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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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doch hätte die Ohnmacht nur ein bisschen länger gedauert, wäre sie vielleicht erstickt. Dass sie überhaupt noch lebte, war ein Wunder.
    Dakota bewegte sich mit äußerster Vorsicht; behutsam scannte sie ihren Körper nach Knochenbrüchen oder anderen Verletzungen. Das Landungsschiff lag auf der Seite; sie selbst hing eingeschlossen in ihrem Sitz, der in einem Winkel von rund vierzig Grad gekippt war. Ihre Biomed-Monitore informierten sie über eine Rippenfraktur. Beim Aufschlag auf dem Boden hatten sich Gel-Kissen explosionsartig aufgepumpt, um ihren Körper zu schützen, doch mittlerweile waren die Pads wieder abgeflacht, und das weiche, stoffartige Material drapierte sich nun schlaff über ihrem Schoß und um ihre Beine herum. Die Gel-Kissen hatten dazu beigetragen, ihr das Leben zu retten.
    Dakota öffnete das Sicherheitsgeschirr, das sie auf dem Pilotensitz festhielt, und stemmte sich benommen von ihrem Platz hoch. Sie taumelte vor Schwäche und der ungeheuren Anspannung. Ein fauchendes Geräusch machte sie stutzig. Es war der Wind, der draußen offenbar mit Sturmstärke über das karge Terrain fegte. Ein greller Sonnenstrahl blendete sie, der durch einen gewaltigen Riss in der Außenhülle schräg ins Cockpit einfiel.
    Sie bediente den manuellen Schalter für den Notausstieg und beobachtete, wie in der Decke des Cockpits ein Paneel zur Seite glitt. Vorsichtig hievte sie sich durch die Lücke und sah, dass das Schiff ein dreißig Meter langes Loch in den gefrorenen Boden geschrammt hatte, eine tiefe, schwarze Narbe, die quer über einen schmalen Highway verlief. Diese Straße führte durch eine weite Ebene aus Schnee und Felsen, die in der Ferne jedoch mit gigantischen Baldachinbäumen durchsetzt war.
    Eiskalte Luft verätzte Dakotas Lunge. Sie ließ den Blick über den Horizont schweifen, während der frostige Wind ihren kurz geschorenen Schädel peitschte. Überall stiegen von abgestürzten Landungsschiffen schwarze Rauchsäulen in die Höhe. Weit weg gewahrte sie die zeltähnlichen Gebäude und Wolkenkratzer von Port Gabriel sowie die breite Flussschleife, an der die Siedlung lag.
    Das spezielle Ghost-Netzwerk, in das sie nun integriert war, teilte ihr mit, wie viele Soldaten, die Gott dienten, überlebt hatten, und erinnerte sie, dass die Gefallenen nun friedlich in Gottes Armen ruhten. Schon recht bald würde auch Dakota in die Ewigkeit eingehen. Dieses Wissen erfüllte ihr Herz mit einem überbordenden Glücksgefühl.
    Bis es so weit war, den ihr bestimmten Tod zu sterben, lief sie Gefahr, in dieser klirrenden Kälte zu erfrieren; ihre Pilotenmontur wirkte zwar isolierend, aber nur für eine begrenzte Zeit. Sie stöberte in den Taschen, die sich an der Hüfte und den Beinen des Anzugs befanden, und holte eine hochwertige Überlebensausrüstung heraus, die aus hauchdünnem Material bestand, ihr aber den größtmöglichen Schutz bot. Zum Schluss stülpte sie sich die Kapuze über den Kopf und streifte sie über das Oberteil ihrer Montur.
    Als Nächstes prüfte sie ihre Waffe. Aus dem Heck des Landungsschiffs hatte sie Stimmen gehört, also gab es unter den Freistaatlern Überlebende.
    Sie bemerkte, dass auch von ihrem Schiff eine dicke, schwarze Rauchfahne in den Himmel quoll. Rasch marschierte sie an dem zerstörten Kommando-Modul vorbei, in dem das Cockpit lag, und steuerte den hinteren Bereich des Schiffs an. Als sie einmal kurz stehen blieb, sah sie, dass das Kommando-Modul größtenteils vom Rest des Landungsschiffs abgerissen worden war.
    Als sie wiederum Stimmen vernahm, ging sie weiter; achtern angelangt, erblickte sie mehrere Gestalten, die sich durch einen weiteren Notausstieg nach draußen quälten. Einander mit gebrüllten Zurufen verständigend, waren sie dabei, reglose Körper aus dem Schiffsinneren zu bergen und auf dem frostharten Gelände abzulegen. An Bord befanden sich zwei Dutzend Elitesoldaten eines Sturmtrupps der Freistaatler, und wie es schien, waren die meisten von ihnen entweder tot oder schwer verletzt. Sie lagen überall am Boden, viele ohne Atemmasken.
    Rußverschmierte Gesichter wandten sich ihr zu; die Soldaten fingen an, wild zu gestikulieren, und aus ihren Stimmen war die Wut deutlich herauszuhören. Am fernen Horizont schritt der Engel abermals über die Erde. Er war zu einer Größe angewachsen, der sogar die höchsten Gipfel der Bergkette noch übertraf, und er sammelte die Seelen der Gefallenen ein.
    Die Freistaatler, die sie aufgeregt anschrien, schienen den Engel

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