum du hier bist. Wer du bist. Was du fühlst. Dein Wesen kennenlernen.’ Truschan unterbrach sich für einen Augenblick. Sein Schwanz verriet seine Unsicherheit, obwohl kaum etwas davon in seinen Gedanken spürbar war. ‚Wenn wir uns entscheiden, jemanden aufzunehmen, der so ist wie du, verletzt, hilflos, dann machen wir ihn praktisch zu einem Mitglied unserer Familie. Der Fremde kann dann so lange bleiben, wie er will und wenn er es möchte, kann er ein Mitglied des Familienverbandes werden. Sollte er sich dagegen entscheiden, bedeutet das jedoch nicht, dass er für immer für die betreffende Familie verloren geht. Meist verbindet sich für kurze Zeit ein Familienangehöriger mit ihm und lässt die Melodie seines Geistes in allen mitschwingen. Wenn er dann geht, dann bleibt diese Melodie wie eine Erinnerung, aber sehr viel stärker, bei uns. Du bist für kurze Zeit bei meiner Familie gewesen, aber du hast keinerlei Spuren hinterlassen, weil dein Geist für uns unerreichbar war. Wenn du gehst, wird sich in ein paar Jahren, wenn keiner mehr von uns lebt, niemand mehr an dich erinnern.’
Die Augenlider des Menschen senkten sich bei diesen Worten, um ihn kurz danach wieder anzuschauen. Ein zaghaftes Lächeln befand sich auf Krischans Lippen, besaß jedoch kein entsprechendes Pendant in seinen Gefühlen. Truschan empfand daher diese Geste für widersprüchlich. Er verspürte in Krischan nur so etwas wie Trauer, aber keine Freude. Anscheinend stand diese Form des Zähnezeigens noch für mehr Gefühle, als er bisher angenommen hatte.
‚Ich wollte dich mit meiner Bitte nicht verletzen. Menschen handhaben das mit Sicherheit anders.’
‚Warte!’ Krischan hatte sich aufgesetzt. Seine Lippen hatten sich zu einem Strich verschmälert. ‚Ich verstehe, was du meinst. Aber ich kann nicht verstehen, warum du gerade mich kennenlernen willst. Ich bin ein Mensch. Ich gehöre zu dieser verdammten Spezies, die wie Barbaren auf eurem Planeten gewütet haben. Du bietest mir damit praktisch deine Freundschaft an. Das ... Ich kann das nicht verstehen. Warum?’ Krischan fuhr sich durch die Haare. ‚Sie kommen wieder, Truschan. Meine Leute kommen wieder und sie haben dieses Mal nicht vor, sich von irgendjemandem aufhalten zu lassen. Du solltest mich wirklich ganz schnell vergessen, wenn das vorbei ist. Ich werde von hier verschwinden und es ist gut, dass ich keine Spuren hinterlasse.’
Krischan war verzweifelt und verstand nicht, warum Truschan ihm diese Ehre erweisen wollte. ‚Ich werde dem Rat alles erzählen. Heute! Dann hat es endlich ein Ende.’ Ein sichtbarer Ruck ging durch den schmalen Körper und Blitze schienen aus den Augen des Menschen zu sprühen. Mit entschlossenen Bewegungen stemmte Krischan sich hoch und drängte sich bestimmt an Shkarr vorbei, der ihm den Weg freigab. Am Stamm angekommen, prüfte er, wie er am besten und sichersten den Boden erreichen konnte. Langsam hangelte er sich von Ast zu Ast und Shkarr und Truschan stockte mehr als einmal der Atem, während sie dem unsicheren Kletterer folgten. Dennoch wagten sie es nicht, ihn aufzuhalten.
Als Krischan endlich den Boden erreicht hatte, gaben seine Beine nach und er setzte sich mehr unfreiwillig zwischen die mächtigen Wurzeln des Baumes, die mit weichen Moosen bewachsen seinen Fall bremsten. Kühl schmiegte sich das samtige Grün an seine Haut. Krischan hasste
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