Shoal 01 - Lichtkrieg
nur eingebildet. Jede andere Möglichkeit erfüllte sie mit Grausen.
Sie riss sich aus ihrer Versunkenheit und beobachtete Corso, der erregt mit Arbenz diskutierte.
»Senator, wir haben keine Ahnung, welche Infrastruktur und welches technische Know-how die Weisen benutzten, um dieses Schiff oder seine Antriebssysteme zu bauen. Das Wrack von Nova Arctis wegzubringen, ist eine Sache. Das Replizieren der Technologie steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt. Es ist ein Unterfangen, das man nicht mir nichts, dir nichts realisieren kann. Hier haben wir es mit einer Technik zu tun, die der unseren um zig Jahrtausende voraus ist. Im Augenblick wissen wir einfach noch nicht genug, um weitergehende Pläne zu schmieden.«
»Und was schlagen Sie vor?«, mischte sich Gardner ein.
»Wir müssen uns Zeit lassen, wenn es sein muss, Jahre auf die Erforschung dieses Schiffs zu verwenden«, antwortete Corso prompt. »Stück für Stück müssen wir es auseinandernehmen, es buchstäblich in seine Einzelteile zerlegen. Das Sicherste wäre, hier eine permanente Forschungsstation einzurichten, sozusagen als Alibi für unseren ausgedehnten Aufenthalt. Wir hatten ohnehin vor, unsere gesamte Population im Laufe der nächsten Jahrzehnte nach Newfall umzusiedeln …«
Arbenz bemühte sich nicht einmal, seinen Ärger zu verbergen. Er redete sich sichtlich in Rage. »Wir befinden uns mitten in einem Krieg, Mr. Corso. Wir kämpfen um unser Überleben. Wenn wir es nicht lernen, dieses Ding zu fliegen, dann haben wir nicht verdient, Redstone zu behalten, und Newfall genauso wenig.«
»Ich denke«, erwiderte Corso, seine Worte mit Bedacht wählend, »dass es Senatsmitglieder gibt, die eine andere Meinung vertreten. Von Rechts wegen benötigen Sie die Zustimmung der Regierung, um überhaupt autorisiert zu sein …«
»Die Regierung ist weit weg!«, brüllte Arbenz mit wutverzerrtem Gesicht. »Hier bietet sich uns die einzigartige Gelegenheit, uns einen unüberbietbaren Vorteil zu verschaffen – die Entdeckung dieses Wracks ist ein Gottesgeschenk, wenn Sie so wollen. Wir müssen diese Mission zu einem erfolgreichen Abschluss bringen – und falls wir dann doch scheitern sollten, sterben wir einen ehrenvollen Tod, vor Gottes Augen.« Arbenz gab sich Mühe, ruhiger zu werden. »Das ist mein letztes Wort. Ich dulde keinen weiteren Widerspruch mehr.«
Dakota fasste Gardner in Auge und wunderte sich wieder einmal, was diesen Geschäftsmann wohl dazu getrieben hatte, sich mit den Freistaatlern einzulassen. Wie hatte er auch nur einen Moment lang glauben können, mit diesen Leuten wäre eine für beide Seiten profitable Beziehung möglich? Auch ihm schienen Bedenken zu kommen, denn sein Gesicht war Leichenblass, und er machte einen bestürzten Eindruck.
»Senator«, sagte er unvermittelt. »Bei allem Respekt, aber halten Sie bitte Ihr verdammtes Maul!«
»Gardner …«
Diese seltsame Allianz zerbricht, schoss es Dakota durch den Kopf. Sie sind erst – wie lange hier? Ein paar Stunden? Und schon kommt es zum Zerwürfnis.
Gardner ließ sich nicht einschüchtern. »Ohne meine finanzielle und technische Unterstützung können Sie gar nichts unternehmen, Senator. Lassen Sie es mich so ausdrücken – ohne mich wären Sie gar nicht hier. Ich bin es leid, ständig bei Entscheidungen übergangen zu werden, nur weil Sie Ihre provinziellen, kleinkarierten Ziele in den Vordergrund rücken. Wenn es eine Möglichkeit gibt, diesen Sensationsfund zu erforschen und auszuwerten, dann werden es meine wissenschaftlichen Teams, meine Kontakte sein, die in Aktion treten. Haben Sie mich verstanden? Sie verfügen gar nicht über die Mittel, die ein derartiges Projekt erfordert. Ich schon!«
»Die Mittel mögen Sie haben«, entgegnete Arbenz in scharfem Ton. »Aber Sie besitzen nicht das Rückgrat, um diese Sache durchzuziehen. Es fehlt Ihnen an Willenskraft.«
»Das hier ist eine gemeinsame Mission«, fuhr Gardner unbeirrt fort. »Falls mir etwas zustößt oder ich mich zu bestimmten Zeiten bei meinen Geschäftspartnern nicht melde, stehen Ihre Chancen, dieses Schiff zu erkunden – geschweige denn, es irgendwohin zu fliegen –, gleich null. Darüber sind Sie sich doch im Klaren, oder?«
Dakota wurde immer nervöser; sie war gespannt, welche Wendung die Dinge noch nehmen würde. Doch Arbenz lächelte nur, als seien sie alle die besten Freunde und als hätte es diesen Streit und die ausgestoßenen Drohungen nie gegeben. Es war ein Lächeln, das nichts Gutes
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