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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Name, der Respekt einflößt.«
    »Ganz recht!«, pflichtete Dakota ihm bei und schlug frustriert mit der Faust auf ihr Kopfkissen. »Sie machen Witze auf unsere Kosten. Sie lachen über uns. Die Shoal brauchen uns nicht, wir hingegen sind von ihnen abhängig.«
    »Na schön, in diesem Punkt kann ich dir nicht widersprechen. Aber was können wir dagegen tun?«
    Dakota gab einen ungeduldigen Laut von sich und ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken. Beide starrten jetzt die Zimmerdecke an.
    »Weißt du, ich komme mir hier irgendwie fehl am Platze vor. Ich fühle mich einfach nicht in meinem Element. Es ist, als sollte ich gar nicht hier sein.«
    »Wie meinst du das?«, hakte Josef nach.
    »Ich stamme von Bellhaven, vergiss das nicht. Freiwillig habe ich mich nicht zu diesem Einsatz gemeldet.«
    Josef nickte verstehend; im gesamten Konsortium waren die besonderen Umstände bekannt, auf die Dakota nun anspielte.
    Die erste Generation von Kolonisten, die Bellhaven besiedelten, hatten ein extensives Terraforming-Programm in die Wege geleitet, das darauf abzielte, die durchschnittliche Temperatur ihrer neuen Welt zu erhöhen. Als ein paar Jahrzehnte später der erste von mehreren Bürgerkriegen ausbrach, brach dieser Terraforming-Prozess zusammen. Nach dem Sieg sahen sich die Ältesten gezwungen, das Konsortium um Hilfe zu bitten, damit der Umwandlungsprozess weitergehen konnte. Im Grunde lief es darauf hinaus, dass man sich nun an genau den Teufel wenden musste, aus dessen Klauen man sich hatte befreien wollen, als man sich auf Bellhaven niedergelassen hatte.
    Der Preis für die gewährte Unterstützung war hoch. Schon lange vor Dakotas Geburt hatte sich Bellhaven den Ruf erworben, in der Weiterentwicklung der Maschinenkopf-Technologie führend zu sein. Das Konsortium hatte dafür gesorgt, dass Bellhaven zu einem gastlicheren Planeten wurde, doch als Gegenleistung verlangte – und erhielt – das Konsortium Sonderkonzessionen; unter anderem musste sich Bellhaven verpflichten, in der Heimat ausgebildete Maschinenköpfe an das Konsortium abzutreten. Diese hochtrainierten Leute sollten dazu beitragen, den Frieden zu sichern.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dakota sich nie als Soldatin betrachtet. Schließlich war sie ein Maschinenkopf, jemand, der technische Geräte mit menschlicher Intelligenz ausstatten konnte. Sie hatte sich beharrlich davor gedrückt, ernsthaft darüber nachzudenken, was die Bellhaven-Technologie aus ihr machte. Und nun war sie hier, weit weg von zu Hause, und stellte sich Fragen nach ihrer Identität.
    Kurz bevor Dakota an jenem Morgen erwachte, hatte sie sich in einer fremden Stadt gesehen; sie trug ein langes, helles Kleid mit Ärmeln, die so lang waren, dass sie über den Boden schleiften. Gebäude reckten sich wie stählerne Blumen, ähnlich dem Löwenzahn, in den blassblauen Himmel empor, als wollten sie eine Sonne einfangen, die nicht nur Licht und Wärme spendete, sondern auch Liebe, Weisheit und Güte.
    Die Vorstellung, in den Glast hineinzuschauen, erschreckte sie. Deshalb hielt sie den Blick gesenkt. Sie spürte, dass dieses Licht lebendig war, intelligent, dass es alles über sie wusste, was es überhaupt zu wissen gab; es kannte jeden ihrer Gedanken, jede Handlung, die sie jemals begangen hatte, und jeden Wunsch, der ihr irgendwann einmal in den Sinn gekommen war. Nichts an ihr – sei es nun gut oder böse – blieb diesem unbeschreiblichen Glanz verborgen.
    Und dennoch brachte ihr das Licht nichts als reine, bedingungslose Liebe entgegen.
    Sie bewegte sich durch eine enorm große Menschenmenge, die gar kein Ende zu nehmen schien. Unzählige Leute, deren Kleidung in sämtlichen nur existierenden Farben leuchtete, verstopften Straßen, die bis an den Horizont führten. Jedes Gesicht, in das sie blickte, trug einen heiteren, friedvollen, zufriedenen Ausdruck. Verzweifelt versuchte sie den Engel zu finden, dem sie in ihrem früheren Traum begegnet war.
    Die Erkenntnis, dass das Licht, das über diesen Straßen leuchtete, nichts anderes als Gott war, machte sich wie selbstverständlich in Dakota breit, als hätte sie es schon die ganze Zeit lang gewusst.
    Während sie zwischen diesen unfassbar hohen Türmen durchmarschierte, merkte sie plötzlich zu ihrem Schrecken, dass sie für diese Menschen nichts anderes war als ein Geist, ein unsichtbares Gespenst, das im Grunde nicht verdiente, in dieser Stadt der Engel wandeln zu dürfen. Obwohl das Licht, das auf sie niederschien, sie liebte,

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