Shkarr (German Edition)
entfaltete, wie sich gut fühlen und unangenehm berührt sein. Truschan fand das verwirrend.
In diesem Augenblick wurde er sich eines stechenden Blickes bewusst. Schuldbewusst zog er sich zurück. Krischan hatte ihn nicht eingeladen, ihn zu entdecken und er, Truschan, hatte nicht gefragt. Doch wie ihn fragen?
Entschuldigend leckte er ihm über die Ohren und schickte ihm ein Bild, das ihn zeigte, wie er die Stirn des Menschen berührte. Krischan zuckte zurück. Jetzt empfing Truschan Angst. Der Mensch fürchtete sich vor so einer Berührung und Truschan fand das verständlich. Er beruhigte den Menschen und versicherte ihm, dass es keine Schmerzen bedeutete.
Krischan war sich nicht sicher, ob er den schwarzen Kater richtig verstanden hatte und zögerte, dann nickte er jedoch. Wieder ging Truschan in den Menschen, fühlte, wie er sich fühlte, schmeckte die fremden Empfindungen, ließ sich von den Erinnerungen des Menschen einfangen und erlag fast vollkommen ihrer Fremdartigkeit, ihrer unbekannten Beschaffenheit.
Krischan hingegen fühlte sich gefangen und bedrängt. Truschan hatte recht, Schmerzen hatte er keine. Dennoch stieg in ihm Panik hoch. Mühsam versuchte er, seinen galoppierenden Herzschlag zu beruhigen und nicht die Besinnung zu verlieren. Die Außenwelt schrumpfte in wahnsinnigem Tempo zu einem endlosen Tunnel, dessen Außenränder konturlose Schwärze manifestierten. Er vermochte sich nicht dem schwarzen Kater verständlich machen, der wie hypnotisiert in seinem Geist umherwanderte und die Not seines Gastgebers nicht bemerkte.
‚Geh aus ihm raus, aber langsam’, kam ein harter, zischender Befehl. Shkarr berührte die silberne Verbindung und zog Krischan wieder hoch. Dieser schnappte nach Luft und versuchte nicht wieder den Halt zu verlieren, als Shkarr ihn an der Oberfläche seines Bewusstseins losließ.
‚Menschliche Telepathen sind sehr empfindlich. Du musst vorsichtiger sein, wenn du ihren Geist berührst. Krischan ist durch mich geschützt, aber eine solche Verbindung überfordert auch ihn.’
Truschan hörte die Warnung, aber auch die Rüge. Schuldbewusst senkte er leicht seinen Kopf.
‚Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich will ihn nur verstehen. Ich kenne ihn nicht, obwohl ich fast vier kleine Monde bei ihm bin’, erwiderte er schwach.
Shkarr hatte seine Worte fast zeitgleich für Krischan übersetzt und beglückwünschte sich insgeheim, dass es ihm besser gelang, als er geglaubt hatte.
Krischan war jetzt also über die Motive seines Retters im Bilde und konnte selbst entscheiden, wie es weitergehen sollte. Shkarr hatte jedoch vorerst andere Pläne und tat dies auch in praktischer Weise kund. Demonstrativ stellte er sich über die liegende Gestalt und zog eine Fifefrucht heran, eine kleine längliche Frucht mit violetter Schale und blauem Fruchtfleisch. Er war der Meinung, dass dieses Obst einen recht ähnlichen Geschmack hatte wie die Honigmelonen der Erde. Nur sehr viel feiner und mit mehr Nuancen. Der Duft erinnerte ihn an Blumen, auch wenn er sich beim besten Willen nicht festlegen konnte, welche für dieses deliziöse Bukett Pate gestanden hatten. Shkarr fand sie einfach köstlich.
Zügig zerteilte er das weiche Fleisch und schob es Krischan in den Mund, der zwar bei Bewusstsein, aber trotzdem kaum zu einem klaren Gedanken in der Lage war. Während Krischan noch die Sätze Truschans mit Sinn füllte, schmeckte er etwas Süßes. Doch auch diese Empfindung brauchte Sekunden, um ihm mitzuteilen, dass es sich um etwas Essbares handelte, welches für die Nutzbarmachung bestimmte Handlungen erforderte.
‚Iss!’, hörte er die Aufforderung, die er gerade selbst zu seinem Kiefer geschickt hatte. Fast gemächlich wanderte der Nahrungsbrei zwischen Zunge und Zähne, ehe er schluckte. Blinzelnd öffnete er seine Augen und fand ein weiteres Fifestück in seinem Mund vor. Dieses Mal ging der Vorgang schneller vonstatten. Zügig wanderte Teil um Teil vom Inhalt des kleinen Netzes in seinen Magen. Gegen Ende griff er selbst zu und bestimmte Wahl und Tempo.
Krischan wehrte sich nicht, als Shkarr ihn von den Spuren seiner Mahlzeit befreite. Er wirkte noch ein wenig apathisch, während die Zunge des TaszRirasch das notwendige Reinigungsritual durchführte. Truschan und Shkarr machten sich Sorgen, denn bis jetzt hatte Krischan kein einziges Wort von sich gegeben.
Das Nest schwankte bedenklich und Laub raschelte vernehmlich, als Truschan etwas ungestüm zu den beiden kletterte. Shkarr schaute
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