Shkarr (German Edition)
es. Denn seine Haut war es, die ihn aufs Neue daran erinnerte, dass er auf die Unterstützung der Katzen angewiesen war. Aber er wollte nicht mehr. Er war hier, weil er eine Katastrophe verhindern musste. Er war nicht hier, um sich auf Schritt und Tritt beschützen oder sich gar für jeden kleinen Weg tragen zu lassen.
‚Soll ich dich in die Halle tragen?’, fragte Shkarr vorsichtig an. Etwas mutiger, als keine Zurückweisung kam: ‚Der Tag wird heute sowieso schon anstrengend.’ Krischan musterte Shkarr.
‚Ich weiß, ich bin schwächer als ein Junges. Absolut nicht lebensfähig’, kam es leise mit zynischem Unterton von ihm. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Krischan sich am Stamm hoch und ging in Richtung Höhle.
Der schnelle Stimmungswechsel ließ Shkarr und Truschan zurückzucken. Es stimmte, dass beide so über Krischan dachten und Shkarr hatte es mehr als einmal ausgesprochen. Doch warum reagierte Krischan jetzt auf einmal so empfindlich auf Shkarrs Hilfsangebot? Ratlos schauten sie dem Menschen hinterher.
‚In seiner Welt ist er erwachsen. Es ist bestimmt kein Vergnügen, hier derartig von uns abhängig zu sein’, bot Truschan als Erklärung an.
‚Mag sein’, stimmte Shkarr zu, ‚Aber er war auch auf der Erde nicht wirklich in der Lage, richtig für sich zu sorgen. Er war allein, bevor er mich hatte und existierte nur. Von Leben zu sprechen wäre geprahlt.’
Shkarr drehte sich um und schaute in die goldenen Augen des anderen Katers.
‚Einen Moment. Ich habe nicht übersetzt, was Krischan gesagt hat’, stellte er erstaunt fest. Truschan grummelte kurz, dann legte er den Kopf schief.
‚Die Verschmelzung war nur kurz. Aber ich habe ein wenig Gefühl für die Sprache der Menschen bekommen. Lass uns ihn begleiten! Davonjagen wird er uns bestimmt nicht.’ Truschan stellte sich an Shkarrs Seite und schaute ihn unverwandt an. ‚Erzähl mir mehr von ihm!’
Shkarr blinzelte kurz. ‚Was willst du wissen?’
‚Alles, was dir so einfällt.’
Shkarr hob den Schwanz steil noch oben und formte dann einen elegant geschwungenen Bogen. ‚Also auf diese Weise ihn kennenlernen. Mir soll’s recht sein. Sehr viel weiß ich nicht, aber wahrscheinlich mehr als irgendein anderer Mensch.’
Während sie Krischan mit einigem Abstand folgten, erzählte er von seinem ersten Zusammentreffen mit Krischan in dem Geschäft des Tierhändlers und ihre erste gemeinsame Nacht im Appartement seines damaligen Herrn. Truschan hörte staunend zu. ‚Willst du damit sagen, er hat dich besessen?’
Shkarr hielt an. ‚Ja, er hat mich gekauft und damit habe ich ihm gehört.’
Truschan schüttelte sich. ‚Wie kann man nur ein anderes Lebewesen besitzen? Was ist eigentlich ‚gekauft’?’
Shkarr imitierte das menschliche Lachen, ehe er nachsichtig erklärte, was es mit der Art der Menschen auf sich hatte, wenn sie etwas kauften oder verkauften. Er erzählte, wie diese zu ihren Nahrungsmitteln und allen anderen Dingen kamen, die sie für ihr Leben benötigten. Wobei er auch nicht ausließ, dass die Menschen auch gern Sachen kauften, die sie nicht benötigten oder die ihnen sogar schadeten. Dass auch Krischan gern Substanzen konsumiert hatte, die ihm nicht gut taten.
Truschan plusterte sich auf, dann beruhigte er sich wieder. ‚Ich frage mich, wie sie überhaupt in der Lage sein konnten, uns einen derartigen Schaden zuzufügen. Wie es ihnen gelungen ist, überhaupt sich selbst zu überleben. Sie sind unvernünftig. Weiß eigentlich jemand, wie sie in das All vorstoßen konnten, noch bevor sie sich selbst umgebracht haben?’, fragte er erstaunt.
‚Ich weiß es nicht’, gab Shkarr zu, ‚Ich glaube auch nicht, dass ich die Menschen jemals verstehen werde, obwohl ich eine sehr lange Zeit mit Krischan verbracht habe und ich unter Menschen groß geworden bin. Vielleicht kann niemand sie verstehen. Es gibt aber einen Unterschied zwischen den Menschen, die ich kennengelernt habe, und Krischan: Er ist der Einzige, den ich überhaupt beschützen würde. Egal, ob er es will oder nicht! Er hat mir geholfen und sich dabei in Gefahr gebracht. Und er hat sich wieder in Lebensgefahr gebracht, um uns zu helfen. Also lass uns dieses renitente Junge unter unsere Fittiche nehmen, bevor ein Krol denkt, dass er noch einen kleinen Happen zum Frühstück braucht.’
Shkarr funkelte Truschan mit seinen grünen Augen an, dann lief er mit leichten Sprüngen der menschlichen Gestalt hinterher, darauf bedacht, den Abstand zu
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