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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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geschähe. Ihr persönliches Schicksal war ihr nicht mehr wichtig. Tränen des Glücks rannen über ihre Wangen, und auf den Lippen spürte sie einen salzigen Geschmack.
    Der Engel befahl ihr zu landen, und sie brachte ihr Schiff in eine gefährlich scharfe Kurve. Andere Landungsschiffe in ihrem Blickfeld gingen bereits in den Sturzflug über. Vor ihren Augen zerbarst ein Schiff inmitten eines gleißenden Lichthofs; die überhöhte Geschwindigkeit und der viel zu steile Winkel, in dem es auf den Boden zusauste, ließen die Außenhülle platzen.
    Ihr eigenes Schiff hielt der ungeheuren Belastung stand. Sie konnte beobachten, wie einige Schiffe trudelten und außer Kontrolle gerieten; wie silberne Sternschnuppen schossen sie durch die Wolken, um dann auf der Planetenoberfläche zu zerschellen. Stimmen sangen in Dakotas Kopf, zwangen sie, ihr Schiff nach unten zu steuern, ungeachtet der Gefahren.
    Drunten breitete sich eine Siedlung der Freistaatler aus, Port Gabriel; die Ortschaft lag an einem der vielen Nebenflüsse des mächtigen Stromes Ka, der den Kontinent in zwei Hälften teilte.
    Ihre Ghost-Schaltkreise erinnerten sie daran, dass sich Cardinal Point immer noch mindestens tausend Kilometer weiter östlich befand. Aber das war nicht länger ihr Ziel.
    Stattdessen zeigte der Engel mit seinem Flammenschwert auf Port Gabriel, wie ein göttlicher General, der eine Armee aus heiligen Kriegern in den Kampf fuhrt. Rings um Dakota summten und blinkten die Komm-Geräte, als das Orbitalkommando verzweifelt versuchte, die Flotte wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
    Doch mittlerweile hatte sich das Konsortium in den Feind verwandelt, der vernichtend geschlagen werden musste; das Syndikat war schon immer der Gegner gewesen, sie hatte es nur erst jetzt erkannt. Die anderen überlebenden Maschinenköpfe in der Flotte reaktivierten ihre Ghost-Links über ein spezielles Netzwerk, unter Umgehung des Orbitalkommandos und der Zirkusmanege.
    Vage nahm Dakota den Tumult wahr, der bei den Soldaten der Freistaatler ausbrach, die im Heck ihres Landungsschiffs gefangen waren und nun mit aller Macht versuchten, das Schloss zur Cockpit-Tür aufzubrechen. Ohne auf die kaum verständlichen Drohungen oder das Flehen der Leute zu achten, steuerte sie im Sturzflug eine Bergkette an, die sich im Westen von Port Gabriel erstreckte.
    Als Reaktion auf dieses Kamikaze-Manöver wollte das Schiff Notprotokolle mobilisieren und auf Autopilot gehen. Es glaubt, ich sei verletzt oder aus irgendeinem anderen Grund nicht mehr fähig, die Steuerung zu handhaben, erkannte Dakota. Dabei hatte sie sich nie besser gefühlt.
    Das Landungsschiff blendete sich völlig aus ihren Gedanken aus, und sie stand wieder auf demselben Marktplatz, der regelmäßig in ihren Träumen wiederkehrte. Engel schwebten dahin, manche so durchsichtig wie Wolken, unbemerkt von den Passanten, an denen sie vorbeikamen.
    Da gab es etwas, das sie wissen sollte. Jetzt kam es ihr in den Sinn: Banville, der Wissenschaftler von Bellhaven, der Architekt des Forschungs- und Entwicklungsprogramms für Maschinenköpfe, hatte sich freiwillig und aus voller Überzeugung den Uchidanern angeschlossen.
    Auf den flüchtigen Augenblick der Erkenntnis folgte ein ebenso kurzer Moment des Zweifels. Ein Funke von Vernunft ließ sie plötzlich unsicher werden. Angenommen, der Engel ist nicht real … Angenommen, es handelt sich um eine Halluzination, erzeugt von meinen Implantaten? Banville könnte den Uchidanern gezeigt haben, wie man mich manipuliert, wie man dafür sorgen kann, dass ich auf einmal etwas glaube … etwas glaube, das ich normalerweise nicht …
    Die Logik versagte. Der rationale Funke wurde matter und erlosch dann ganz. Sie befand sich wieder im Cockpit des Landungsschiffs, und der Boden raste ihr mit erschreckender Geschwindigkeit entgegen.
    An den Aufprall konnte sie sich später nicht mehr erinnern.
    Sie kam nur sehr langsam wieder zu sich.
    Dakota hustete; ihr war schwindlig und übel. Auf ihrer Brust schien ein immer schwerer werdendes Gewicht zu lasten, ihre Lunge krampfte sich zusammen. Ich krieg keine Luft mehr. Sie erkannte, dass die Außenhülle des Schiffs geborsten war, und hangelte wie eine Wahnsinnige nach ihrer Atemmaske. Als sie sie endlich zu fassen bekam, stülpte sie sich das Gerät über Mund und Nase und zwang sich dazu, in kurzen, gleichmäßigen Zügen zu atmen.
    Das war knapp gewesen. Verdammt knapp! Sie konnte nur wenige Augenblicke lang bewusstlos gewesen sein,

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