Shkarr (German Edition)
hergestellt und in den letzten Minuten mehr geredet als in seinem ganzen Leben davor. Und jetzt passierte ihm das! Er wurde mit Vorhaltungen und Vorwürfen belegt. Im Grunde hatte er nicht übel Lust, seine Krallen an Krischan zu wetzen. Da dieser das aber zweifellos nicht überstehen würde, sah er mit Mühe davon ab. Shkarr versuchte, sich zu beruhigen. Er musste an das Ergebnis denken, das war wichtiger.
Krischan spürte die Wut des Kanarras und den Wunsch, und schlimmer noch, die Mühe. Ängstlich beobachtete er, wie das Katzenmännchen sich betont langsam zum Schlafzimmer begab. Dort sprang er auf das Bett, formte aus der zerknüllten Decke ein Nest, drehte sich einmal um sich selbst und legte sich dann hin.
Krischans Unbehagen erwachte erneut und war dann erleichtert, dass statt ihm die Decke die grobe Behandlung über sich hatte ergehen lassen müssen. Leise drehte er sich der Küche zu und schaute noch einmal in den Kühlschrank. Vielleicht hatte der Kanarra doch recht. Vielleicht konnte er etwas Besseres besorgen.
Doch dafür musste er einkaufen. Irgendwo hier in seiner Wohnung musste sein Planer liegen. Soweit er sich erinnern konnte, hatte Shkarr dafür gesorgt, dass seine Fernbedienung für alle Lebenslagen, die außerdem die wichtigsten Adressen, Telefonnummern und anderes speicherte, nicht verloren gegangen war. Krischan konnte sich nämlich auch daran erinnern, dass seine Schwester die Adressen von Spezialitätenhändlern und Biosupermärkte abgespeichert hatte, weil sie seine Art der Ernährung wohl als ähnlich grauenhaft empfand, wie der Kanarra eindrucksvoll klargestellt hatte. Krischan blieb für einen Augenblick stehen. Ihm fiel jetzt erst ein, dass er Shkarr wahrscheinlich sein Leben verdankte. Leise seufzte er.
Endlich fand Krischan das gesuchte Objekt, das achtlos auf dem Boden lag. Er wischte über das Display und wartete auf eine Reaktion. Der Planer erwachte mit einem Piepen zum Leben und meldete Tag und Uhrzeit sowie einige verpasste Termine. Krischan erschrak und fluchte vernehmlich. Er hatte seinen Arbeitsbeginn verpasst. Schnell tippte er auf das Logo seiner Firma, um sich bei seinem Vorgesetzten zu melden. Der annehmende Computer fragte nach seinem Wunsch, nachdem er festgestellt hatte, dass Krischan nicht in der Firma war, fügte er die Option hinzu, mit Mr. Summer verbinden zu werden. Krischan überlegte kurz und bestätigte diesen Vorschlag. Dieser Mann war nicht seine erste Wahl, aber eine Wahl hatte er wohl auch nicht, da er kaum eine Erklärung dafür hatte, den mit Priorität markierten Vorschlag des Computers abzulehnen.
„Guten Morgen, Mr. Ros! Schön von Ihnen zu hören. Geht es Ihnen wieder besser oder benötigen Sie noch einen weiteren Tag der Erholung?“ Mr. Summer, wie er leibte er und lebte. Krischan fasste sich ein Herz und versuchte so gut es ging, den Sarkasmus zu ignorieren. Vielleicht gab es ja irgendwo in diesem Universum Vorgesetzte, die weniger Gefallen daran hatten, ihre Untergebenen zu verspotten. Dabei war Mr. Summer nur einer von vielen dieser kleinen „Chefs“, die mit ein wenig Macht ausgestattet, jeden triezten, der unter ihnen stand. Krischan hatte gehofft, eines Tages selbst eine Position zu haben, in der Summer ihm nichts mehr anhaben konnte, aber dafür fehlte ihm das eine oder andere Detail in seiner Karriere.
Bisher hatte er sich einfach nicht dazu entschließen können und das Geld fehlte ihm darüber hinaus auch noch.
Andererseits wusste er auch sehr genau, dass er seiner Firma bisher nie Anlass gegeben hatte, an seiner Arbeit und seinen Leistungen zu zweifeln. Dieser Tag war der erste, den er jemals gefehlt hatte, und hoffte er, dass es auch der letzte sein würde. Genauer war es wohl eher der Vorletzte, wenn er richtig zählte. Sein Zustand war nicht der beste und er brauchte einen weiteren Tag. Er bezweifelte, dass es ihm gelang, den Tag aufrecht hinter sich zu bringen.
„Guten Morgen, Mr. Summer“, grüßte er und hoffte, dass er zerknirscht und lädiert genug klang. „Leider ist dem so. Aber ich denke, dass ich morgen wieder arbeiten kann.“
Ein trockenes und von jeglichem Humor befreites Lachen war die Antwort und Krischan war in diesem Moment froh, nicht eine Sichtverbindung gewählt zu haben.
„Sie wissen, Mr. Ros, Sie müssen ab dem dritten Tag Ihres Ausfalles auf Ihr Gehalt leider verzichten. Wir sehen uns dann morgen und ich hoffe, Ihnen geht es dann sehr viel besser als jetzt.“ Einen Wimpernschlag später war die
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