Shoal 01 - Lichtkrieg
stutzig- Ich habe mich bemüht herauszufinden, woher das Schiff ursprünglich stammt, und manches deutet daraufhin, dass es exakt aus dieser Gegend kommt.«
»Sie meinen die Magellanschen Wolken?«
»In der Tat. Sie können sich sicher vorstellen, wie verblüfft ich war, als ich mitkriegte, dass Sie sich intensiv mit diesem Bereich beschäftigten.«
Dakota drehte den Kopf und versuchte, ihm ins Gesicht zu blicken. »Noch einmal, Lucas. Ich schwöre Ihnen, dass ich keine Ahnung habe, wovon Sie reden. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, mich irgendwann einmal während meiner Zeit auf der Hyperion mit den Magellan-Wolken befasst zu haben.«
Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie es.«
»Lucas«, zischte sie, »Sie müssen mir glauben. Ich weiß wirklich nicht, worauf Sie anspielen.«
Es war offensichtlich, dass er ihr das nicht abnahm.
»Na schön«, fuhr sie resigniert fort. »Sie sind also der Ansicht, dass dieses Schiff aus der Zeit stammt, als die Magellanschen Novae ausbrachen?«
Corso fasste sie argwöhnisch ins Auge. »Für mich sieht es ganz danach aus.«
»Wenn Sie allen Ernstes glauben, dass dieses Ding aus einer benachbarten Galaxis hierherkam, dann hätte es für die Reise trotz seines überlichtschnellen Antriebs mehrere Jahrhunderte gebraucht.«
»Ja, sicher, das ist einer der Gründe, weshalb ich diese Hypothese anfangs verwarf. Obendrein stellt sich die Frage, welchen Grund es hatte, unsere Galaxis anzufliegen. Doch als ich dann sah …« Er warf ihr einen Blick zu und stieß abermals einen Seufzer aus. »Hören Sie, die Richtung, aus der das Schiff kam, ist irrelevant. Die wirklich wichtige Frage lautet: Wie weit ist es geflogen? Welche gigantische Entfernung hat es zurückgelegt?«
»Aber was hatte es hier zu suchen?«, beharrte sie. »Wieso diesen Aufwand betreiben und eine fremde Galaxis ansteuern? Was könnte der Grund gewesen sein für … oh!«
»Exakt! Wenn sie vor etwas geflüchtet sind, dann muss die Bedrohung schon sehr schlimm gewesen sein, um sie zu veranlassen, zwischen sich und dem, was immer sie aus ihrer Heimat vertrieb, einen derart gewaltigen Abstand zu schaffen.«
»Zum Beispiel, wenn auf einmal eine Menge Sterne explodieren …«, steuerte sie bei.
Er trat wieder vor sie hin und zuckte mit den Schultern. Anscheinend hielt er die letzten Feinabstimmungen, die er vorgenommen hatte, für ausreichend. »Bis ich mehr herausfinde, sind wir auf Spekulationen angewiesen.«
»Sagen Sie, Lucas, wird man Sie und mich am Leben lassen, nachdem wir unsere Schuldigkeit getan haben?«, fragte sie spontan. »Wollen Sie wirklich, dass ein Mahn wie Arbenz einen funktionierenden Transluminal-Antrieb in die Finger bekommt? Was macht Sie so sicher, dass die Shoal nicht die gesamte Bevölkerung von Redstone eliminieren, sobald sie von diesem Manöver erfahren?«
»In den Sessel ist eine Totmannschaltung eingebaut«, erklärte er, ohne auf ihre Fragen einzugehen. »Das ist sie.« Er zeigte auf die betreffende Stelle. »Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, lassen Sie den Griff einfach los, und die Verbindung wird unterbrochen.«
»Nur einmal angenommen, Ihr Sicherheitsprotokoll versagt, und Sie können es nicht verhindern, dass ich plötzlich die totale Kontrolle über das Schiff erhalte. Was werden Sie unternehmen, um mich aufzuhalten?«
»Tja, sollten Sie auf die absurde Idee kommen, das Schiff zu entführen, werden Sie entweder von der Agartha oder der Hyperion abgeschossen, ehe Sie genügend Energie auf die Triebwerke legen können. Vorausgesetzt, Sie schaffen es irgendwie, sich eine Bahn durch eine mehrere Kilometer dicke Eisschicht zu sprengen, deren Oberfläche wir kaum angekratzt haben. Außerdem …«, er bedachte sie mit einem spöttischen Grinsen, »weiß niemand, Sie eingeschlossen, wie man mit einem Transluminal-Antrieb umgeht.«
»Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, Corso.« Sie brauchte sich nicht anzustrengen, um einen dringlichen Ton in ihre Stimme zu legen. »Bitte glauben Sie mir, ich weiß wirklich nicht, was mit Josef Marados passiert ist. Ich schwöre, ich hatte mit seinem Tod nichts zu tun. Aber von einer Sache bin ich hundertprozentig überzeugt – egal, was Arbenz jetzt so vollmundig von sich gibt, er hat nicht die Absicht, Sie oder mich am Leben zu lassen. Er kann keine Mitwisser oder Zeugen gebrauchen.«
»Ich sagte Ihnen bereits, dass mir in dieser Angelegenheit keine andere Wahl blieb. Wollen Sie etwa andeuten, dass Arbenz lügt,
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