Shoal 01 - Lichtkrieg
verhieß.
»Ich finde, für heute haben wir genug gesehen«, erwiderte Arbenz und wandte sich abermals Corso zu. »Was gedenken Sie als Nächstes zu unternehmen?«
»Die Kalibrierungen waren erfolgreich. Jetzt muss ich nur noch Feinabstimmungen am Interface vornehmen, damit Mala – damit Dakota beginnen kann, die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen. Wenn wir erst einmal so weit sind, stehen die Chancen gut, dass wir das ganze Wrack erforschen können, ohne von irgendwelchen Verteidigungsmechanismen getötet zu werden.«
»Gute Arbeit, Mr. Corso. Denken Sie immer daran, dass Eile geboten ist. Die Zeit drängt.«
Corso schaute nachdenklich drein. »Ich kann noch heute eine ganze Menge erledigen.«
»Schön.« Arbenz nickte. »Unterdessen kehren wir anderen an die Oberfläche zurück. Kieran, ich möchte, dass Sie hier bei Corso bleiben und auf alles ein wachsames Auge halten. Sollte etwas passieren, was Ihnen irgendwie ungewöhnlich vorkommt, und ich rede hier von Gefahren für Leib und Leben, leiten Sie eine sofortige Evakuierung ein. Es bringt nichts, unnötige Risiken einzugehen. – Und was Sie betrifft«, wandte er sich zum Schluss an Dakota, »so begeben Sie sich unverzüglich an Bord der Hyperion zurück und bleiben dort, bis wir Sie holen. Unternehmen Sie nichts, was Ihnen leid tun könnte! Mittlerweile dürften Sie begriffen haben, dass mit uns nicht zu spaßen ist!«
»Sie können mich nicht umbringen, Senator. Dazu sind Sie viel zu sehr auf mich angewiesen.« Es wurmte sie, dass ihre Stimme so unsicher klang.
»Das stimmt«, räumte der Senator mit einem frostigen Lächeln ein. »Aber wir können Ihnen so zusetzen, dass Sie sich wünschen, Sie wären tot.«
Kapitel Neunzehn
Dakota saß wie erstarrt auf ihrem Sitz im Tauchboot, während es durch das schwarze, eiskalte Wasser nach oben stieg. Sie fühlte sich wie betäubt und zog sich in sich selbst zurück. Die ganze Zeit über unterhielten sich Gardner und Arbenz leise miteinander. Dakota saß hinter ihnen, allein, da Corso in dem Wrack geblieben war. Niemand beachtete sie, und sie war froh darüber.
In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Angenommen, sie schätzte die Situation falsch ein; angenommen, die Freistaatler schafften es tatsächlich, trotz ihrer barbarischen, skrupellosen Vorgehensweise einen intakten Transluminal-Antrieb zu bergen und ihn dann auch noch zu benutzen?
Die Menschen träumten seit Langem davon, den Shoal die Technologie zu stehlen, die das überlichtschnelle Reisen ermöglichte – oder noch besser, einen eigenen Transluminal-Antrieb zu entwickeln. Es war fast schon ein Kindheitstraum, eine Machtfantasie – und mit einem Mal rückte die Erfüllung dieser Sehnsucht in greifbare Nähe.
Doch wirklich gewiss war nur eines – und ausgerechnet diese Tatsache schien Arbenz völlig außer Acht zu lassen –, dass die Shoal-Hegemonie es niemals zulassen würde, dass die Menschheit in eigener Regie nach den Sternen griff. Früher oder später mussten die Shoal von dem Schiff erfahren, und die Maßnahmen, die sie treffen würden, um die menschliche Rasse auf dem ihr gebührenden Platz zu halten, wagte sie sich nicht vorzustellen.
Das Tauchboot koppelte an der Basisstation an, und bald befand sich Dakota wieder auf der anderen Seite der Luftschleuse.
Ein per Autopilot gesteuerter Versorgungsshuttle brachte sie zur Hyperion zurück; begleitet wurde sie von zwei Soldaten, die aussahen, als pumpten sie sich regelmäßig mit Steroidhormonen voll.
Zu ihrem Verdruss stellte sie fest, dass eine neue, aus sechs Personen bestehende Rumpfmannschaft an Bord der Hyperion gegangen war, eigene Systemchecks durchführte und das obendrein mit einer Akribie, die sie beunruhigte. Über Remote-Link versicherte ihr die Piri Reis jedoch, dass ihre heimlichen Manipulationen und Veränderungen in den Datenbanken der Hyperion kaum Gefahr liefen, entdeckt zu werden.
Sie wünschte sich, sie könnte die Zuversicht ihres Schiffs teilen.
An Bord der Fregatte ließen die beiden Soldaten, die mit ihr im Shuttle geflogen waren, sie allerdings in Ruhe; sie konnte tun und lassen, was sie wollte, ohne dass man sie in ihr Quartier einsperrte, wie sie befürchtet hatte. Anfangs glaubte sie, es handele sich um einen unerwarteten Vertrauensbeweis, bis sie darauf kam, dass sowohl die Hyperion als auch die Basisstation auf dem Mond nichts anderes waren als ziemlich geräumige Gefängnisse.
Unbehelligt begab sie sich in den Frachtraum und in die
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