Shkarr (German Edition)
nach oben wanderte. Krischan musste würgen. Speichel sammelte sich in seinem Mund, bitter und kalt. Nur einen Augenblick später spie er Galle und Säure. Schmerzhaft verknoteten sich seine Gedärme und drängten ihn noch mehr von dem Gemisch auszustoßen. Tränen schossen ihm in die Augen und als nichts mehr herauskam und nur noch der Magen sich weiter gegen den Ekel stemmte, fiel Krischan auf die Knie.
„Ach du Scheiße. Musst du das ausgerechnet hier auf der Straße machen?“ Cid schaute sich um. Er fürchtete unangenehme Aufmerksamkeit. Unruhig nestelte er in seiner Jacke und zog eine braune Flasche hervor. „Hier, trink. Es schmeckt nicht, hilft aber!“ Bevor Krischan protestieren konnte, füllte brennender Schnaps seine Mundhöhle, und eine Hand verschloss Nase und Mund. Panisch schluckte er. Als die Hand wieder weg war, schnappte er keuchend nach Luft. Dafür passierte der Alkohol seine verletzte Speiseröhre und trieb ihm die Tränen in die Augen. Erst brennend heiß, dann eine ungewohnte Wärme ausstrahlend, füllte der Schluck seinen Magen aus und ließ ihn noch einmal hüpfen. Krischans Hand tastete suchend nach Halt und wurde von Cid eingefangen. Mit einem Ruck stellte der ihn wieder auf die Beine und verhinderte einen Sturz, als der Kreislauf und die jetzt gummiartigen Beine Krischans nicht so schnell mitkamen.
„Vergiss den Typen! Wenn das heute Abend klappt, dann wirst du ihn nie wieder sehen. Bis dahin werde ich das Essen besorgen und du bleibst im Quartier. Also reiß dich zusammen.“
Krischan wankte leicht.
„Was meinst du damit?“, krächzte er.
„Nicht hier!“
Cid sah sich um, doch er konnte keinen Menschen entdecken. Niemand hatte diesen kleinen Zwischenfall mitbekommen. Entgegen seiner Gewohnheit ließ er Krischan jetzt nicht mehr los. Er wollte nicht das Risiko eingehen, den Jüngeren aus den Augen zu verlieren. Ein freudloses Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als wieder einmal die Frage präsent wurde, warum er sich so um ihn kümmerte.
Cid wusste es wirklich nicht, hatte da aber so seine Vermutung und glaubte an ein Relikt von menschlicher Nächstenliebe, als er noch ein anderer gewesen war und nicht den Namen Cid trug. Ungesehen erreichten sie ihren Unterschlupf. Wie ein Stein fiel Krischan auf sein Lager und schien dabei nicht die Absicht zu haben, so schnell wieder aufzustehen.
Cid ließ ihn gewähren und sorgte erst einmal für Licht. Erfreut stellte er fest, dass ihre Mahlzeit nicht verloren gegangen und auch nicht sonderlich kalt geworden war. Sorgfältig teilte er alles auf und ging dann zu Krischan.
„Iss, bevor es kalt wird.“
Krischan schaute auf. Seine Augen blieben an dem dampfenden Napf hängen. Brei gab es heute. Keine besondere Delikatesse, aber eigentlich recht schmackhaft und es machte besonders lange satt. Nur kalt war das Zeug, das im Aussehen nicht wirklich seine Herkunft preisgab, absolut ungenießbar. Krischan angelte nach der Schale und setzte sich auf. Mangels eines Löffels tat er es Cid nach und aß mit seinen Fingern. Das Essen wärmte angenehm und der Geschmack der weichen Masse vertrieb den bitteren Gallegeschmack aus seinem Mund.
„Gut, nich?“
Krischan lächelte zaghaft und nahm dann beherzter an ihrem gemeinsamen Mahl teil.
„Mhm, bist du jetzt ansprechbar oder hast du noch vor, dich weiter von diesem Kerl beeindrucken zu lassen!“
Krischan hörte auf zu essen und sah Cid an, dann zuckte er nichtssagend mit seinen Schultern.
„Keine Antwort, aber besser als gar keine Reaktion“, kommentierte Cid trocken. „Es wäre wirklich besser, du würdest dahin zurückkehren, woher du gekommen bist.“
Krischan ließ erschrocken den Napf sinken.
„Hey, keine Panik! Ich schmeiß dich schon nicht raus. Aber du siehst doch selbst ein, dass du dieses Leben hier nicht lange aushältst. Ich habe Leute wie dich gesehen, die innerhalb von Tagen den Verstand und dann nicht lange darauf ihr Leben verloren haben.“
„Was soll ich tun?“
„Hah“, lachte Cid auf. „Du kannst ja noch sprechen.“ Krischan schaute ihn irritiert an. „Hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du aufgibst.“
Dieser Satz brachte Cid einen undefinierbaren Gesichtsausdruck Krischans ein. Der wusste nicht, was er von dieser Feststellung halten sollte. Bis jetzt hatte sein unberufener Schutzengel, denn so hatte Cid sich bisher verhalten, sich nicht wirklich durch verbales Mitgefühl ausgezeichnet.
„Ich kann mir denken, was du fragen willst“, erklärte Cid,
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