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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan
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hatte. Was wir taten, war schlicht ein Verbrechen.
    Ich ging in die Pathologie, in die Gruft, wie wir den Raum bezeichneten, in den wir die Kadaver der Kanarras lagerten, bevor sie seziert wurden. Ich suchte das verstorbene Junge. Als ich es untersuchte, stellte ich fest, dass es wahrscheinlich an Vergiftung und Entkräftung gleichermaßen gestorben war. Vielleicht hätte es überlebt, wenn es eine bessere Kondition gehabt hätte. Ich nahm es mit und brachte es zu dem Käfig, in dem das völlig apathische Weibchen saß. Ich nahm an, sie wäre die Mutter des Kindes. ‚Nein’, klang es in meinem Kopf, ‚Die Schwester. Er war der letzte ihrer Familie, der letzte von den Kindern ihrer Eltern. Jetzt ist nur noch sie da.’
    Darauf wusste ich nichts zu sagen. Was auch? Ich war mit Schuld daran.
    Nach einer Weile hatte ich das dringende Bedürfnis, alle Käfige zu öffnen und alle Kanarras freizulassen. Kesz stellte sich hin und sah mich an. ‚Meinst du, das löst unsere Probleme? Sie wissen schon lange, dass wir keine dummen Tiere sind. Und einfach zu fliehen bringt nichts. Wir sind hier auf eurem Planeten. Wir brauchen Hilfe von außerhalb. Wir müssen das Harusch anrufen.’
    Ich hatte von dem hohen Harusch schon gehört. Du weißt, dieses Gericht oder diese Schlichtstelle, wie auch immer man es sehen will. Ich hätte nicht gedacht, dass der Kanarra davon wusste. Aber ohne ihn wäre ich nie auf die Idee gekommen, dort Hilfe zu suchen. Aber dann hatte ich eine Blitzidee.“ Cid kicherte leise.
    „Ich hielt mich für besonders schlau und fragte ihn, warum er das Harusch nicht telepathisch rief. Weil sie es nicht könnten, erwiderte er. Er nahm sich sogar die Zeit, es mir genauer zu erklären. Zum einen ist das Lied, das für die Kontaktaufnahme zum Harusch gedacht ist, im Laufe der Zeit verloren gegangen. Ich weiß nicht, von welchen Zeiträumen er sprach. Aber sie müssen immens sein. Nur die Alten von Kesz, ich habe keine Ahnung, was er damit meinte, würden das Lied noch kennen, so vermutete er. Doch deren Augen sind in eine andere Welt gerichtet und es könnte Jahre dauern, ehe sie die Not der Familien und Clans mitbekämen. Ein schlichter telepathischer Hilferuf ist möglich. Doch er würde kaum weit genug tragen. Kesz liegt zu weit ab von den üblichen Routen der Schiffe der SHrá. Die Erde selbst ist nahe genug. Doch ehe sie daran gedacht hatten, auf diese Weise sich selbst zu helfen, war es zu spät. Die meisten kamen schon völlig verängstigt und in einem destabilisierten Gemütszustand auf der Erde an. Viele waren auch schlicht zu jung, um das nötige Potenzial entfalten zu können und so wie es aussah, konnten die Kanarras von Glück reden, wenn sie die Jungen überhaupt zum Reden brachten.
    Durch die separate Haltung eines jeden von ihnen wurden die Kontakte auf reines Denken und das Nachempfinden der Gefühle der anderen reduziert. Ich habe keine Ahnung, wie und warum sie so auf körperlichen Kontakt angewiesen sind. Der Mangel hatte auf jeden Fall Einfluss auf ihre Fähigkeiten. Hinzu kam, dass die auf Kesz gezeugten und auf der Erde geborenen Jungen zum Teil nicht richtig ‚erweckt’ werden konnten. Sie schienen telepathisch blind zu sein, was sie aber nicht waren.
    Das galt nicht für alle von ihnen. Die meisten, die es betraf, waren die Jungen, denen die Eltern oder nahe Verwandte fehlten, weil sie entweder tot oder nicht mehr ansprechbar waren. Kesz betonte, dass jedes Junge spätestens bis zum sechsten Lebensjahr von seiner Familie oder durch eine größere Gruppe von Erwachsenen geweckt werden musste. Sonst würden sie niemals richtig hören oder sprechen lernen. Ich habe die Jungen gesehen: Viele von ihnen waren auf der Erde geboren oder in jungen Jahren verschleppt worden. Viel zu viele waren älter als sechs Jahre und denen, die jünger waren, würde es nicht besser als den älteren gehen.“
    Cid sah in die Flammen, die allmählich ihre Kraft verloren. „Experimente“, murmelte er, als würde er mit ihnen sprechen. „Ein Teil der Jungen, die hier gezeugt und geboren wurden, waren nicht mehr so wie die Kanarras, die von Kesz kamen. Wir hatten sie genetisch verändert. Sie waren anders, in mehr Dingen, als ich geglaubt hatte. Sie konnten ganz sicher nicht erweckt werden. Ihnen fehlte etwas, und wenn es einem der Kanarras gelang, ihren Geist zu berühren, fühlten sie keine Verwandtschaft. Dennoch waren es ihre Kinder. Also taten sie alles für sie, was sie nur konnten. Egal, wie man es

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