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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan
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fest. Aber darauf konnte er in diesem Moment keine Rücksicht nehmen. Die St.-Patrick-Church hatte nichts für Schlägereien übrig, egal aus welchem Hintergrund. Und die Polizei kam für diese Gegend eigentlich eher ungewöhnlich schnell bei Notrufen der Kirche. Doch weder Krischan noch er hatten daran ein Interesse.
    Die Bewegungen und die Vorsicht von Krischan waren typisch für einen Verfolgten. Er fürchtete instinktiv nicht nur die SDA, sondern jede andere Organisation, die sich auf Verfolgung und Ermittlung spezialisiert hatte. Dabei war es bekannt, dass die SDA im Grunde keinerlei Unterstützung durch die Polizei genoss. Im Gegenteil, die Männer in Uniform sabotierten deren Arbeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das war ein offenes Geheimnis und es kursierten mehr als nur Witze und Anekdoten darüber.
    Cid kramte einen kleinen Regenerator hervor, der sich in dem doch recht gut bestückten Erste-Hilfe-Kasten befand. Es war kein Supermodell, würde aber die gröbsten Wunden schneller abheilen lassen. Vorsichtig hielt er das lädierte Gesicht fest. Krischan wollte sich abwenden und wehrte sich gegen Cids raubeinigen Griff.
    Cid verzichtete vorerst auf eine Ohrfeige. Noch ein Schlag ins Gesicht würde Krischan nicht besser stehen. Er prüfte den Zustand des lädierten Kopfes, tastete ihn nach unsichtbaren Verletzungen ab. Nichts gebrochen, stellte er fest. Auch die Zähne schienen noch an ihrem Platz zu sein. Eine stark blutende Wunde war über der rechten Augenbraue, ein Veilchen darunter, das unbehandelt enorme Ausmaße entwickeln konnte, noch zwei weitere Blessuren an Bauch und Rippen und eine blutige Nase, die jetzt aber nicht mehr tropfte. Das Gerät summte leise, während Cid darüber fuhr. Er hoffte, dass keine sonstigen Verletzungen da waren, die er so nicht erkennen konnte. Ein Arztbesuch war einfach nicht möglich und die Ausrüstung eines Med-Kits war für größere Sachen schlicht ungeeignet.
    Krischan hielt still. Nur seine Augen hatte er zusammengekniffen. Als Cid nach der Inspektion des restlichen Körpers Krischan wieder ins Gesicht schaute, wirkte der wieder etwas klarer.
    „Zieh dich an!“, befahl Cid Krischan, „Wir verschwinden von hier. Vielleicht kann ich noch etwas vom Essen abstauben. Werd irgend ’ne Ausrede erfinden. Mach schnell, bevor das hier entdeckt wird!“

Krischan sah Cid ein zweites Mal weglaufen. Er befühlte etwas abwesend die spannende Haut. Ein verhaltenes Stöhnen ließ ihn entsetzt herumfahren. Der Penner erwachte aus seiner Ohnmacht. Krischan bekam erneut Panik. Weitläufig wich er der am Boden liegenden Gestalt aus und flüchtete dann aus der Dusche. Mit fliegenden Händen öffnete Krischan das Schloss zu seinem Spind, zog die Sachen heraus und versuchte, sich in sie hineinzuzwängen. Alles schien mit einem Mal zu klein. Hastig griff er nach seiner Jacke, nachdem er die Schuhe übergezogen hatte. Ehe sein Verehrer zu einem lauten Fluch ansetzen konnte, war Krischan aus der Umkleidekabine gerannt. Vollkommen außer sich lief er Cid in die Arme.
    „Ich hab das Essen. Komm, wir gehen zurück“, stoppte dieser den Lauf. Er wartete nicht auf das Einverständnis des Jüngeren. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Pater zur Kabine der Männer ging, um nachzuschauen, wer in der Kirche so ketzerische Flüche von sich gab. Nicht auf das Publikum achtend, zog er Krischan an der Hand nach draußen. Sie hörten den Pater laut nach ihnen rufen, was sie aber nur dazu anspornte, schneller zu laufen. Nach wenigen Minuten waren sie außer Reich- und Sichtweite.
    Cid drängte Krischan in eine nicht einsehbare Ecke. „Hör zu, Kleiner. So etwas passiert hier immer wieder. Dir ist nichts passiert, also komm wieder zu dir. Ein bisschen Kampfsport könnte dir nicht schaden. Dann kannst du wenigstens das Überraschungsmoment zur Flucht nutzen. Solltest natürlich dann auch noch schnelle Beine haben.“
    Krischan sah in das ernste Gesicht und nickte dann, als er keinen Spott darin entdecken konnte.
    „Es geht schon.“ Bestimmt schob er Cid von sich. „Ich komme schon zurecht.“
    „Okay, Kleiner. Dann gehen wir erst mal zurück. Das Essen wird sonst noch kalt.“
    Krischan folgte, so gut er konnte. Cid hatte zielstrebig den kürzesten Weg gewählt. Immer wieder tanzten die Bilder in einem wilden Kaleidoskop durch Krischans Kopf. Vehement unterdrückte er sie. Er wollte nichts mehr davon wissen. Mit einem Mal ballte sich ein Klumpen in seinem Magen zusammen, der viel zu schnell

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