Shkarr (German Edition)
und ihn wieder verschloss, war der zur Toilette. Mir entging nicht, dass ich dabei von den Kanarras ganz genau beobachtet wurde. Sie waren alles andere als teilnahmslos. Auch als ich wiederkam, änderte sich daran nichts. Sie beobachteten mich und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich schrie sie an, dass sie damit aufhören sollten, woraufhin sich der Schwarze erhob und an das Gitter trat.
‚Warum sollen sie damit aufhören?’, fragte er mich. Genau das fragte er.“
Cid schaute Krischan. „Irgendwie scheint dich das alles nicht sonderlich zu erstaunen. Ein Kanarra, der reden kann. So etwas gibt es nicht.“ Cid zog wieder die Flasche heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Soweit Krischan das feststellen konnte, hatte der Alkohol aber irgendwie nicht die Auswirkung, die Cid eigentlich damit bezweckte. „Was hältst du davon, Kleiner?“, fragte er ihn.
„Erzähl weiter“, forderte Krischan ihn auf. „War das alles, was er gesagt hatte?“
Cid sah ihn misstrauisch an. „Anscheinend hältst du das für eine gute Geschichte.“
Krischan schüttelte leicht den Kopf. „Ich hatte auch eine Begegnung mit einem Kanarra“, zerstreute er den Vorwurf. „Das ist alles.“
Cid sah ihn entgeistert an. „Du meinst das jetzt ernst. Und ich dachte, du hättest nur zu tief gegraben und wärst der SDA auf diese Weise auf die Füße getreten. Aber das ist natürlich noch besser als ich dachte.“
„Wieso ist das besser?“ Krischan sah ihn etwas ratlos an, nicht sicher, wie er diesen Einwurf bewerten sollte.
„Wirst du schon sehen! Wie ich schon sagte, er sprach mit mir. Ich hatte ihn aber im ersten Moment nicht wirklich verstanden. Vielmehr stand ich nur wie festgefroren da und starrte ihn an. Da das aber das Einzige war, was ich zu hören vermeinte, glaubte ich an eine Halluzination. Ich goss mir Kaffee ein. Ich weiß das noch, weil mir meine Hand zitterte und ich den Kaffee daneben goss.
‚Du solltest vielleicht etwas anderes trinken’, riet mir der Kanarra. Ich glaube, er verspottete mich. Aber für solche Feinheiten hatte ich kein Ohr, denn jetzt war es eindeutig. Zumindest für mich. Ich glaube, davor und danach hat es nie wieder etwas gegeben, was mich wirklich aus der Fassung gebracht hatte. Ich wusste, dass wir die Kanarras aufgrund ihrer telepathischen Fähigkeiten so auseinandernahmen. Über ihre Intelligenz wusste ich jedoch nichts. Dass sie sogar zu wirklichem Sprechen in der Lage waren, brachte alles bei mir durcheinander. Wenn schon Sprache, hatte ich eher an primitive Absprachen bei der Jagd oder so etwas Ähnliches gedacht. Über mehr hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Mein Gebiet war die Genetik, nicht die Exo-Biologie oder irgendein anderes Gebiet, das sich vielleicht mit Sprach- und Verhaltensforschung befasste“, rechtfertigte sich Cid lautstark.
Krischan rutschte leicht hin und her. Ihm wurde es am Feuer langsam heiß, aber er wollte auch nicht weichen, also blieb er.
„Weißt du, wie er es gemacht hat?“, fragte er, „Ich meine, dass du ihn hören konntest.“
Cid kratzte sich hinter dem Ohr. „Eigentlich nicht. Aber das ist auch nie ein Thema zwischen uns gewesen. Erstaunlich, ich sollte ja auf der genetischen Ebene über die Telepathie forschen. Ich hätte ihn fragen können. Doch wir unterhielten uns nicht darüber. Der Kanarra legte sich vor mich hin und sah mich weiterhin an. Dann begann er, zu singen. Ich hatte noch nie etwas so Schönes gehört. Die anderen stimmten mit ein, und ihre Stimmen wurden klarer in meinem Kopf. Vorher waren sie wie weit entfernt und nur dumpf wahrzunehmen. Dann begann er, mit mir zu reden.
Ich hatte den Eindruck, dass er mich nicht für ganz voll nahm. Irgendwie zurückgeblieben. Er stellte sich mir vor. Sein Name sei Kesz, erzählte er mir, so wie der Name des Planeten, von dem er kam. Er hatte diesen Namen angenommen, als sie entführt wurden. Damit wollte er verhindern, dass ihr Heimatplanet in Vergessenheit geriet. Er erzählte mir auch von seiner Familie, von dem Clan, von dem er abstammte, von seinen Kindern. Er erzählte mir von dem Wald, in dem er geboren wurde und der Luft, den Tieren, der Jagd. Er redete auf mich ein und ich konnte nur zuhören. Ich weiß nicht, warum er es tat. Vielleicht suchte er noch einen anderen Weg, der das Vergessen verhinderte, denn ich war nicht der Einzige, der sehr aufmerksam zuhörte. Irgendwann endete er und sah mich einfach nur an.
‚Es ist Zeit für dich zu gehen!’, entließ er mich recht
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