Shkarr (German Edition)
ihm der Botschafter. Shkarr schnaubte leise, dann schüttelte er sich, um sein Fell zu ordnen.
‚Werden Sie sich um ihn kümmern?‘, fragte er mit scheinbarer Unbekümmertheit. Er wusste nicht, warum er Krischans Namen vermied. Der SkarraSHrá hob eine Braue und bedachte ihn mit einem seltsamen Blick.
‚Es ist alles in die Wege geleitet und das Notwendige veranlasst.‘
Shkarr versuchte, dem Kauderwelsch mit der Reminiszenz an eine Prophezeiung einen Sinn zu geben.
‚Leben Sie wohl!‘
Shkarr lief auf die schwindende Gestalt zu.
‚Warten Sie!‘, rief er verzweifelt. Doch nur eine Wiederholung des Abschieds war die Antwort.
Krischan kämpfte sich aus den unzähligen Lagen von grauen Decken, mit denen er der Kälte der Nacht ein Schnippchen zu schlagen versucht hatte. Dämmrige Dunkelheit bot sich ihm dar. Ein leises Schnarchen in der gegenüberliegenden Ecke schob die Anwesenheit von Cid in sein Bewusstsein. Steif streckte Krischan seine Muskeln und kratzte sich dann ausgiebig. Flöhe oder Läuse hatte er keine, doch der Schmutz erwies sich als hartnäckig.
Cid würde heute wieder in die St.-Patrick-Church gehen und Krischan würde ihm folgen. Seit fünf Nächten bot ihm Cid sein Quartier zum Unterschlupf und Krischan war ihm dankbar dafür. Ihn wunderte ein wenig, dass dieser keine Gegenleistung für seine Dienste verlangte. Krischan verbot sich, ihn danach zu fragen, da eine falsche Frage auch als Beleidigung gewertet werden konnte. In seinem Fall konnte das den Verlust der Gastfreundschaft nach sich ziehen, derer er sich erfreute, und Krischan war sich mehr als bewusst, dass er darauf angewiesen war. Nicht nur sein Verehrer hatte ein Auge auf ihn geworfen. Auch andere hatten ihn in Augenschein genommen und für interessant befunden. Eindeutige Angebote, sich doch einem Zuhälter zu unterstellen, waren da noch die harmlosesten Anmachen. Aber das Problem des Geldverdienens würde sich ihm irgendwann stellen. Auch wenn genug da war und Krischan zurückhaltend mit seinem Ersparten umging, so drohte doch immer das Damoklesschwert der Kontensperrung über ihm, wenn die SDA herausfand, dass er noch welche besaß. Einziger Luxus, den er sich gönnte, war ab und an eine Flasche Synth-Alkohol, die Cid mit Vorliebe vor dem Schlafengehen vernichtete. Dafür vermittelte der ihm immer wieder einmal einen kleinen halblegalen Job als Programmierer. So kamen beide ganz gut über die Runden.
Manchmal verschwand Cid für einige Stunden und kam dann entweder euphorisch oder deprimiert wieder. Krischan hatte nachgefragt, was diesen so derart bewegte. Doch Cid schwieg entweder mit einem verschmitzten Lächeln oder mit einem mürrischen Gesicht. So vergingen die ersten Tage und Krischan hatte nun etwas weniger als eine Woche versteckt bei Cid zugebracht. Langsam war auch das Gefühl des Verfolgtseins geschwunden und er wagte es, ein wenig aufzuatmen.
Leise raschelte Papier, das als Matratzenersatz fungierte. Ein unerhörter Luxus, wenn Krischan bedachte, dass Papier in diesen Mengen unverschämt teuer war und daher kaum zu bekommen. Niemand warf so etwas auf den Müll oder gab es einem Penner, damit dieser sein Quartier damit ausstatten konnte.
„Na Kleiner, schon wach? Bleib du hier! Ich muss noch mal los. Dann gehen wir zu Patrick.“
Krischan nickte leicht und lächelte als Antwort. Cid sprang fast auf die Beine und erfreute sich einer ungeheuren Vitalität. Nicht immer war er so. Meist machte er sich klein und unscheinbar. Gab den Penner mit dem schweren Dialekt vor, der sich vor Alkohol kaum auf den Beinen halten konnte. Doch dann gab es Momente und er war wie ausgewechselt und vergaß dabei auch noch mit falscher Betonung zu sprechen. Krischan hatte nicht herausgefunden, woher Cid kam. Doch auch dieser verlangte nicht mehr von ihm zu wissen, als dass er auf einen anderen Planeten musste, um sich dort der Verfolgung der SDA zu entziehen.
Eine Decke segelte durch die Luft und landete über ihm, entzog ihm das spärliche Licht. Lachend schob Krischan den Stoff von seinem Haupt. Als er wieder sehen konnte, war Cid verschwunden. Krischan zog die Beine an und hüllte sich enger ein. Ein kurzes Tasten nach seiner Tasche und er hatte den Planer gefunden. Seiner Morgenroutine entsprechend kaufte er sich als erstes eine Zeitung. Noch immer wurde er nicht offiziell gesucht. Aber Krischan glaubte nicht an ein schnelles Ende. So wie er es sich angewöhnt hatte, las er jede Seite dreimal durch. Er wollte sichergehen, auch
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