Shkarr (German Edition)
was ihm in diesem Moment wichtiger war, war die köstliche Luft, die er gierig in seine schmerzenden Lungen sog. Ehe ihm jedoch bewusst wurde, wie ihm geschah, biss ihn sein Angreifer in die Lippen und marodierte keinen Wimpernschlag später in seinem Mund. Krischan würgte vor Ekel. Mehr aus Instinkt, weniger aus Überlegung, riss er sein Knie hoch, doch leider traf er nicht ganz das, was er sollte. Trotzdem schien sein Tritt Schmerzen zu bereiten, denn die Reaktion war prompt und heftig, während zur gleichen Zeit ein erstickter Schrei folgte. Die andere Hand seines Angreifers vergrub sich in seinen Haaren. Krischan biss sich vor Schmerz auf die Lippen, die wieder frei waren.
„Anscheinend willst du die harte Tour. Ist mir auch recht. Gefällt mir nämlich besser.“ Der scheinbar lockere Ton wurde als Lüge abgestraft, denn die Züge seines Angreifers waren noch immer verzerrt.
Krischan hatte zumindest so gut getroffen, dass es einen bleibenden Eindruck hinterließ. Er war sich nur nicht sicher, ob er sich freuen durfte. Denn eine Faust wurde als Antwort für seinen Widerstand in seinen Bauch gerammt. Der nächste Schlag schickte ihn zu Boden. Krischan versuchte die Füße des Mannes abzuwehren, der wütend nach ihm trat. Sein eigenes Blut versperrte ihm die Sicht. Sein wütender Verehrer ließ ihn jedoch nicht lange dort liegen. An seinen Haaren wurde Krischan wieder hochgerissen und auf die Füße gestellt. Grob wurde er gegen die kalten Fliesen gepresst. Sein Verehrer hielt ihn im Nacken fest, während weitere Hiebe auf jeden ungeschützten Körperteil verteilt wurden, bis auch jede Bewegung im Ansatz erstarb.
Krischan hielt die Augen geschlossen. Wie aus weiter Ferne hörte er noch das Rauschen der Dusche, deren Strahl ihn jedoch nur noch streifte. Es war ihm, als ob es ihn nicht betraf. Er glaubte sich selbst zu sehen, wie er gegen die Fliesenwand gelehnt da stand. Der Mann hinter ihm fing an, sich aufreizend an ihm zu reiben. Krischan wollte nichts davon mitbekommen. So verdrängte er die Situation, in der er sich befand.
Doch von einem Augenblick zum anderen war der Penner in seinem Rücken verschwunden. Krischan ächzte. Haltlos sank er in sich zusammen und hinterließ dabei blutige Spuren auf den weißen Kacheln. Das heftige Keuchen in seiner Nähe und die dumpf klingenden Schläge gehörten nicht in die Welt, die normalerweise vom Verstand regiert wurde. Instinktiv hoffte er, dass niemand ihn beachtete. Er wusste, dass er hier weg musste, aber es dauerte unendliche Sekunden, ehe er seinen Körper dazu bringen konnte, sich überhaupt zu bewegen. Als jedoch raue Haut und grober Stoff ihn berührten, schlug er blind nach seinem Angreifer.
„Hey, alles in Ordnung, Kleiner. Der Typ schläft jetzt und wird sich wünschen, dass er nicht wieder aufwacht. Dem fehlen garantiert einige Zähne. Wird wohl sein Essen püriert bevorzugen.“ Cids braune Augen glitzerten amüsiert. Voller Schadenfreude teilte er ihm mit, dass sein Verehrer im Augenblick einem Häufchen Elend ähnelte und Krischan daher dessen Anwesenheit in nächster Zeit nicht zu fürchten brauchte.
Krischan wurde von Cid hochgezogen. Er riet zur Eile.
„Na los jetzt! Unter die Dusche und wasch dir das Blut ab! Ich werde mal den Erste-Hilfe-Kasten suchen. Nicht, dass du ne Woche lang mit blauen Flecken durch die Gegend laufen musst.“ Cid versicherte sich noch, dass er Krischan mit seinem bewusstlosen Verehrer allein lassen konnte, dann lief er los, um den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Büro der Nonne zu besorgen.
Krischan sah ihm entgeistert nach. Er sollte hier bleiben und sich waschen? Eher sollte er so schnell wie möglich das Weite suchen. Das kaum wahrnehmbare Heben und Senken des Brustkorbes von dem Bewusstlosen verriet ihm, dass dieser noch unter den Lebenden weilte. Krischans Blick wurde von dem Blut abgelenkt. Ein Teil war von ihm. Das des anderen floss gerade dünnen Fäden gleich in den Ausguss und hinterließ rote Schlieren auf den weißen Fliesen.
„Du bist in Ordnung, also beeil dich!“ Cid riss Krischan aus der Betrachtung seines Blutes. Er verstand, wie durcheinander Krischan jetzt war, aber dafür hatten sie keine Zeit. Er machte dies unmissverständlich klar und schob Krischan unter die Dusche. Dieser stöhnte auf, als das Reinigungsfeld über seine Haut strich. Er wollte flüchten und stieß dabei Cid mit fahrigen Händen zur Seite. „Nichts da!“, befahl dieser und musterte Krischan kritisch. Schock, stellte er kurz
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