Shoal 01 - Lichtkrieg
tröstliche Umarmung der Piri Reis. Dakota wusste, egal, wohin sie ging, ihr eigenes Schiff würde immer ihr Zuhause sein, die einzige Konstante in ihrem Leben, stets gefällig und immer bereit, auf jeden ihrer Wünsche einzugehen.
Sie ließ sich von dem Abbild des Mannes, der ein Bestandteil der Piri war, die Haare streicheln, während sie mit dem Kopf auf seinem Schoß dalag.
Es dauerte nicht lange, bis die Tränen flossen.
Für eine kurze Weile nickte sie sogar ein.
Sie träumte, sie wolle aus einem Gebäude flüchten, aber jeder einzelne Eingang war blockiert. Etwas verfolgte sie.
Aus der Finsternis stürzte sich ein brüllendes Monster auf sie und brachte sie um. Doch zuerst verursachte ihr die Bestie fürchterliche Schmerzen. Sie wachte auf und blieb noch eine geraume Zeit im Dunkeln liegen, ins Nichts starrend und einen plötzlichen Entschluss fassend.
Es ist noch nicht vorbei, Senator. Noch lange nicht.
Als sie dann endlich bereit war, öffnete sie ihren Ghost und vernetzte ihn mit einem ganzen Ozean aus Informationen.
Etabliere einen Datenlink mit dem Maschinenkopf-Interface an Bord des Wracks, befahl sie Piri Beta. Weiterleiten und Kodieren der Daten via Piri Alpha. /Piri Alpha: Kodiere die Informationen und lösche danach den Datenpfad. Keine Spuren hinterlassen.
‹ Dakota, zurzeit habe ich Piri Beta mit einer Sperre belegt. Ich glaube, die Beta-Kopie wurde manipuliert und könnte die Systeme dieses Schiffs beeinflussen, wenn ein uneingeschränkter Datenaustausch stattfindet. ›
Aber wer …
‹Miss Merrick›, antwortete Piri Beta.‹Seien Sie vielmals gegrüßt. Ich bin entzückt, Ihnen nach all den überstandenen Abenteuern wieder zu begegnen.›
Dakota spürte einen Adrenalinstoß, der durch ihre Blutbahn rauschte und sie hellwach machte.
Ich dachte mir schon, dass du da drinsteckst, du verdammter Fisch! Du bist es doch, oder? Derjenige, der mir die beschissene Figur geschenkt hat. Ich wusste es! Wie hast du das geschafft? Wie, zur Hölle, hast du dich hier reingeschmuggelt?
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich in ihrem eigenen Schiff wie eine Gefangene.
‹Es war ganz einfach. Ich integrierte mein vergeistigtes Selbst in ein Artefakt, das ich Ihnen als Zeichen meiner Wertschätzung zum Geschenk machte. Es diente der Vorbereitung auf diese hochwichtige Reise, welche das an und für sich lobenswerte Ziel verfolgt, etwas zu finden, was nicht entdeckt werden darf. Ich spreche hier vom reinsten aller Feuer, der Essenz des Wissens schlechthin, einer Errungenschaft, die wir – Ihre Freunde mit den silbernen Flossen – hüten wie einen kostbaren Schatz.
Wie ich schon sagte, befand sich ein Abbild meiner Seele, ausgestattet mit den besten Eigenschaften, die ich mich in aller Bescheidenheit zu besitzen rühme, in diesem winzigen Objekt. Mich später zu befreien und in die wesentlich größeren Gefilde dieses Ozeans aus Gedanken und Stahl, die Hyperion, zu transferieren, fiel mir gleichfalls nicht schwer. Hier weile ich nun, forsche und studiere, damit alles im Gleichgewicht bleibt. Die Dinge dürfen nicht aus dem Gleichgewicht geraten.›
Dakota befand sich in einer Art Schock. Was auch immer jetzt zu ihr sprach, konnte höchstwahrscheinlich nur in die Systeme der Hyperion eingedrungen sein, als sie die Figur auf die Imager-Scheibe gestellt hatte.
Sie hatte recht gehabt mit ihrem Verdacht, an Bord der Hyperion gäbe es einen Spion. Sie selbst hatte diesen Spitzel eingeschleust, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Doch das erklärte nicht, warum sie jedes Mal, wenn sie an die Figur dachte, ein merkwürdiges, nagendes Gefühl beschlich. Es erklärte nicht, warum ihr das Püppchen so verflucht bekannt vorkam.
Piri Alpha, wie sicher sind wir vor diesem Ding?
‹Meine Systeme sind jedenfalls wesentlich abgeschirmter als die der Hyperion›, antwortete ihr Schiff.
Den pikierten Tonfall bildete sie sich nur ein.
‹Es versucht gerade, die Piri Reis zu lokalisieren›, fuhr das Schiff fort.‹Aber vor einer Entdeckung durch externe Kräfte sind wir effektiv geschützt, es sei denn, ein Mitglied der Crew stellt einen direkten visuellen Kontakt her.›
Mehrere Sekunden lang dachte Dakota fieberhaft nach. Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren.
»Ich dachte, Künstliche Intelligenz gäbe es nicht«, sprach Dakota laut aus, ihre Worte mit Bedacht wählend. Sie musste so viele Informationen wie möglich über das wie auch immer geartete Ding erhalten, das sich in die Datenbänke der
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