Shkarr (German Edition)
verkleinern.
Truschan folgte ihm wenig später. Er verstand jetzt eines mit großer Bestimmtheit: Er wusste, warum Shkarr das Lachen der Menschen nachahmte, denn in ihm war das Gefühl, ausgelöst durch die letzte Äußerung, welches so am besten ausgedrückt werden konnte.
Krischan kämpfte mit dem Blattwerk und suchte den unsichtbaren Weg zur Halle. Er wusste genau, in welcher Richtung er suchen musste. Aber es war um einiges einfacher, wenn man den Weg nicht allein gehen musste. Er schaute an der grünen Wand hoch, die sich vor ihm aufbaute und scheinbar alles verschluckte, was es wagte, in sie einzudringen. Lianen, Blätter, Moose, Farne. Alles wuchs überall und Höhen spielten dabei keine Rolle. Es war schon erstaunlich, einen Baum auf einem Baum wachsen zu sehen, oder Lianen, die sich wie endlose Taue vom Boden hinauf- und wieder hinunterschlangen, um dann ganz genüsslich einen Baum zu umwickeln, diesem Jahr um Jahr weniger Raum zum Leben lassend. Dieser geballten Kraft floralen Lebens sah er sich entgegengestellt und er konnte nicht damit rechnen, dass dieses vor ihm zurückwich. Doch das war nicht das einzige Problem. Hier gab es neben dem vor Kraft strotzenden Grünzeug auch noch andersgeartetes Leben. Diverse Geräusche unterschiedlichster Tonlagen, Lautstärken und Melodien erinnerten ihn daran: Es gab hier auch noch Tiere, die sich um ihn herum tummelten.
Etwas Weiches streifte plötzlich sein Bein. Erschrocken schaute Krischan nach unten, während er gleichzeitig im Absprung begriffen war. Shkarr sah ihn vergnügt an. Er schien nicht durch die Abfuhr gekränkt, bot ihm aber auch nicht mehr an, ihn zu tragen. Unbeeindruckt von dem undurchdringlichen Dschungel vor seinen Füßen schlängelte sich Shkarr durch das dichte Unterholz und suchte einen gangbaren Weg für Krischan. Dieser gab nach und folgte ihm. Kurz hinter Krischan kam Truschan, der den schnippenden Zweigen auswich und ebenso elegant durch den Wald schlich, wie es Shkarr tat.
Als sie nach einigen Minuten die Höhle erreicht hatten, war Krischan schon müde. Inbrünstig schimpfte er auf seine Dummheit, verstummte dann aber gleich wieder, als Shkarr ihn zu Fall brachte und damit zwang, auf dem Boden Platz zu nehmen.
‚Sie sind da’, kam Zsoral rufend aus dem Wald gelaufen. ‚Der Rat dürfte gleich zusammentreten. Ist er so weit?’
Krischan nickte und Shkarr übersetzte die Geste. Kaum hatten sie die Worte vernommen, kamen von allen Seiten, wie abgesprochen, Hunderte von Katzen in allen Variationen von Fellfarben und Beschaffenheit. Selbst der Körperbau schien zu variieren und Krischan staunte angesichts der Vielfalt, die sich seinem Auge darbot. Unheimlich war jedoch weniger die große Zahl der TaszRirasch, die erschienen war. Vielmehr bewegten sie sich lautlos und in geschmeidiger Eleganz und wirkten dadurch unwirklich. Einige der Ankömmlinge näherten sich ihm, ohne ihm jedoch die übliche Begrüßungsgeste angedeihen zu lassen. Nur seine Begleiter wurden von einigen auf diese Weise bedacht. Eine weiße Katze mit goldenen Augen und dichtem Fell kam aber zu ihm und schnupperte argwöhnisch. Krischan konnte fast spüren, wie sie ihn erkannte. Augenblicklich presste sie ihren Oberkörper auf den Boden. Ihre Haare sträubten sich und ihre Augen verschmälerten sich bedrohlich. Alert stand der Schwanz mit dem nach oben gewölbten Hinterteil. Ein Fauchen kratzte an Krischans Nerven, während ihm spitze Zähne angriffslustig aus einem geöffneten Maul entgegenblitzten. Ehe die Katze wie von einem gespannten Bogen hochschnellen konnte, erklang ein weiteres Fauchen von anderer Seite. Nicht sicher, ob ihr die Warnung galt, schaute sie mit herausforderndem Blick den Störer an.
‚Er ist tabu und bevor du es heraus posaunst: Wir wissen, wer er ist!’ Zsoral stolzierte, jeden Zentimeter seines Körpers in Alarmbereitschaft versetzt, auf die Angreiferin zu und stellte sich zwischen sie und ihr Opfer. ‚Er ist der Grund für die Einberufung des Rates. Du wirst also warten!’, stellte er unmissverständlich klar.
Nicht bereit, diese Worte gelten zu lassen, fauchte die weiße Katze erneut. Ein donnernder mentaler Ruf ließ sie jedoch mitten in ihrer Bewegung erstarren.
‚Du wirst darauf hören, Kruschar! Ich habe mich nicht auf den Weg gemacht, um wegen deiner Unbeherrschtheit wieder zurückkehren zu müssen, ohne dass ich den Grund erfahren habe. Und du, Zsoral: Ich hoffe, du weißt, was du tust! Denn mir selbst wäre es nur zu Recht,
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