Shkarr (German Edition)
ja nichts übersehen zu haben. Enttäuscht ließ er den Planer sinken. Da war wirklich nichts. Doch was würde passieren, wenn er einfach ganz offen ein Ticket buchen würde? Sein offizielles Konto war noch immer gesperrt. Das war kein Zufall, also war es auch nicht ratsam, sein Versteck aufzugeben.
„Was Interessantes?“
Krischan hatte Cid schon gehört, so schüttelte er ohne aufzuschauen mit dem Kopf.
„Dann lass uns gehen. Ich habe Hunger für drei.“
Krischan schälte sich bei der Aufforderung aus seiner warmen Umhüllung und steckte dann seinen Planer ein.
„Den können wir heute gebrauchen. Ich denke, ich habe was für dich. Aber wir gehen erst mal zu Patrick“, murmelte Cid vergnügt. Krischan hob eine Augenbraue, fragte aber nicht nach. Sein Kamerad würde ihm schon erzählen müssen, was er mit ihm vorhatte. Cid führte sie an und verließ in typischer Manier sein Versteck, das er außer Krischan noch niemandem gezeigt hatte. Er wählte nie denselben Weg zur Kirche. Misstrauisch suchte er immer wieder neue Schleichwege, die er zuvor noch nicht gegangen war. Krischan folgte ihm und stellte sein Verhalten nicht infrage.
Dennoch, und das fand er erstaunlich, benötigten sie nie länger als eine halbe Stunde, um ihr Ziel zu erreichen. Durch diese mehr oder minder freiwilligen Exkursionen hatte er mehr als genug Gelegenheiten, sich mit seiner Umgebung vertraut zu machen.
Shkarr kniff die Augen zusammen, spannte jeden verfügbaren Muskel und schnellte nach vorn. Doch da, wo sich eigentlich seine Beute befinden sollte, nämlich unter seinen Pfoten, befand sich nur eine Menge Gras und Laub. Shkarr sah sich um und suchte den Flüchtling. Der saß mehrere Etagen über ihm in den Zweigen und schien ihn auszulachen. Hell tönte das Jubilieren des Federballs durch den Wald. Shkarr fauchte wütend. Mit großen Sätzen erstürmte er den Baum und jagte den Vogel durch das Geäst. Dieser wich der im Vergleich mit ihm doch recht behäbigen Katze mit Leichtigkeit aus und hielt gerade so viel Abstand, wie es unbedingt nötig war.
‚Wenn du weiter so machst, lockt er dich noch auf einen Ast, der dich nicht tragen kann. Gib auf! Für heute hat er gewonnen.’
Eine rotgold-gestreifte Katze stand unten und beobachtete Shkarr bei seiner erfolglosen Jagd. ‚Ich habe einen Tikrasch gefangen. Der reicht für uns beide. Heute Abend zeige ich dir, wie man den Quälgeist doch noch bekommen kann. Es ist nicht immer gesagt, dass man die Kleinen besser bekommt. Bei denen muss man geschickter sein, während man bei den Großen mehr Kraft einsetzen muss. Bei anderen braucht man wiederum beides und da spielt noch nicht einmal die Größe eine Rolle.’
Shkarr schickte seiner Beute noch einen sehnsüchtigen Blick hinterher. Auch der kleine Vogel sah seinem Jäger mit Bedauern nach. Anscheinend hatte es ihm Spaß gemacht, Shkarr zum Narren zu halten.
Shkarr versprach ihm, wiederzukommen und ihn als Nachtisch zu verspeisen. Erst seit Kurzem übte er sich in der Jagd und stellte sich seiner Meinung nach mehr als nur ungeschickt an. Es sah so verdammt einfach aus, doch Instinkt allein half nicht, die Reflexe richtig einzusetzen und dann mit dem Ergebnis seinen Magen zu füllen.
Seine Pflegefamilie kümmerte sich um sein leibliches Wohl. Er hing dank ihrer Fürsorge nicht von seinem eigenen Jagderfolg ab und war damit nicht der Gefahr ausgesetzt, innerhalb der nächsten Tage und Wochen zu verhungern.
Die ersten Tage hatte Shkarr eine Einführung in die Lebensweise und den Lebensrhythmus der TaszRiri erhalten. Diese entsprachen weitestgehend seiner Eigenen und so fand er sich schnell ein. Auch die wichtigsten essbaren Früchte, Wurzeln und Blätter wurden ihm gezeigt; und woran er erkannte, wann es Zeit war, sie zu ernten. Aufwendiger war da schon der Bau eines eigenen Nestes. Die richtigen Zweige vom richtigen Baum mussten gesucht und auf das notwendige Maß getrimmt werden. Diese wurden dann auf einem geeigneten Baum und dort mit einem ausgewählten Ast verflochten. Der Ast musste stark genug sein, ein Nest und mindestens vier Rirasch tragen zu können, auch wenn in das Nest selbst nur maximal zwei hineinpassten.
Das Flechten war dann wiederum eine Angelegenheit für sich, bei der Shkarr große Augen bekam. Fassungslos sah er auf seine eigenen Pfoten und fragte sich, ob er jemals so eine Geschicklichkeit entwickeln würde. Der rotgoldfarbene Rirasch mit dem Namen Menrisch wies ihn dabei mit Geduld ein und zeigte jeden
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