Shkarr (German Edition)
seinen Planer unter Shkarrs Pfoten. Er wollte nicht darüber nachdenken, was hier gerade passierte. Also gehorchte er, ohne zu zögern.
Kaum hatte er den Planer an sich genommen, lief Shkarr zielstrebig zurück. Er wollte keine Zeit in dieser unwirtlichen Gegend verlieren, während er einen nahezu knochenlosen Menschen auf seinem Rücken balancieren musste. Der Kanarra vermied, an irgendetwas zu denken. Es war offensichtlich: Krischan litt, wenn ihre Gedanken sich berührten. Warum es jedoch so plötzlich funktionierte, konnte er nicht sagen. Für Shkarr war es an sich schon ein Wunder, dass er überhaupt mit einem Menschen sprechen konnte. Bisher hatte er es nur einmal versucht und war kläglich daran gescheitert. Danach hatte er es nie wieder probiert und bis jetzt auch nicht mehr daran gedacht.
Schnell hatte er den Menschen aus dem Gefahrenbereich gebracht. Krischan schien dabei eingeschlafen zu sein, denn sein Griff lockerte sich. Shkarr hoffte nur, dass die Kopfverletzung nicht allzu schlimm war.
‚Krischan, wach auf!‘, rief er, als seine Last in bedenkliche Schieflage geriet. Der Gedanke genügte vollkommen, um Krischans volle Aufmerksamkeit zu erlangen. Instinktiv krallte jener seine Hände in das Fell und zog sich wieder hoch.
‚Wir sind gleich da. Bleib wach!‘
Der computergesteuerte Wächter ließ sie in das Appartementhaus und als er Krischan erfasste, fragte er noch, ob der einen Arzt wünsche, nachdem er dessen Zustand routinemäßig überprüft hatte. Krischan wehrte das Angebot automatisch ab und sank zurück in einen Dämmerzustand.
„Aufzug“, murmelte er, als Shkarr abwartend stehen geblieben war und die Aufzugtür musterte. „20 X Ros“, gab Krischan als Ziel an. Shkarr fragte sich unwillkürlich, warum der Computer nicht automatisch das Ziel ansteuerte. Krischan würde wohl kaum ein anderes Ziel innerhalb der Anlage haben.
„Sicherheit“, war die kurze Antwort auf seine Frage. Shkarr nickte gedanklich. Vor der Appartementtür ließ er Krischan von seinem Rücken gleiten. Eine kurze Berührung des Displays und sie konnten eintreten.
Krischan wankte bedenklich und suchte Halt an der Wand neben der Tür. Nur noch von Automatismen gesteuert, wandte er sich dem Bad zu und versuchte sich seiner verbliebenen Kleider zu entledigen. Da der Versuch misslang, wollte er sich nur noch darauf beschränken, zwei Kapseln für einen ungestörten Schlaf einzuwerfen. Kaum hatte er eine aus ihrer Verpackung befreit, lag sie auf dem Boden, und er schaute in zwei vorwurfsvolle, unnatürlich grün leuchtende Augen.
„Was soll das?“, flüsterte er nicht wirklich wütend, da ihm dazu die notwendige Energie fehlte. Da er keine Antwort erwartete, folgte er dem Naheliegendsten: Er sank auf die Knie und versuchte die Kapsel wieder einzusammeln.
‚Das genügt!‘, wurde er scharf zurechtgewiesen. Krischan sank zu Boden und hielt seinen Kopf schützend zwischen seinen Händen. Schmerz verkrampfte seine Züge. Shkarr reichte das in mehrfacher Hinsicht. Er packte Krischan am Nacken und zog ihn, so gut es ging, in Richtung Schlafzimmer. Der Mensch war eindeutig schwerer und sehr viel unhandlicher als ein Junges, befand er. Umständlich zog er den Menschen auf das Bett. Krischan wehrte sich nicht gegen die grobe Behandlung. So wie es schien, war er wieder der Ohnmacht näher als dem Bewusstsein. Shkarr machte mit den verbliebenen Kleidern kurzen Prozess und fetzte sie Krischan vom Leib. Knurrend schmiss er die schmutzigen und nassen Reste vom Bett, zog die Decke über ihn und rollte sich dann neben ihm zusammen. Der Kater fühlte sich gleichermaßen am Ende seiner Kräfte und war unendlich müde. Trotzdem vermochte er nicht sofort zu schlafen.
Krischan hingegen schien dem Schlaf keinerlei Widerstand mehr entgegenzustellen. Nicht nur sein ruhiger Atem verriet ihn. Shkarr zog die Decke ein wenig beiseite und besah sich die gut sichtbaren Blessuren.
‚Dummer Mensch‘, murmelte er. Besänftigend leckte er über die Haut, als Krischan sich zu winden begann. Schnurrte leise, vermischt mit einem sanften Grollen. Vorsichtig kuschelte er sich an den Menschen und legte den Schwanz über dessen Wärme suchenden Körper.
***
Ein gleichmäßiges Brummen in seinem Kopf war das Erste, was Krischan bemerkte, bevor er richtig wach wurde. Als Nächstes bemerkte er ein heftiges Ziehen im Brustkorb, welches erheblich das Luftholen beeinträchtigte. Fast gleichzeitig folgte der Eindruck von einer Menge warmen,
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