Shkarr (German Edition)
Verbindung unterbrochen.
Krischan sank in sich zusammen. Mr. Summer gehörte nicht zu den Menschen, die ihn mochten. Es gab ausgesprochen wenige, die ihn mochten. Ob er ihn hasste, dessen war sich nicht ganz sicher. Aber es gab eine tief sitzende Abneigung. Vielleicht war es ja doch Hass. Krischan seufzte. Diese zwei Tage konnten zum Grund dafür werden, den Mr. Summer brauchte, um ihn loszuwerden. Wenn er Glück hatte, nutzte er seinen Ausfall auch nur für weitere Demütigungen. Unbezahlte Überstunden, Streichen seiner Zulagen oder Kürzen der Jahresprämie. Mr. Summer hatte nicht nur bei ihm das Vergnügen gehabt, seine eigene Quote auf Kosten seiner Untergebenen aufzubessern. Da spielte es kaum eine Rolle, dass es an seiner Arbeit nichts zu bemängeln gab. Es war einfach nur von Vorteil für diesen Mann.
Anderseits war es aber auch ein offenes Geheimnis, dass Mr. Summer lieber einen eigenen Mann aus seiner Verwandtschaft auf dieser heiklen Stelle sitzen haben wollte, als jemanden, der noch von seinem Vorgänger diesen Posten innehatte.
Krischan ließ den Planer von einer Hand in die andere gleiten.
Vielleicht fiel ihm noch etwas ein, womit er die Situation retten konnte. Dem Kanarra konnte er schlecht die Schuld geben. Man würde ihn schlicht dafür auslachen und erst recht an seinen Fähigkeiten zu zweifeln.
‚Sieht es schlimm aus?‘
Krischan fuhr sich durch die Haare und streifte kurz seine Beule. Der Schmerz ließ ihn zusammenzucken. „Ein wenig oder ein ganzes Stück. Ich weiß nicht“, gab er widerwillig zu. Könnte sein, dass ich meinen Job verliere.‘ Krischan hob seinen Planer auf, der zwischenzeitlich seine Bekanntschaft mit dem Boden erneuert hatte. Nach kurzem Überlegen wählte er einen Lieferservice. ‚Was isst du denn so?‘
Shkarr war jetzt wirklich erstaunt. Der Mensch hatte sich schneller gefangen, als er geglaubt hatte. Schnell räusperte er sich.
‚Alles Mögliche. Hauptsache frisch. Meistens Fleisch, aber auch Obst und Gemüse. Aber kein Brot und dergleichen.‘
Krischan verzichtete darauf, die Essensauswahl zu kommentieren. Er dachte nicht einmal darüber nach, sondern wählte ein paar Sachen aus und gab die Anweisung für Lieferung und Zahlung ein. „In einer halben Stunde müsste es da sein. Ich gehe jetzt duschen und ich will dabei allein sein.“
Shkarr entsprach auch dem unausgesprochenen Wunsch und zog sich, soweit es ihm möglich war, aus dem Bewusstsein des Menschen zurück.
Immer wieder liefen Krischan seine Gedanken davon, denn sie zu verfolgen, hieß einigen unangenehmen Wahrheiten ins Auge zu schauen. Unkonzentriert und missmutig starrte er auf den Bildschirm, verfolgte die einzelnen miteinander kommunizierenden Computer, überwachte einen von ihnen, der anscheinend Probleme hatte, und versuchte dabei nicht gleichzeitig, über seine eigenen Probleme zu grübeln.
Es war jedoch langweilig, da nichts passierte und er nicht einmal in den Datenstrom eintauchen konnte, um sein Bewusstsein an den Rand seiner Wahrnehmung zu pressen. Vor Jahren noch hatte er das gekonnt, jetzt war er ein menschlicher Administrator ohne Lizenz für Implantate. Krischan hätte alles für ein paar gute Implantate gegeben. Vielleicht hätten sie ihn auch vor der geistigen Invasion geschützt. Es war reine Spekulation, aber die Idee gefiel ihm.
Unaufhörlich wanderte Krischans Blick zur Uhr und erflehte dabei die Fähigkeit, die Zeit schneller vergehen zu lassen.
Krischan lebte nun seit etwas mehr als zwei Wochen mit dem Kanarra zusammen, lernte seine Launenhaftigkeit kennen, die in etwa der seiner eigenen entsprach, wenn nicht sogar überflügelte. Aufgrund Shkarrs Antipathie gegen Essen aus Kro-Schalen hatte sich der nun gemeinsam genutzte Kühlschrank mit diversen teuren Fressalien gefüllt, und Krischan staunte immer wieder, mit welcher Ausdauer und Eleganz der Kanarra sein Essen zelebrieren konnte, ohne dass es ihm dabei langweilig wurde.
Und noch etwas anderes hatte sich geändert: Der Kanarra lernte. Bald verstand er es, den Computer zu benutzen und selbst Informationen aus dem Netz abzurufen. Shkarr war wissbegierig und wollte vor allen Dingen mehr über sich und seine Rasse erfahren. Abend für Abend wurde Krischan mit den neuesten Erkenntnissen bombardiert, konnte nur noch staunen angesichts dieser Intelligenzbestie in Form einer Riesenkatze und seiner partiell doch sehr großen Unwissenheit.
Doch außer den Erkenntnissen über diese eher verwunderlichere Seite seines
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