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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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ist, wenn diese Vibrationen noch stärker werden? Angenommen, im Laderaum befindet sich etwas, das die Piri zerstören könnte?
    Sie versuchte sich ein neues Leben ohne die Piri Reis vorzustellen, die seit einigen Jahren ihr einziges Zuhause war, und merkte, dass es nicht ging.
    Andererseits, wenn das Lebenserhaltungssystem völlig ausgefallen war, konnte sie sich nicht einmal bis zum Erreichen von Bourdains Rock in der Medbox der Piri verstecken, und auch ihr Iso-Anzug würde nicht so lange in Betrieb bleiben. Ihre einzige andere Option war das winzige Ein-Personen-Rettungsboot, das sie immer an Bord hatte, doch dessen Luftvorrat und Batterieleistung waren ebenfalls begrenzt.
    Verdammter Mist!, fluchte sie in Gedanken; gerade als sie sich anschickte, den Schlüssel einzustecken, spürte sie an der Spitze ihrer Wirbelsäule ein vertrautes Kribbeln.
    ‹ Dakota?›
    Piri?
    Sie erstarrte, die Hand mit dem Schlüssel erhoben. Einen Moment lang dachte sie, sie hätte sich die Stimme des Schiffs in ihrem Kopf nur eingebildet. Eine Woge der Erleichterung durchströmte sie.
    Piri, was war los mit dir? Wir hatten keinen Kontakt seit – seit…
    ‹Annähernd zwanzig Minuten, Dakota. Die Lebenserhaltungssysteme funktionieren wieder. Berichte über die Ursachen des Ausfalls liegen mir nicht vor.›
    Dakota ließ die Hand mit dem Schlüssel sinken. Dann schloss sie ein paar Atemzüge lang die Augen, die von einem glatten Film geschützt wurden, und sandte ein inbrünstiges Dankgebet an irgendeine namenlose Gottheit. Die Krise war vorbei.
    Zurück an Bord der Piri, dämpfte sie das Licht und verkroch sich völlig ausgelaugt in ihr Schlafquartier. Bevor sie auf Bourdains Rock das Schiff verließ, würde sie sich waschen müssen. Das hieß Abschied nehmen von ihrem mittlerweile vertrauten Körpergeruch: während der langen, einsamen Wochen zwischen Abflug und Ankunft vernachlässigte man schnell die reguläre Hygiene. Sie nahm kaum Notiz von dem Müll, der ihr hermetisch abgekapseltes Dasein begleitete und nun lose durch den Wohnraum schwebte, fühlte sich auf eine gewisse Art sogar wohl darin.
    Wie so oft in letzter Zeit überkamen Dakota Anwandlungen von Einsamkeit und Melancholie, während sie allein im Dunkeln auf ihrer Koje lag. Unter ihrer Haut spürte sie das weiche, warme Fell, mit dem das Bett bezogen war, trotzdem fehlte ihr etwas.
    Die Piri brauchte nicht lange, um auf ihre unausgesprochenen Wünsche einzugehen.
    Sie blickte in die andere Richtung, deshalb sah sie den Umriss nicht, der sich aus einer Wand löste, aber sie konnte sich das Bild gut vorstellen: die Gestalt eines hochgewachsenen Mannes mit einem konturlosen Gesicht, das so glatt war wie sein künstliches warmes Fleisch, und maschinellen Augen, die unechte Emotionen ausdrückten.
    In dem trüben roten Lichtschein, der vom Kommando-Modul herüberdrang, betrachtete sie die Silhouette der sanft geschwungenen Hüften, während der Mann sich über sie kniete und mit weichen, feuchten Lippen zärtlich ihren nackten Bauch küsste.
    »Dakota?«
    Ihr Schiff sprach durch den Mann mit ihr. Er hatte seidiges braunes Haar, das beinahe echt wirkte. Von seiner Wirbelsäule aus verliefen Kabel wie Nabelschnüre und mündeten in der Wandnische, in der er den größten Teil seiner Existenz verbrachte – er war ein Fleisch gewordener Teil ihres Schiffs.
    Mittlerweile hatte sie sich so an den Mann gewöhnt, und er kam ihr so natürlich vor, dass sie anfing, ihn als richtigen Menschen zu betrachten.
    »Dakota, dein Nervensystem ist schon wieder überschwemmt mit hochdosierten neuralen Samadhi-Stimulanzien. Vielleicht übertreibst du es mit dem Genuss …«
    »Halt mir keine Standpauke, Piri.« Dakota lächelte. Sie fühlte sich körperlich wie geistig rundum zufrieden und entspannt.
    »Es war nicht böse gemein, Dakota. Aber ich mache mir Sorgen, du könntest …«
    Du befürchtest, ich könnte mit meiner Vergangenheit nicht fertig werden. Dakota spürte eine Aufwallung von Ärger, doch ein neurochemischer Schwall spülte jedweden Groll davon. Wenn du wirklich intelligent wärest und Klugheit sowie Empfindungsfähigkeit nicht nur mimen würdest, wäre ich glatt dazu imstande …
    Dakota wusste nicht genau, wozu sie imstande wäre, aber es war ganz sicher eine große Gemeinheit, irgendein bösartiger, heimtückischer Akt. Sie lächelte, als sie spürte, wie der Mann sich auf sie legte; sein Körper fühlte sich warm, glatt und weich an und war im Dunkeln kaum von einem echten

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