Shkarr (German Edition)
seiner Brust und auch den Rest der riesigen Katze von sich zu schieben. Doch sowohl die körperlichen als auch die geistigen Fesseln erwiesen sich als sehr widerstandsfähig. Zu seinem Erstaunen konnte Krischan aber nicht den geringsten Schmerz ausmachen. Das hier war eindeutig anderer Natur als die bisherigen Gedanken der Katze, die in seinem Kopf gewütet hatten. Ein heller Faden wurde immer tiefer in sein Bewusstsein gesponnen, wobei die Präsenz des Kanarras immer stärker wurde. Krischan versuchte instinktiv, sich dagegen zu behaupten. Wurde jedoch auf fürsorgliche, aber auch unnachgiebige Weise daran gehindert.
Shkarr wunderte sich über sich selbst und darüber, dass ihm gelang, was ihm vorschwebte. Aus irgendeinem Grund wusste er genau, wie er mit dem Geist des Menschen umgehen musste, um sein Ziel zu erreichen und Krischan dabei, soweit es ging, nicht groß zu belasten. Endlich befand er, dass er tief genug in den geistigen Tiefen dieses Mannes war. Er hatte jeglichen Gedanken dabei wohlweislich vermieden, um mögliche Abwehrreaktionen zu unterbinden. Ohne Shkarrs Zutun verband sich der Faden automatisch mit Krischan, und Shkarr zog sich daran zurück, um wieder in seinen eigenen Körper zu gelangen.
Sobald er wieder bei sich war, registrierte er als Erstes Schmerz. Grob hatten sich die Hände des Menschen in sein Fell gegraben und dabei mit Sicherheit ganze Haarinseln ausgerissen. Shkarr sparte sich eine scharfe Bemerkung. Stattdessen probierte er die telepathische Brücke, die jetzt eine ungezielte Verbreitung seiner Gedanken in Krischans Gehirn verhindern sollte.
‚Ich denke, du kannst mich jetzt loslassen‘, dachte er begleitet von einem akustischen Schnurren. Er musste seine Aufforderung wiederholen, ehe Krischan ihn losließ. Dieser sah ihn an, als wäre er aus einer Trance oder einem Traum erwacht. Die Unsicherheit war dabei, mit Händen, wahlweise mit den Pfoten, zu greifen.
Krischan begriff jedoch sehr schnell. Dieses Mal gab es keinen Schmerz, wenn der Kanarra dachte. Geistig tastete er die Verbindung ab und spürte darin die Anwesenheit des anderen. Es war ein ungewohntes und fremdes Gefühl, aber nicht unangenehm.
„Was hast du gemacht?“, fragte er unvermittelt.
‚Etwas gegen die Kopfschmerzen unternommen. Jetzt aber was anderes ...‘ Shkarr entließ Krischan aus seiner Mangel und wandte sich in Richtung Küche. ‚Jetzt kann ich dich ja direkt fragen: Gibt es hier auch etwas zu Essen?‘
Krischan starrte auf ein präsentatives Hinterteil und einen Schwanz, der ein Fragezeichen nachzuempfinden schien. Langsam begriff er, dass er sich mit einer Katze unterhielt, die gerade ein telepathisches Band zwischen ihnen gesponnen hatte und jetzt frei heraus nach Frühstück fragte.
„Im Kühlschrank“, antwortete er automatisch im Telegrammstil, während er dem silberfarbenen Kanarra folgte.
‚Ich fragte nach etwas zum Essen. Nicht nach dem ungenießbaren Kram aus diesen komischen Schachteln.‘
Krischan runzelte die Stirn und überlegte, wo das Problem lag. Er musste Zeit gewinnen. Daher bog er zum Schrank ab, um sich ein paar Sachen herauszusuchen. Im nächsten Moment fühlte er sich beobachtet.
„Könntest du mal kurz verschwinden!“, rief er wütend über so viel Neugier.
‚Als ob ich dich nicht schon ohne Kleidung gesehen hätte’, murrte es leise an der Schlafzimmertür. ‚Wirklich empfindlich.‘
Schnell zog sich Krischan ein paar Sachen über.
„Was hast du dagegen?“, rief er Shkarr hinterher. „Es ist Essen!“
Der Kanarra inspizierte den Kühlschrank. Hier gab es nichts Genießbares, vielleicht etwas Essbares, aber das war nicht immer identisch. Krischan gab im Stillen zu, dass er das Essen aus den Kro-Schalen auch nicht wirklich schmackhaft fand. Aber es machte satt.
‚Ich rede nicht nur von ‚nicht schmackhaft‘. Ich rede von ungenießbar‘, war die scharfe Replik seiner Gedanken, von denen er angenommen hatte, dass sie zu schwach waren, um gelesen werden zu können.
‚Du kannst jetzt alles lesen, was ich denke?‘ Krischan konnte es nicht fassen.
‚Ja, aber das kannst du jetzt genauso. Ich werde dir später zeigen, wie du eine Barriere aufbauen kannst, die dir ein wenig Schutz bietet. Aber zurück zum Essen. Besorge etwas anderes!‘
Krischan war erst verwirrt, dann wütend.
‚Wie lange kannst du schon meine Gedanken lesen?‘
Barthaare vibrierten. Shkarr hatte schon seit Tagen nichts zu essen bekommen, gerade einen telepathischen Kontakt
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