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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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wenn er behauptet, jemand hätte Änderungen in den Datenspeichern der Hyperion vorgenommen, damit Ihre wahre Identität nicht herauskommt? Um Ihre Spuren zu verwischen? Sie vor Nachstellungen seitens Bourdain zu schützen?«
    Dakota wusste darauf nichts zu antworten. Mit jeder Bemerkung hätte sie sich nur selbst belastet.
    »Schon gut.«
    Sie sah, wie sich Corsos Gesichtsausdruck änderte, als er in Richtung des Eingangs schaute. Dakota folgte seinem Blick und merkte, dass Kieran eingetreten war.
    »Auf geht s«, verkündete Corso, der plötzlich wie verwandelt wirkte. Das Einzige, was ihn jetzt noch zu interessieren schien, war seine Aufgabe. »Zuerst müssen wir einige Kalibrierungen vornehmen.«
    Die Paneele des Sessels klappten über Dakota zusammen, schlossen sie ein und schotteten ihre Sinne von der Außenwelt ab. Lediglich ihre Ghost-Schaltkreise konnten ihr jetzt noch Informationen übermitteln.
    »Ich aktiviere die Verbindung zwischen Ihnen und dem Schiff - jetzt!« Aus der Dunkelheit drang Corsos Stimme zu ihr durch, gedämpft, weil elektronische Filter dazwischengeschaltet waren. »Machen Sie sich keine Sorgen, bei jeder ungewöhnlichen Aktivität oder Reaktion können die eingebauten Sicherheitsprotokolle das Interface abschalten. Sie müssen nur daran denken, den Griff loszulassen, und die Totmannschaltung sorgt dafür, dass der Kontakt zwischen Ihnen und dem Wrack unverzüglich getrennt wird.«
    »Alles klar. Ich bin bereit.«
    In Wahrheit bebte sie innerlich vor Aufregung. Sie war gespannt, was sie erleben würde. Dann spürte sie, wie die Verknüpfung hergestellt wurde, und …
    … in einer gigantischen Woge stürzte Wissen auf sie ein, eine unüberschaubare, homogene Flut, in der nur sehr wenige Details klar hervortraten. Sie nahm sich selbst wie aus einer großen Ferne war und merkte vage, wie ihre Hand, die den Griff der Totmannschaltung umklammerte, heftig zu zittern begann.
    Sinneseindrücke rauschten durch Dakotas Großhirn, ein heulender Mahlstrom aus Verlust und Bedauern. Sterne taumelten vorbei, ihre Umrisse und Strahlung verzerrt und entstellt durch die Linse des Transluminalraums.
    Licht füllte den Himmel über einer fremdartigen Küste; eine Million Jahre Sonnenenergie, ausgestoßen in nur einer einzigen fürchterlichen Sekunde, ließ in einer alles vernichtenden Schockwelle aus Hitze einen Ozean verdampfen, setzte Felsen und Erdreich in Brand. Weitere Bilder rasten durch ihren Kopf, sie sah noch andere Welten, die alle uralt zu sein schienen.
    Sie erblickte Kreaturen, die so bizarr waren, dass ihre Fantasie nicht ausgereicht hätte, um sie sich vorzustellen, Wesen, seit undenklichen Zeiten tot und vergessen. Erinnerungen an Orte, die bereits vor unzähligen Äonen zu Staub zerfallen waren, drängten auf sie ein. Sie konnte beobachten, wie Welten, die einstmals Zentren gewaltiger Imperien waren, zu schwarzen Schlackebrocken verkohlten und fortan die ausgebrannten Hüllen toter Sonnen umkreisten.
    Eingekapselt in den Paneelen des Interface-Sessels, rang sie nach Luft, während sich ihre Brust hob und senkte, als stünde sie kurz vor dem Ertrinken. Dakota bemühte sich, die Fülle an Informationen zu absorbieren, die über sie hereinbrach. Endlich begannen die milliardenfachen Eindrücke zu verblassen, und das überall schimmernde Licht des Raumschiffs kroch wieder hinter ihre Augenlider. Die Paneele des Sessels hatten sich geöffnet, Corso beugte sich über sie und nahm ihr die Neuralkappe ab.
    »Verdammt noch mal«, hauchte Corso und blies nervös den Atem aus, als er von Dakota abrückte. »Das nenne ich einen vollen Erfolg. Den Messdaten nach zu urteilen standen Sie in vollem neuralem Kontakt mit dem Schiff.«
    »Es geht mir gut«, nuschelte sie.
    »Ich weiß nicht, was Sie erlebt haben, aber es muss schon sehr beeindruckend gewesen sein. Es traf Sie buchstäblich wie ein Hammerschlag.«
    Dakota peilte über Corsos Schulter und sah, dass Kieran sie aufmerksam musterte. Sie beschloss, nicht zu viel von dem preiszugeben, was sie gerade erlebt hatte. »Ich habe keine Probleme«, behauptete sie. »Aber auf das, was mit mir geschehen ist, kann ich mir nicht wirklich einen Reim machen.«
    »Was ist passiert?«, wandte sich Kieran an Corso, als Dakota langsam vom Sessel herunterstieg.
    »Das war die Kalibrierung«, erklärte Corso. »Es bedeutet, dass das Schiff ihren Input akzeptiert.«
    »Aber sie war doch höchstens ein paar Sekunden mit dem Wrack verbunden.«
    Corso zuckte die Achseln.

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